Sie erlebte beim Bergsteigen schöne und schlimme Momente
Der steinige Weg von Ski-Ass Danioth

Nach einer schweren Verletzung gibt Aline Danioth (23) in Lienz ihr Comeback. Sie ist sich gewohnt, Widerständen zu trotzen – auf und neben den Ski.
Publiziert: 29.12.2021 um 00:34 Uhr
Mathias Germann

Mit 23 Jahren hat Aline Danioth schon manch übermächtig scheinenden Berg bezwungen. Und zwar wahrsten Sinne des Wortes. Die dreifache Juniorenweltmeisterin aus Andermatt kämpfte sich nicht nur nach vier schweren Operationen stets zurück, sondern kletterte auch schon auf 11 der insgesamt 48 Schweizer Viertausender. «Erreiche ich den Gipfel eines Berges, gibt mir das eine enorme Kraft. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl», so Danioth.

Bereits als 15-Jährige stand die Technik-Spezialistin zuoberst auf dem Matterhorn. Ihr Vater Carlo, Rettungschef in Andermatt, erzählt: «Schon als ganz kleines Mädchen liebte es Aline, auf Hochtouren zu gehen. Und auch später machte es ihr nie etwas aus, um 2 Uhr Morgens mit einer Stirnlampe loszulaufen. Sie ist konditionell extrem gut, liebt die Berge und hat keinerlei Höhenangst.»

Seine Tochter kann das nur bestätigen. Im letzten Sommer kam aber auch Danioth für einmal an ihre Grenzen. Zusammen mit Bruder Luc, der die Ausbildung zum Bergführer macht, kraxelte sie auf den höchsten Schweizer Gipfel, die Dufourspitze (4634 Meter über Meer). Sie erinnert sich: «Es war ein verrückter Tag. Zuerst liefen wir stundenlang, es war sehr heiss. Dann ging es richtig bergauf. Bei etwa 4300 Metern über Meer kamen wir in eine Eisflanke. Es windete stark – so kalt wie damals hatte ich nie zuvor.» Danioth und ihr Bruder kletterten weiter. «Beim Gipfelkreuz habe ich vor Freude geweint.»

Mit Bruder Luc auf der Dufourspitze: Aline Danioth bezwang im Sommer den höchsten Schweizer Berg.
Foto: Zvg
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Bruder Luc stürzte 60 Meter in die Tiefe

In Lienz gibt Danioth nach überstandenem Kreuzbandriss – es war ihr dritter – das Comeback. «Ich war schon oft schwer verletzt, weiss aber, dass es Schlimmeres im Leben gibt», sagt sie. In einer Bergsteiger-Familie aufgewachsen, ist sich Danioth den Gefahren des Gebirges bewusst. Sie verlor einst eine Grosstante und ein Kollege sitzt nach einem Unfall am Berg im Rollstuhl.

Auch Danioths Bruder blickte dem Tod schon ins Gesicht. Vater Carlo: «Ich war mit Luc unterwegs, als er abrutschte. Erst 60 Meter weiter unten kam er zum Stillstand. Luc bewegte sich nicht. Das waren die vielleicht schlimmsten Minuten in meinem Leben.» Aline war damals nicht dabei – der Schock war trotzdem gross. Letztlich hatte Luc einen grossen Schutzengel, er brach sich «nur» den Arm und erlitt Prellungen am Rücken.

Zurück nach Lienz. Woran wird Danioth im Starthaus als Letztes denken? «Ich werde mich einfach freuen», sagt sie. Manchmal kann das Leben eben auch sehr simpel sein.

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