Silber im ersten WM-Rennen
Happy End für Ortlieb nach 19 Operationen

Sie kennt Verletzungen besser als das Gefühl, auf dem Podest zu stehen. Nach langem Leidensweg feiert die Österreicherin Nina Ortlieb mit Silber in der WM-Abfahrt den grössten Erfolg ihrer Karriere.
Publiziert: 11.02.2023 um 17:02 Uhr
|
Aktualisiert: 11.02.2023 um 17:11 Uhr

Neben Weltmeisterin Jasmine Flury (29) und der Drittplatzierten Corinne Suter (28) strahlt in Méribel (Fr) eine Österreicherin auf dem Abfahrtspodest. Nina Ortlieb (26) feiert mit WM-Silber den grössten Erfolg ihrer Karriere. Einer Karriere, in der sie schon viel Leid zu ertragen hatte.

Die Tochter von Patrick Ortlieb (55), Olympiasieger (1992) und Weltmeister (1996) in der Abfahrt, musste sich schon 19 Operationen unterziehen. Die Fäden der letzten wurden erst vorgestern gezogen. Ein sehr grosses Hämatom an der Hüfte als Folge ihres Sturzes vor wenigen Wochen musste durchgespült werden, wie sie gegenüber «oe24» verrät. Immerhin: «Die kürzeste Operation meines Lebens – elf Minuten.» Davor lag sie alleine während ihrer letzten langen Verletzungspause siebenmal unter dem Messer.

23 Monate kein Rennen

Im Januar 2021 stürzte Ortlieb im Abfahrtstraining von Crans-Montana VS schwer. Die brutale Diagnose: Kreuzband-, Innenband-, Aussenmeniskus- und Patellasehnenriss im rechten Knie. Unfassbare 23 Monate dauerte die Rehabilitation, ehe sie in den Weltcup-Zirkus zurückkehrte. «23 Monate klingen jetzt viel mehr, als es sich angefühlt hat. Skifahren ist der schönste Beruf und ich spüre, dass ich noch einiges in mir habe», sagte sie damals der «Kronen Zeitung». Ihr Comeback? Fulminant.

Nina Ortlieb hat allen Grund zum Strahlen.
Foto: keystone-sda.ch
1/8
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Bei den beiden Abfahrten in Lake Louise (Ka) im Dezember 2022 wurde sie Sechste und Zweite. Davor stand sie erst zweimal auf dem Treppchen – 2020 einerseits in der Abfahrt von Crans-Montana als Dritte und andererseits als Siegerin des Super-G in La Thuile (It).

Gold um einen Hauch verpasst

Nur zwei Monate später gelingt ihr der nächste Coup. Lediglich vier Hundertstel trennen sie von Gold. «Ich ärgere mich ein bisschen», sagt sie im Interview beim ORF. «Es wäre mehr drinnen gewesen, weil ich zwei kleine Fehler gemacht habe. Aber bei einer WM passieren auch Fehler.» Ihren Erfolg hat sie noch nicht richtig realisiert: «Es ist schwer in Worte zu fassen, was gerade in mir vorgeht.»

Benjamin Soland
Alle Infos zur Ski-WM 2023

In Courchevel und Méribel findet das Ski-Highlight des Winters statt. Hier findest du alles, was du über die Ski-WM 2023 wissen musst.

Benjamin Soland

In Courchevel und Méribel findet das Ski-Highlight des Winters statt. Hier findest du alles, was du über die Ski-WM 2023 wissen musst.

Umso bemerkenswerter wird ihre Leistung, wenn man bedenkt, was erst vor wenigen Wochen passierte. Wie Corinne Suter stürzte Ortlieb in der Abfahrt von Cortina d'Ampezzo (It) und zog sich wie die Schweizerin eine Gehirnerschütterung zu.

Nun stehen sie gemeinsam auf dem Podest. Der Unterschied? Für Suter ist es nach Silber (2019) und Gold (2021) die dritte WM-Medaille in der Abfahrt. Für Ortlieb ist es im ersten WM-Rennen überhaupt die erste Medaille. Ob das eine Entschädigung für all das ertragene Leid ist? «Einerseits ist es sicher eine Entschädigung», so Ortlieb im Interview mit «oe24». «Ich würde aber auch Belohnung und Bestätigung sagen, dass man am richtigen Weg ist und sich die ganze Arbeit auszahlt.» (bir)

Die Gold-Fahrt von Jasmine Flury im Video
0:31
Mit der Starnummer 2:Die Gold-Fahrt von Jasmine Flury im Video
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?