Ski-Asse werden böswillig ausgebremst
FIS-Rennen in Italien dreist manipuliert

Bei einem Riesenslalom in Madonna di Campiglo kam es letzten Freitag zu einer kuriosen Ergebnisfälschung. Das Rennen wurde für ungültig erklärt.
Publiziert: 17.04.2024 um 19:28 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2024 um 19:29 Uhr
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Laura ErniPraktikantin Sport

Vergangenen Freitag fand ein Riesenslalom-FIS-Rennen in Madonna di Campiglio (It) statt. Diese Rennen sind vor allem für jüngere und schlechter klassierte Ski-Cracks wichtig, um Punkte zu sammeln und sich so einen besseren Startplatz zu sichern.

Besagtes Rennen wurde offenbar skurril manipuliert, wie das Portal skinews.ch als erstes berichtete. Kurz vor Schluss wird der Wettkampf unterbrochen, um Trainern die Chance zu geben, ein Tor umzustecken. Die verbleibenden Fahrer am Start: Christof Innerhofer (39) und Simon Maurberger (29) – beides erprobte Weltcup-Athleten.

Unwillentliches Ausbremsen

«Bevor ich starten wollte, hiess es: Start, stopp. Dann ist vor den Fahrten von mir und Simon ein Tor bei der Einfahrt ins Flachstück um eineinhalb Meter nach aussen versetzt worden», schildert Innerhofer. Teamkollege Maurberger erzählt den Vorgang identisch und ergänzt: «Christof und ich sollten ausgebremst werden, damit wir das Rennen nicht ‹kaputt› machen.»

Christof Innerhofer ist entsetzt. (Archivbild)
Foto: Getty Images
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Die beiden Ski-Asse sind schon davor gebeten worden, während dem Rennen abzubremsen. Beide verweigern dieses Vorhaben aber, weil sie ihre FIS-Punkte-Bilanz ebenfalls aufbessern wollen. Es folgt: die böswillige Manipulation. Ein sogenannter «FIS-Mann» versetzt ein Tor nach aussen, um die Fahrt der beiden (noch) führenden Skirennläufer zu verlängern – nach Plan einiger Trainer aus dem Trentino.

Ähnlicher Fall an Schweizer Meisterschaft

Vor allem nationale Meisterschaften sind FIS-Rennen, bei denen jüngere Fahrerinnen und Fahrer FIS-Punkte sammeln können. Deswegen bremsen renommierte Topathleten oft kurz vor dem Ziel ab oder fahren schon gar nicht voll. Erst kürzlich sorgte ein Schweizer Vorkommnis für Schlagzeilen: Der Bremser von Michelle Gisin (30) kurz vor dem Ziel an der Slalom-SM im März in der Lenzerheide. Obwohl dies die Athletinnen und Athleten freiwillig machen, liegt dieses Vorhaben in einer Grauzone der Legalität.

Vor allem nationale Meisterschaften sind FIS-Rennen, bei denen jüngere Fahrerinnen und Fahrer FIS-Punkte sammeln können. Deswegen bremsen renommierte Topathleten oft kurz vor dem Ziel ab oder fahren schon gar nicht voll. Erst kürzlich sorgte ein Schweizer Vorkommnis für Schlagzeilen: Der Bremser von Michelle Gisin (30) kurz vor dem Ziel an der Slalom-SM im März in der Lenzerheide. Obwohl dies die Athletinnen und Athleten freiwillig machen, liegt dieses Vorhaben in einer Grauzone der Legalität.

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Gemäss Janey Fleré, technischer und administrativer Koordinator der FIS, entschied die Renn-Jury, sobald ihr der Betrug aufgefallen war, die Punkte zu annullieren: «Ich bin froh, dass die Jury vor Ort nach Bekanntwerden dieses Vorfalls sofort entschieden hat. Ich warte jetzt auf die Unterlagen und werde diese an die zuständigen Stellen der FIS weiterleiten.»

Ob der mutmassliche Täter zur Rechenschaft gezogen wird, ist gemäss Fleré noch unbekannt. Zur einfacheren Beweisführung gegen die Beteiligten existieren Videoaufnahmen der illegalen Aktion. Zudem können die Skirennfahrer und Verbände Forderungen für entstandene Kosten geltend machen.

Das manipulierte Rennen gewinnt der eher unbekannte Italiener Marco De Zanna (19). Innerhofer wird mit 0,04 Sekunden Rückstand Zweiter. Simon Maurberger büsst als Drittplatzierter weitere 0,08 Sekunden ein.

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