«Im Ski fehlt uns heute der Zugang zu jungen Leuten»
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Slalom-Star Daniel Yule:«Im Ski fehlt uns heute der Zugang zu jungen Leuten»

Slalom-Star Daniel Yule sorgt sich um Welt- und Verbandspolitik
«Im Ski fehlt uns heute der Zugang zu jungen Leuten»

Daniel Yule informiert sich in der Corona-Krise auch über den zweiten Weltkrieg. Der Slalom-Star entdeckt dabei beängstigende Parallelen zur Gegenwart.
Publiziert: 05.04.2020 um 19:42 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2020 um 00:52 Uhr
Daniel Yule hat sich während der ganzen Saison auf ein Fondue mit seinen Freunden gefreut.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. Perren

Daniel Yule verkörpert zwei komplett verschiedene Seiten. Im Winter verzichtet der Walliser konsequent auf Alkohol und fettige Speisen. In seiner Urlaubszeit haut der Sohn von britischen Einwanderern aber gerne über die Stränge. Doch jetzt leidet der dreifache Saisonsieger wegen Corona unter Entzugserscheinungen: «Ich habe mich während der ganzen Saison auf ein Fondue mit meinen Freunden gefreut. Weil sich diese Mahlzeit aber nicht mit den «Social Distancing»-Regeln verträgt, muss ich wohl noch länger darauf verzichten.»


Yule vermisst zudem den nächtlichen Freigang mit seinen Kumpels. «Ich habe zwar in den letzten Wochen ein paar Bier im Kreise meiner Familie getrunken», so der 27-Jährige. «Doch weil meine neue Wohnung erst in ein paar Wochen bezugsbereit ist und ich bis dahin in meinem Elternhaus wohne, muss ich mich derzeit von meinen Kollegen fern halten. Schliesslich gehört mein 70-jähriger Vater zur Corona-Risikogruppe.»

Schaut auf Netflix Kriegs-Dokumentationen

Der grosse Triumphator von den Slaloms in Madonna di Campiglio, Adelboden und Kitzbühel hat deshalb in den letzten Wochen einige Zeit auf dem Streaming-Portal «Netflix» verbracht. «Ich habe mir viele Dokumentationen über den Vietnam und den zweiten Weltkrieg angesehen. Die Rhetorik von Adolf Hitler hat mich in erschreckender Weise an Reden aus der heutigen Zeit erinnert».


Yule wird jetzt richtig ernst: «Ich will Donald Trump zwar nicht mit Hitler gleichsetzen, schliesslich ist der US-Präsident im Gegensatz zu Hitler nicht für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich. Aber während Hitlers Wahlspruch «Deutschland über alles» war, wirbt Trump jetzt mit dem vergleichbaren Slogan «America First». Das finde ich gefährlich.»

Yule sorgt sich um die Zukunft des Skirennsports

Sorgen macht sich der 27-Jährige auch um die Zukunft vom Skirennsport. Die Ski-Industrie wurde schon vor der Corona-Krise von Geldproblemen geplagt. Yule, der letztes Jahr erfolgreich sein Wirtschafts-Studium abgeschlossen hat, kann sich deshalb ziemlich einfach ausrechnen, dass es nach Corona für viele noch schwieriger werden wird, vom Skirennsport zu leben.


«Unser Sport ist genial und es gibt so viele interessante Charaktere und Geschichten. Aber es muss alles besser kommuniziert sein», fordert Yule, der seit einem Jahr als Athletensprecher der FIS agiert. «Es sind in den letzten zwanzig, dreissig Jahren einige falsche Entscheidungen getroffen worden. Während eine Sportart wie Biathlon immer mehr an Interesse gewinnt, geht das internationale Ansehen am Skirennsport zurück.» So habe man beispielsweise die Social-Media-Welle am Anfang komplett verpasst. «Deshalb fehlt uns heute der Zugang zu vielen jungen Leuten», so der Skirennfahrer.

Auch deshalb will Yule bereits heute mit dem Aufbau-Training für den nächsten Winter beginnen. Damit er nach der Corona-Krise mit begeisternden Auftritten Werbung für seinen Sport machen kann.

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