Sogar die Wildesten zittern
Wegen der «Streif» geht Hintermann zur Psychologin

Dass auf der «Streif» selbst die coolsten Typen der Angst nicht so einfach davon fahren können, belegen die Geschichten der Herren Janka und Hintermann.
Publiziert: 24.01.2020 um 18:45 Uhr
Niels Hintermann hat grossen Respekt vor der furchteinflössenden Hahnenkamm-Abfahrt.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. Perren

Niels Hintermann wird von Teamkollegen und Freunden «Cinghi» genannt. Das ist die Abkürzung für «Cinghiale», was aus dem Italienischen übersetzt Wildsau heisst. Der Sensationssieger der Lauberhorn-Kombination 2017 fuhr in den letzten Abfahrten tatsächlich tierisch schnell – 6. in Bormio, 8. in Wengen.

Aber in Kitzbühel hat sich in der Vergangenheit selbst die sonst so kompromisslose Wildsau aus Bülach in einen ängstlichen Hinterherfahrer verwandelt. «Im letzten Jahr wäre ich wirklich froh gewesen, wenn man die Hahnenkamm-Abfahrt abgesagt hätte», gibt Hintermann zu.

«Ging nur darum, heil ins Ziel zu kommen»

«Weil ich mich auf dieser Piste überhaupt nicht sicher gefühlt habe, konnte ich mich auch nicht dazu überwinden, um ans Limit zu gehen. Es ging mir am Start einzig darum, heil ins Ziel zu kommen.» Seit dem 33. Schlussrang im letzten Winter hat der 24-Jährige zahlreiche Stunden mit einer Sportpsychologin gearbeitet. «Mit ihr habe ich im Sommer viele Übungen gemacht, damit ich mich auf dieser Strecke besser überwinden kann.»

Einige gute Abschnittszeiten in den beiden Trainings lassen darauf schliessen, dass sich Hintermanns Zusammenarbeit mit der Psychologin auch am Hahnenkamm auszahlen könnte.

Papa Janka erstmals in Kitzbühel dabei

Dort wird auch Carlo Jankas Vater Reto anzutreffen sein.«Dabei habe ich mir 2009 nach dem fürchterlichen Sturz von Dani Albrecht eingeredet, dass ich dieses Rennen niemals mitverfolgen werde», verrät der Obersaxer. «Aber jetzt breche ich meinen Vorsatz, weil man mir den Besuch vom Hahnenkamm-Rennwochenende zu Weihnachten geschenkt hat.» Der Senior vom letzten Schweizer Gesamtweltcupsieger weiss aber schon jetzt, dass er während dem Rennen ein sehr mulmiges Gefühl haben wird.

Und auch «Iceman» Carlo lässt durchblicken, dass er auf seinen «Streifzügen» nach wie vor vom grausamen Zielsprung-Crash von seinem damaligen Zimmerkollegen Albrecht verfolgt wird. «Ich lag in Kitzbühel schon mehrmals bis zum Hausberg sehr gut im Rennen, ehe ich im letzten Abschnitt zu viel Zeit liegen gelassen habe. In den letzten Trainings war das nicht viel anders. Möglich, dass mich das Unterbewusstsein aufgrund von unschönen Erinnerungen aus der Vergangenheit einbremst.» Vielleicht kann der erstmalige Streif-Besuch von Papa Reto ja diese Bremse lösen.

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