Feuz ist ein supercooler «Kugelblitz»
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BLICK-Reporter Perren:«Beat ist der mit Abstand beste Abfahrer der Gegenwart»

Streif-Triumphator denkt an seine Liebsten
So will Feuz sein Preisgeld ausgeben

Beat Feuz gewinnt in Kitzbühel innerhalb von 48 Stunden zwei Abfahrten und sichert sich damit ein Preisgeld von 132'000 Franken. Nun träumt Feuz von einem Familien-Urlaub in der Wildnis.
Publiziert: 25.01.2021 um 01:11 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2021 um 07:55 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Nein, cooler gehts wirklich nicht. Beat Feuz schafft in abgebrühtester Manier das, was vor ihm nur die Österreicher Karl Schranz, Sepp Walcher und Peter Wirnsberger, der Franzose Luc Alphand sowie die Schweizer Pirmin Zurbriggen und Franz Heinzer geschafft haben – zwei Hahnenkamm-Abfahrtssiege an einem Wochenende.

Zu den ersten Gratulanten gehört Frankreichs 40-jähriger Oldtimer Johan Clarey, der mit einem Rückstand von 17 Hundertstel zweiter wird. Nach dem coronakonformen Gratulations-Fäustchen stellt Carey dem Emmentaler eine ganz entscheidende Frage: «Beat, wie schaffst du es, dass du als Familienvater auf dieser Abfahrt derart heftig Gas geben kannst?»

Diese Frage drängt sich auch deshalb auf, weil kürzlich sogar der amtierende Weltmeister Kjetil Jansrud durchblicken liess, dass es ihm seit der Geburt seiner Tochter im Sommer schwerfällt, im Rennen ans Limit zu gehen. «In den ersten Monaten nach der Geburt meiner Tochter ist es auch mir sehr schwergefallen, vor einem Abfahrts-Start gedanklich den nötigen Abstand zum Privatleben herzustellen», offenbart Feuz, der im Juni 2018 die Geburt seiner Clea erleben durfte.

Feuz strahlt nach seinem Doppel-Triumph.
Foto: Sven Thomann
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«Selbstverständlich ist die Familie für mich auch jetzt noch das Höchste. Aber mittlerweile gelingt es mir, dass ich mich zwei Minuten vor dem Start nur noch auf mich und meine Leistung konzentriere. Wenn ich das nicht schaffen würde, könnte es gefährlich werden.»

Und vor seinem zweiten siegreichen Streifzug innerhalb von 48 Stunden hat der Schangnauer mehr Zeit zum Nachdenken, als ihm lieb ist. Er steht mit der Nummer 9 bereits im Starthaus, als das Rennen wegen Nebel in der berüchtigten Mausefalle unterbrochen wird.

132'000 Franken Preisgeld

«Ich hatte die Befürchtung, dass es den vor mir gestarteten Andi Sander ins Netz gehauen hat, bis mir der Startrichter mitteile, dass diese Unterbrechung auf eine Nebelbank zurückzuführen sei», erzählt der Abfahrts-Weltmeister von 2017. Weil der «Beätu» die bremsenden Gedanken auf Distanz halten kann, ist er nach den beiden Kitzbühel-Siegen um 132'000 Franken reicher.

Ferien in Norwegen

Ein Teil davon soll in die Ferien-Kasse kommen. «Ich freue mich schon auf einen schönen Familien-Urlaub in der Wildnis», verrät Beats Lebensgefährtin Katrin Triendl. Beat liefert den konkreten Plan: «Sobald sich die Corona-Lage beruhigt hat, möchten wir wieder einmal ein paar Wochen in der Abgeschiedenheit von Norwegen verbringen. Wir waren vor ein paar Jahren schon einmal dort, weil uns die Frau von Felix Neureuther, deren Mutter aus Norwegen stammt, ein Haus zur Verfügung gestellt hat. Wir konnten dort das Familienleben ganz besonders geniessen. Und ich freue mich darauf, wieder mit den Langlauf-Ski in die norwegische Prärie hinaus zu laufen.»

Abfahrts-Kugel im Visier

Vorher kann der 33-Jährige aber noch ein weiteres, spezielles Kapitel Ski-Geschichte schreiben. Seit Sonntag liegt er auch in der Abfahrts-Gesamtwertung an der Spitze. Sein Vorsprung auf Matthias Mayer beträgt 28 Punkte. Somit könnte Feuz der erste Abfahrer seit Franz Klammer (1975 bis 1978) sein, der die kleine Kugel zum vierten Mal in Serie gewinnt.

Was passiert danach? Kann sich der Kugelblitz vorstellen, dass er wie Johan Clarey auch mit 40 noch über die Weltcup-Pisten donnert? «Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Aber ich habe mir ja nach meinem Knieinfekt 2012 auch nicht vorstellen können, dass ich 2021 noch Skirennen bestreite.»

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