«Es steht ein Helikopter bereit»
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Ski-Star Feuz zur Baby-Frage:«Es steht ein Helikopter bereit»

Verzichtet Feuz wegen der Geburt seines zweiten Kindes auf Wengen oder Kitzbühel?
«Wenn die Wehen einsetzen, fliege ich mit dem Heli ins Spital»

Beat Feuz spricht vor der ersten Weltcup-Abfahrt im Olympia-Winter über seine Familien-Planung, die Reibereien mit Didier Cuche und schliesst nicht aus, dass er auch mit 40 noch Weltcuprennen bestreiten wird.
Publiziert: 26.11.2021 um 00:57 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2022 um 18:29 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Lake Louise

Blick: Beat Feuz, welche Blick-Schlagzeile würden Sie in diesem Winter gerne über sich lesen? 1. Kugelblitz gewinnt zum fünften Mal in Serie die Abfahrts-Kugel. 2. Feuz krönt seine Karriere mit Olympiagold. 3. Beat knackt den Abfahrts-Rekord von Peter Müller!
Feuz: An der Schlagzeile mit der fünften Kugel hätte ich am meisten Freude. Aufgrund der Folgen meines Knie-Infekts 2012 hätte ich nie daran geglaubt, dass ich die Abfahrts-Gesamtwertung überhaupt einmal gewinnen kann, nun habe ich sie im letzten Winter bereits zum vierten Mal in Serie gewonnen. Klar, ein Olympiasieg hat einen enormen Stellenwert. Aber ein solcher Tagessieg kann auch von Zufälligkeiten abhängig sein. Wenn du am Ende einer Saison die meisten Punkte auf dem Konto hast, hat das eher wenig mit Zufall zu tun.

Peter Müller hält mit 19 Weltcupsiegen den Schweizer Abfahrts-Rekord. Diese Marke müsste Sie doch besonders reizen, weil Sie von «Pitsch» ja auch schon öffentlich kritisiert wurden...
Ich habe derzeit 12 Abfahrts-Siege und deshalb ist für mich Müllers Rekord in diesem Winter unrealistisch.

Warum? In diesem Winter stehen ja 12 Abfahrten auf dem Programm.
Weil mein Fahrstil eher auf Konstanz als auf Seriensiege ausgerichtet ist. Ich schiesse ganz selten fadengerade auf eine Schlüsselstelle zu. 2017 habe ich am Hausberg in Kitzbühel eine Linie probiert, die an diesem Tag, bei diesen Bedingungen eigentlich nicht funktionieren konnte. Ich bin dann auch im Fangzaun gelandet. Dieser Abflug war definitiv ein Grund dafür, dass ich in den letzten Jahren in solchen Passagen mehr Sicherheitsmarge eingebaut habe.

Abfahrts-König Beat Feuz ist ein noch grösserer Familienmensch. Zur Gondelübergabe nach seinem Kitzbühel-Doppelsieg kam er in Begleitung von seiner schwangeren Freundin Katrin und der dreieinhalbjährigen Tochter Clea.
Foto: Sven Thomann
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Aber bei Ihren beiden Siegen am Hahnenkamm haben Sie ja auch enorm viel riskiert.
Ja, aber nicht am Hausberg, sondern im Mittelteil. Und dort schlägst du nicht ganz so heftig im Fangzaun ein wie nach einem Sturz am Hausberg.

Die Olympia-Abfahrt in China müsste Ihren Fähigkeiten besonders entgegenkommen, schliesslich wird diese Piste von Experten als «Streif von Asien» bezeichnet. Haben Sie sich das Streckenprofil schon einmal angeschaut?
(Schmunzelt) Wahrscheinlich wird diese Strecke auch so genannt, weil es in Asien nur ganz wenige Abfahrtspisten gibt. Und so ist es nicht schwierig, die schwierigste Piste von Asien zu sein. Ernsthaft: Auch ich habe gehört, dass es wirklich eine schöne Piste mit steilen Passagen, weiten Sprüngen und kräfteraubenden Gleitpassagen sein soll. Aber aufgrund von Fotos und Streckenprofilen kann man eine Piste eben nicht wirklich beurteilen. Deshalb werden wir erst nach dem ersten Training wissen, wie anspruchsvoll die Piste wirklich ist.

Bei den Abfahrtskugeln haben Sie mit Didier Cuche gleichgezogen. Stimmt es, dass es zwischen ihnen früher ab und an gekracht hat?
Ja, das stimmt.

Einen Krach soll es nach Ihrem ersten Weltcupsieg 2011 gegeben haben. Was ist da passiert?
Die Geschichte hat am Vorabend begonnen. Ich sass beim Abendessen neben Didier. Irgendwann haben wir angefangen, über die Abstimmung des Materials zu diskutieren. Didier war ja in diesem Bereich ein absoluter Meister. Und er war auch bekannt dafür, dass er die Einstellung seiner Schuhe praktisch nach jedem Rennen verändert hat. Ich habe ihm dagegen klar gemacht, dass ich die Schuheinstellung zwischen den Rennen noch nie verändert habe. Didier schaute mich ungläubig an und fragte mich, ob ich mit dieser Einstellung das Optimum herausholen würde. Natürlich wusste ich, dass das nicht das Optimum ist, aber ich fühlte mich auf diese Weise einfach am wohlsten.

Und was hat Didier zur Weissglut getrieben?
Ich habe am Tag danach die Kvitfjell-Abfahrt vor allem deshalb gewonnen, weil ich die günstigere Nummer, weniger Gegenwind und die bessere Sicht als er hatte. In meiner überschwänglichen Freude und dem jugendlichen Übermut bin ich dann im Teamhotel auf Didier zugegangen und habe gesagt: «Ganz so falsch kann meine Schuheinstellung heute nicht gewesen sein …» Daraufhin ist Didier explodiert und wir haben den ganzen Abend kein Wort mehr zusammen geredet.

Wie lange hat dieser Zwist angedauert?
Nicht lange. Ich habe mich ein paar Tage später bei ihm entschuldigt. Und nach seinem Rücktritt hat mir Didier den Umstieg von Salomon zu Head enorm erleichtert, in dem er sich in meinen ersten Tests für Vergleiche zur Verfügung gestellt hat. Ich konnte mir mit dem neuen Material keinen besseren Gradmesser als Cuche vorstellen.

Ein besonders gutes Verhältnis wird Ihnen zu den TV-Experten Marc Berthod (SRF) und Hans Knauss (ORF) nachgesagt. Welchem der beiden Herren hören Sie lieber zu, wenn Sie zu Hause ein Ski-Rennen verfolgen?
Ich finde beide ziemlich amüsant. Knauss ist schon so lange dabei, dass er in seinem Metier jeden Trick beherrscht. «Bört» entwickelt sich super, er wird mit jedem Jahr lockerer und steht Knauss in nichts nach.

Wäre Ski-Experte im SRF irgendwann auch ein Job für Sie?
Schwer zu sagen. Zu den Zeiten von Bernhard Russi hätte mich dieser Job mehr gereizt als jetzt.

Warum?
Russi konnte sich bei seinen Übertragungen auf die Analysen der Fahrten konzentrieren, jetzt muss ein Experte auch mal in Manier eines Entertainers Pausen überbrücken. Und da bin ich mir nicht sicher, ob das mein Ding wäre. Berthod meistert das mit Leichtigkeit.

Sie werden am 11. Februar 35. Können Sie sich vorstellen, dass Sie mit 40 noch Weltcuprennen bestreiten?
2018 wurde ich in Südkorea gefragt, ob ich in Peking noch einmal dabei sein werde. Ich sagte damals, dass ich mir das nicht vorstellen könne. Nun werde ich im Februar aller Voraussicht nach doch nach Peking fliegen. Und deshalb will ich es jetzt auch nicht komplett ausschliessen, dass ich mit 40 auch noch am Start stehen werde. Aber die Chance ist eher klein.

Zumal Ihre Familie immer grösser wird, Ihre Lebensgefährtin Katrin Triendl erwartet im Januar das zweite Kind. Was würden Sie tun, wenn die Wehen ein paar Stunden vor dem Start der Lauberhorn- oder Hahnenkamm-Abfahrt einsetzen würden?
Dann würde ich auf ein Rennen verzichten und mit dem Heli ins Spital fliegen. Die Familie ist mir wichtiger als ein weiterer Sieg am Lauberhorn oder in Kitzbühel.

Wie viel bedeutet Ihnen als dreifacher Lauberhorn-Sieger und zweifacher Hahnenkamm-Triumphator eigentlich ein Sieg in Lake Louise?
Mein Sieg in Lake Louise 2017 war vielleicht der emotionalste in meiner ganzen Karriere. Ich war knapp zwei Wochen zuvor auch in Nakiska, als David Poisson dort im Training tödlich verunglückt ist. Ich habe den Sturz zwar nicht live gesehen, aber natürlich hat mich dieses Ereignis in den Tagen danach stark belastet. Wir haben zwar unmittelbar die Trainingsstrecke gewechselt, aber Davids Tod hat mich auch in Trainingsfahrten in Panorama verfolgt. Beim Rennen in Lake Louise ist es mir dann aber gelungen, dieses schreckliche Ereignis während der Fahrt auszublenden. Und dieser Sieg bedeutet mir auch deshalb so viel, weil ich eben auch für David Poisson gewonnen habe.

«Uns fehlten schlichtweg die Alternativen»
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Beat Feuz zur Nakiska-Rückkehr:«Uns fehlten schlichtweg die Alternativen»

Sehr schön. Lassen Sie uns zum Abschluss noch über die FIS-Führung reden, die ernsthaft über die Abschaffung des Super-G diskutieren will. Was halten Sie als Abfahrts-König davon?
Auf der einen Seite wäre ein derartiger Entscheid nachvollziehbar, weil wahrscheinlich 90 Prozent der TV-Zuschauer zwischen einer Abfahrt und einem Super-G keinen grossen Unterschied erkennen. Aber rein sportlich betrachtet, muss diese Disziplin unbedingt im Programm bleiben, weil sie für einen Athleten eine enorme Herausforderung darstellt. Im Gegensatz zur Abfahrt kannst du in den Tagen vor einem Super-G ja nicht im Rennkurs Trainings absolvieren, du darfst den Lauf vor dem Rennen lediglich besichtigen.

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