Viele Tests und keine Zuschauer – Saison-Auftakt in Sölden
Schweizer Ski-Frauen und die Angst vor Corona

Positiv? Negativ? Oder negativ-positiv? Die Corona-Krise schüttelt auch den Ski-Zirkus durch. Michelle Gisin (27) und ihre Teamkolleginnen haben ein mulmiges Gefühl.
Publiziert: 12.10.2020 um 00:46 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2020 um 22:24 Uhr
Mathias Germann

Mit Neuschnee bepudert präsentiert sich der Rettenbachgletscher oberhalb von Sölden (Ö). Und auch die Unterlage auf dem Rennhang ist bestens präpariert. Nichts steht der rauschenden Weltcup-Eröffnungsparty vom kommenden Samstag im Weg. Tatsächlich? Doch. Denn: Zuschauer werden keine da sein.

«Bestmögliche Bedingungen gewährleisten»

Das entschied der Veranstalter schon vor Wochen. Dazu schob man die beiden Riesenslaloms um eine Woche nach vorne, um weniger Touristen im Ötztal zu haben. Das offizielle Ziel lautet, «allen am Skiweltcup beteiligten Personen bestmögliche und sicherste Bedingungen beim Auftakt zu gewährleisten». In der Zwischenzeit sind die Corona-Neuansteckungen auch in Österreich gestiegen.

Feuchtfröhlich wird der Saisonauftakt also nicht. Im Gegenteil. Vorsicht ist oberstes Gebot. Athleten, Staff-Mitglieder, Touristen und Medien weit möglichst voneinander getrennt. Dazu wird getestet – viel getestet. So müssen alle Beteiligten einen negativen Corona-Test vorweisen können, um überhaupt dabei zu sein. Ein flaues Gefühl bleibt so oder so. «Ein bisschen Angst habe ich», gibt Michelle ­Gisin (26) zu. Händewaschen und Desinfektionsmittel seien für sie schon vor Corona wichtig gewesen, jetzt ist die Allrounderin aber noch mehr auf der Hut. «Und ich trage, wenn immer möglich eine Maske.»

Der Auftakt des Skiweltcups in Sölden (Ö) wird ohne Zuschauer stattfinden.
Foto: keystone-sda.ch
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Hählen spricht von «Horrorszenario»

Gisin weiss: Ein positiver Corona-Test wäre nicht nur schlecht für ihre Gesundheit, sondern auch für ihre Karriere. «Positiv zu sein, sich nicht krank zu fühlen und doch keine Rennen fahren zu dürfen, wäre brutal», so die Engelbergerin.

Ihre Teamkolleginnen denken gleich. «Als ich einmal in der Nacht länger husten musste, hatte ich gleich etwas Panik», berichtet Aline Danioth (22). Zwar steigt sie nach ihrer Verletzung erst in Levi (Fi) Mitte November in die Saison ein, die Angst vor einer Ansteckung bleibt aber bestehen. «Ich arbeite 365 Tage im Jahr für 9 Slaloms. Wenn ich dann welche verpasse, weil ich in Quarantäne muss... Daran denke ich lieber nicht.» Speed-Spezialistin Joana Hählen (28) spricht gar von einem «Horrorszenario», sollte es sie erwischen.

Noch ist es dafür zu früh. Lara Gut-Behrami (29) musste zuletzt aber bereits in Quarantäne, weil ihr Ehemann Valon Behrami (35) einen positiven Corona-Test ablegte. Dennoch wird die Tessinerin nach Sölden reisen. Bei Wendy Holdener (27) gibt es noch Fragezeichen – nach ihrer Fraktur am rechten Wadenbeinkopf wagt sie in den nächsten Tagen die ersten Schwünge auf Schnee und entscheidet kurzfristig.

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