Vom «Kafi Biruweich» bis zu Ramons Skilift
Zenhäusern zeigt sein Wallis!

Ramon Zenhäusern (25) ist der grosse Aufsteiger des letzten Ski-Winters. Der Doppelmeter führt BLICK durch seine märchenhafte Walliser Heimat.
Publiziert: 20.03.2018 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:15 Uhr
Ramon Zenhäusern auf der Trainingspiste, wo er …
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Marcel W. Perren (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Es ist in jeglicher Hinsicht ein Wintermärchen. Seit seiner frühsten Kindheit verbringt der gebürtige Visper Ramon Zenhäusern den grössten Teil seiner Freizeit gemeinsam mit seiner Mutter Beatrice, Papa ­Peter und Schwester Romaine im Chalet «Märli» in Bürchen.

Hinter dem Haus hat der ­Slalom-Gigant mit seinem Grossvater Edmund eine Baumhütte gebaut. «Ich bin der beste Freund vom Ramon», behauptet der 84-Jährige. Ramon nickt: «Grosspapa gehört wirklich zu den wichtigsten Ansprechpartnern. Und es vergeht kein Weihnachtsfest, an dem wir nicht zusammen musizieren. Er mit der Mundharmonika, ich mit der Klarinette.»

Lange bevor er seinen ersten grossen Sieg als Rennfahrer feiern konnte, wurde Ramon mit der Jugendmusik Visp Schweizer Meister in der Kategorie Marschmusik. In dieser Zeit glaubten die meisten Ski-Trainer, dass der Doppelmeter für den Slalom-Sport zu lang und vor allem zu «gschtabig» sei.

Foto: Benjamin Soland

Nur sein Vater hat immer daran geglaubt, dass sein Bub auch als Skirennfahrer ein ganz Grosser werden kann. Ramon war 19 Monate alt, als ihn sein Erzeuger erstmals am Kinder-Skilift in Bürchen auf die Bretter gestellt hat.

Dieser Lift wurde in der Zwischenzeit nach Zenhäusern benannt. Die riesigen Fortschritte machte Ramon aber zwischen Bürchen und Törbel auf der Moosalp. «Hier oben hat mein Papa immer einen Pisten­abschnitt für mich reserviert. Ich habe hier wirklich die perfekten Trainingsbedingungen vorgefunden, mein Gefühl und die richtige Technik für flache Passagen entwickelt.»

Heute ist Zenhäusern auf der Moosalp selbst dann allgegenwärtig, wenn er bei Rennen im Ausland weilt. In der Dorbia-Beiz wird die Pizza «Ramon» ­serviert. Und im mit 14 Gault-Millau-Punkten bewerteten Restaurant Moosalp geniessen Gäste meterlange Zenhäusern-Cremeschnitten zum Dessert.

In Anlehnung an Ramons kultiges Interview im österreichischen Fernsehen nach der Silbermedaille im Olympia-Slalom wird hier neu auch das «Kafi Biruweich» ausgeschenkt.

Foto: Benjamin Soland

Aussergewöhnlich ist die Rolle von Mutter Beatrice bei ­Ramons sportlicher Entwicklung. Im Gegensatz zum Vater, der als Sportreporter beim Oberwalliser Sender «Rottu» arbeitet, war die Mama nie eine besonders gute Skifahrerin. «Ich bin in der Winzer- und Fussballer-Familie Burgener gross geworden, der Skisport war in meinem Elternhaus kein Thema.»

Trotzdem war es die Mama, die Ramon im Februar 2015 zum ersten internationalen Erfolg «gecoacht» hat. «Ich ­begleitete Ramon zum Europacup-Slalom auf den Jaunpass. Kurz vor seinem zweiten Lauf rief er mich an, wollte ­wissen, wie die Bedingungen im unteren Streckenabschnitt sind. Obwohl ich wirklich keine Ahnung von der Materie habe, konnte ich ihm glaubhaft versichern, dass er ­volle Pulle angreifen könne.»

Resultat: Ramon landete nach einem Husarenritt im Schlussabschnitt als Dritter erstmals auf einem Europacup-Podest.Es spricht einiges dafür, dass er seiner Familiengeschichte das nächste märchenhafte Kapitel hinzufügen wird.

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