«Zwei Scheisswochen»
Riesenfrust bei Gut-Behrami nach Pleite im Riesen

Wieder nicht! Lara Gut-Behrami schrammt um 9 Hundertstel an WM-Bronze vorbei. Ihr Frust nach der einer WM ohne Medaille ist riesig.
Publiziert: 16.02.2023 um 18:14 Uhr

Viel wurde vor der WM gesprochen und geschrieben über Lara Gut-Behramis Ausgeglichenheit, über ihre neu gewonnene Ruhe und innere Balance. Jetzt, genau 50 Minuten nachdem Mikaela Shiffrin die Ziellinie des WM-Riesenslaloms als Siegerin überquert hat, ist davon nichts mehr zu sehen. Die 31-Jährige stapft wortlos an den Fernsehstationen vorbei, sowohl SRG- und ausländische TV-Reporter schauen in die Röhre. Man spürt: Der Stachel der Enttäuschung sitzt tief. Platz vier, neun Hundertstel hinter Bronze.

Die Tessinerin reist zwei Jahre nach dem WM-Märchen in Cortina, wo sie zweimal Gold und einmal Bronze holte, mit leeren Händen aus Méribel ab. Beim Super-G (Rang 6) hatten ihr vier Hundertstel auf Edelmetall gefehlt, in der Abfahrt (Rang 9) war sie chancenlos geblieben. Drei Rennen, keine Medaille. Frust pur.

«Ich kann nicht mehr sagen»

Gut-Behramis medialer Spiessrutenlauf führt sie letztlich zu den Journalisten der schreibenden Zunft. «Ganz kurz, bitte», flehen sie einige an. Gut-Behrami bleibt tatsächlich stehen. Sie wahrt aber einige Meter Abstand und meint: «Ich bin gut gefahren, war aber zu langsam. Mehr gibt es nicht zu sagen.» Ein Reporter-Kollege bittet: «Es wäre wirklich wichtig, damit ich eine Stimme für die Radios habe. Können wir rasch?» Gut-Behrami: «Es war gutes Skifahren, aber langsam. That’s it. Nichts anderes. Es tut mir leid, aber zehn Minuten nach dem Rennen kann ich nicht mehr sagen.»

Die Enttäuschung ist Lara Gut-Behrami ins Gesicht geschrieben. Platz 4 beim Riesenslalom.
Foto: Sven Thomann
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Später erzählt ein RSI-Radioreporter, Gut-Behrami habe ihm gegenüber von «due settimane di merda» gesprochen – also von «zwei Scheisswochen». Ihr Vater Pauli habe um Verständnis gebeten: «Sie ist sehr enttäuscht.»

Shiffrin zum 8. Mal Weltmeisterin

Was man nicht vergessen darf: Gut-Behrami ist die einzige Schweizerin, die beim Riesenslalom überhaupt von einer Medaille träumen kann. Weder Camille Rast (14.), noch Wendy Holdener (18.) oder Michelle Gisin (28.) sind nicht auf dem Niveau, um vorne mitzumischen. Andrea Ellenberger stürzt im ersten Lauf.

Während Ragnhild Mowinckel mit Bronze die achte Medaille für Norwegen holt und Federica Brignone (It) Silber hamstert, gewinnt Shiffrin zum siebten Mal in ihrer Karriere WM-Gold – erstmals im Riesenslalom. «Mein Herz schlug vor dem zweiten Lauf so stark, dass ich dachte, ich würde ohnmächtig. Nun bin ich einfach nur glücklich.»

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