Erstmals seit zwei Jahren kein Schweizer in Top 100
Wawrinka: «Das verändert mein Leben nicht»

Das Schweizer Tennis durchlebt eine schwierige Umbruchphase – nach dem Formtief von Stan Wawrinka fehlt erstmals seit dem Rücktritts-Jahr von Roger Federer ein Eidgenosse im erlauchten Kreis der ersten 100.
Publiziert: 17.07.2024 um 12:11 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2024 um 15:30 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Dieses Out schmerzt Stan Wawrinka (39). Der Romand verliert beim ATP-250-Heimturnier in Gstaad in Runde eins gegen Lukas Klein (26, Slowakei) – und postet daraufhin auf Instagram: «Gstaad, ich hasse dich, aber ich liebe dich. 20 Jahre, in denen ich diesen Ort zu früh verlasse.»

Nun, immerhin stand der 39-Jährige im Berner Oberland schon einmal im Final. Doch das war 2005. Seither ist ihm dies – zwischen 2013 und 2023 lag auch ein langer Unterbruch ohne Teilnahme – nicht mehr gelungen.

Ein guter Lauf in Gstaad hätte Wawrinka auch insofern geholfen, als er seinen Weltranglisten-Absturz hätte bremsen können. Womöglich wäre er nächste Woche wieder mit einem zweistelligen Ranking dagestanden. Doch so bleibt es vorerst, wie es seit diesem Montag ist: Die neue Schweizer Tennis-Realität weist keinen Top-100-Spieler mehr auf.

Tschüss, Gstaad! Stan Wawrinka muss sich vom Heimpublikum schon wieder verabschieden.
Foto: keystone-sda.ch
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Wawrinka ist momentan die Nummer 105, Dominic Stricker (21) wurde durch seine halbjährige Verletzungspause auf Rang 175 durchgereicht – und Marc-Andrea Hüsler (28) ist von Position 47 (im Februar 2023) auf den aktuellen Platz 226 abgestürzt. Und Leandro Riedi (22, ATP 134)? Der befindet sich nach einer bislang vielversprechenden Saison zumindest auf dem Weg in Richtung der Top 100, hat es bislang aber noch nicht geschafft.

So kommt es, dass erstmals seit August 2022 kein Schweizer Mann mehr unter den ersten 100 der Welt figuriert. In jenem Sommer flog Roger Federer (42), rund drei Monate vor seinem Rücktritt, aus dem Ranking. Wawrinka war nach seiner Verletzung zurückgefallen. Und Hüsler und Henri Laaksonen (32) pendelten zwischen Top 100 und ein paar Rängen darüber.

«In meinem Alter schaue ich nur von Woche zu Woche»

Wawrinka bleibt trotz allem cool – und sagt: «Ob ich die Marke geknackt habe oder auf Platz 120 stehe, das verändert mein Leben nicht!» Er nimmt die Situation mit der gleichen Einstellung an, wie er mit der Ungewissheit umgeht, ob er für die US Open Ende August allenfalls eine Wildcard bekommen würde: «Ich weiss es noch nicht – hoffen wir es. Aber in meinem Alter schaue ich sowieso nur von Woche zu Woche.»

Und Viktorija Golubic (31) mahnte schon früher in dieser Saison zur Geduld mit dem Schweizer Tennis. In Rom erklärte sie gegenüber Blick: «Man darf nicht vergessen, dass wir mit Roger und Stan jahrelang verwöhnt wurden. Wir sollten sagen: Hey, es ist völlig okay so, wie es ist. Wir sind ein kleines Land. Wir sollten schätzen, was wir erleben durften. Das war ein Privileg.»

Die Zürcherin, als Weltnummer 83 aktuell die bestklassierte Schweizerin, ist zuversichtlich, dass sich die Situation bald wieder ändern wird: «Es kommt was nach. Unsere jungen Spieler haben Mega-Potenzial.» Stricker etwa hat dies mit dem US-Open-Achtelfinal 2023 schon unter Beweis gestellt. Und Riedi könnte nun als letzter verbliebener Eidgenosse in Gstaad ein Exploit gelingen.

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