Expertin klärt auf

Federers Oscar-Auftritt ist ein «brillanter Schachzug»

Ramona BieriRedaktorin Sport

Bei der Oscar-Verleihung laufen mitten in den Hollywood-Stars auch Roger Federer (42) und seine Frau Mirka Federer (45) über den roten Teppich. Auf die Frage, was er dort macht, antwortet der Tennis-Maestro: «Ich wurde eingeladen, und normalerweise habe ich rund um dieses Datum viel zu tun, also sagte ich mir, warum nicht die Nacht mit meiner Frau bei den Oscars verbringen und die Stars sehen?» 

Wo Federer auftaucht, zieht er die Blicke auf sich. Das nutzt er aus, um Werbung für die Luxusbrillenmarke Oliver Peoples zu machen. Im April 2023 kündigte er an, Sonnenbrillen zu designen, denn jeder brauche eine stilvolle Brille. Wenige Tage bevor das Modell mit dem Namen Mr. Federer in den Verkauf kommt (Preis: 396 bis 440 Franken), zeigt er sich damit.

Ausstrahlung wie die Hollywood-Stars

Der Marke liefert Federer so einen hohen Wert, wie Anja Lapčević, Chief Influence Officer bei Kingfluencers und Geschäftsführerin des Conscious Influence Hub, gegenüber Blick sagt. «Er hat gleich viel Ausstrahlung wie die Stars in ihren Roben und bekommt weltweit Aufmerksamkeit – auch weil es kein alltäglicher Auftritt von ihm ist.» Hinzu kommt, dass Federer gemeinsam mit seiner Frau über den roten Teppich schreitet. «Das steigert den Wert noch einmal enorm», meint die Marketing-Expertin. Er spreche damit mehr Zielgruppen an. Die Männer schauen, was Roger trägt, die Frauen interessieren sich für Mirkas Kleid und Schmuck – etwa ihre glitzernde Rolex-Uhr. So inspiriert sie nicht nur Frauen, sondern ist auch für die Marke ein riesiger Mehrwert.

Nicht nur den Marken, die er trägt, bringt Federers Auftritt etwas. Auch er selber profitiert. Seit seinem Rücktritt im September 2022 ist er auf den Tennisplätzen nicht mehr so präsent. «Mit solchen Auftritten schafft er sich eine neue Plattform», erklärt Lapčević. Er baue seinen Wert neu auf, bleibe im Gespräch und erreiche andere Lifestyle-Gruppen, führt sie weiter aus.

Federer mit Influencer-Qualitäten

Zum Job als Markenbotschafter gehört die Präsenz auf Social Media. Bei Influencern erwartet man, dass sie klar deklarieren, ob es sich um einen gesponserten Inhalt beziehungsweise Werbung handelt. Ihre Arbeit wird genau beobachtet, für bestimmte Sachen gibts sofort Kritik, weiss Lapčević. Ein Beispiel dafür sind Reisen nach Dubai. Anders sieht das bei Federer aus. «Er kann sich quasi alles erlauben», führt sie aus. «Für einen Auftritt in Dubai wird er sogar gefeiert.»

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Dabei sind Influencer an Vorgaben gebunden, die sie von Agentur oder Marke erhalten. Transparenz wird verlangt, wenn sie über eine professionelle Agentur wie etwa Kingfluencers arbeiten. «Sie müssen klar deklarieren, wenn sie Werbung posten», erklärt Lapčević. Gesetzlich sei das zwar nicht klar geregelt, aber es werde von ihnen erwartet. «Ihre Follower wollen sehen, was sie geschenkt bekommen und was sie selber kaufen.»

Und wie steht es um Federers Qualitäten als Influencer? «Seine Instagram-Storys sind sehr professionell», analysiert Lapčević. Er nutzt seine Plattform und den Auftritt kommerziell optimal aus. Einziger Makel ist, dass sie nicht als Werbung gekennzeichnet sind. Dann wären sie noch besser. Aber: «Look and feel seiner Storys sind definitiv oscarreif.» Alles in allem sei Federers Hollywood-Auftritt «ein brillanter Schachzug», denn das dortige Publikum passe perfekt zu den repräsentierten Marken.

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