Während 17 Partien war er ungeschlagen, jetzt setzt es für Roger Federer gleich zwei Pleiten nacheinander. Nicht ganz eine Woche nach der Niederlage im Final-Epos gegen den Argentinier Juan Martin del Potro in Kalifornien steht der Schweizer auf Key Biscayne wieder im Einsatz. Nach einem Freilos in der Startrunde trifft er im Süden Floridas auf den Australier Thanasi Kokkinakis (21), die Nummer 175 der Welt.
Zunächst scheint alles nach Plan zu laufen: Der Maestro zieht vor vollem Haus alle Register. Früh schon greift er am Netz zu einem Zauberschlag, als er scheinbar ohne richtig hinzuschauen den Ball hinter dem Rücken spielt. Zwar geht der Punkt an Kokkinakis, das Game holt sich aber der Schweizer: Es ist nach 16 Minuten das erste Break des Matches.
Der Australier wirkt dagegen nervös, schlägt schlecht auf, fabriziert gleich mehrere Doppelfehler. Kein Wunder, der Erfahrungsunterschied ist schon fast unfair: Als Federer 2003 in Miami erstmals im Viertelfinal stand, war Kokkinakis gerade mal sechs Jahre alt. In 34 Minuten holt sich Federer mit 6:3 den ersten Durchgang.
Nadal neue Nummer 1
Statt zum Spaziergang wird das Spiel allerdings zum Krimi. Im zweiten Durchgang lässt der Schweizer scheinbar etwas nach, Qualifikant Kokkinakis fängt sich. Federer macht mehr Fehler, schlägt schwächer auf. Zu Null gibt er seinen Aufschlag ab, Kokkinakis verwertet gleich seine erste Breakchance. Der Australier gewinnt Satz 2 mit 6:3.
Die Wende! Im dritten Durchgang spielt Federer zwar wieder besser. Doch das Break will ihm nicht gelingen. Immer wieder zieht der Australier den Kopf aus der Schlinge.
Und tatsächlich gelingt Kokkinakis die Sensation! Im Tiebreak setzt er sich durch! Erst zum zweiten Mal muss sich Federer auf Hartplatz einem Gegner geschlagen geben, der in der Weltrangliste ausserhalb der Top 100 klassiert ist. Vor einem Jahr unterlag er in Dubai Jewgeni Donskoi.
Damit ist der Thron vorerst futsch: Weil Federer in Miami vor dem Viertelfinal ausscheidet, muss er sich von Rafael Nadal als Nummer 1 im Welttennis ablösen lassen.
Roger verzichtet auf Sandsaison
Gleich nach der Auftaktpleite in Miami gibt Federer bekannt, dass er auf die gesamte Sandsaison (inkl. French Open) verzichtet und erst auf Rasen wieder angreifen will. Diesen Entscheid habe er vergangene Woche gefällt, so der Maestro. «Wir haben das im Team besprochen und hatten das Gefühl, dass es besser ist, den Körper zu schonen. Wir sind ziemlich zügig zu diesem Entschluss gekommen.»
Dieselbe Strategie hatte Federer bereits letztes Jahr gewählt, das Ergebnis ist bekannt und lässt Schweizer Tennis-Fans hoffen: Damals zahlte sie sich mit dem Wimbledon-Triumph voll aus.
Das bedeutet eine lange Roger-Pause: Federer wird wohl frühestens am 11. Juni beim Mercedes Cup in Stuttgart auf die Tour zurückkehren.