0:6, 1:6-Ohrfeige in Melbourne
Bencic fliegt in der 3. Runde hochkant raus!

Belinda Bencics Australian Open endet in Runde 3 mit einem Fiasko: In 49 Minuten geht sie gegen die Estin Anett Kontaveit (WTA 31) 0:6, 1:6 unter.
Publiziert: 25.01.2020 um 04:43 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2020 um 11:00 Uhr
Cécile Klotzbach, Melbourne

Das nennt man einen veritablen Fehlstart! Vier Punkte bis zum 30:30 hält Belinda Bencic bei ihrem dritten Auftritt auf dem zweitgrössten Platz, der «Margaret Court Arena», noch mit Anett Kontaveit mit. Dann wird dieses Drittrunden-Match eine furchtbar einseitige Angelegenheit: Nach 20 Minuten setzt es für die 22-jährige Ostschweizerin, die mit hohen Ambitionen hier in Melbourne angetreten ist, die Höchststrafe: 0:6!

Was ist da nur los? Vier Winnern stehen zehn Fehler von der Weltnummer 7 gegenüber – der 24-jährigen Estin auf der anderen Seite des Netzes kann indes machen, was sie will: Ihr gelingt alles. Kontaveit scheint einen dieser Tage erwischt zu haben, an denen nichts schief gehen kann. Sie serviert wie aus einem Guss, spielt knapp an die Linien, retourniert unglaublich couragiert, kurz: powert Belinda nach Strich und Faden weg.

Wenigstens noch ein Ehrenzähler

Für die geht alles viel zu schnell. Es ist ihr erstes Treffen mit Kontaveit, die im letzten April auf ihrem persönlichen Höchstrang 14 der Weltrangliste stand. Zeit, das Spiel ihrer Gegnerin kennenzulernen und das Mittel gegen den Druck zu finden, bleibt ihr nicht. Sie findet nicht einmal Gelegenheit, sich über die Geschehnisse aufzuregen und dem Frust Luft zu lassen. Sie weiss: Viel kann sie gegen diese fast perfekt spielende, druckvolle Gegnerin gar nicht machen – ausser zu hoffen, dass deren Faden irgendwann reisst.

Belinda Bencic (l.) fand kein Mittel gegen die Estin Anett Kontaveit.
Foto: AFP
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Doch das trifft leider nicht zu. Nach neun verlorenen Games ist der Schweizerin ein Ehrenzähler gegönnt. Doch mehr als ein brutales 1:6 schaut am Ende nicht raus. Nach 47 Minuten wehrt sie den ersten Matchball ab. Nach 49 Minuten verlässt Belinda geohrfeigt und mit einer der brutalsten Niederlagen ihrer Karriere (nur einmal kassierte sie 2014 ein 0:6, 0:6 bei ihrem ersten Duell mit Caroline Wozniacki) das Stadion.

Belinda wirkt gefasst, als sie später versucht, das Geschehene zu erklären. Ihre Auskünfte ergeben keine neuen Erkenntnisse. So, wie es aussah, war es auch: «Ich fühlte mich völlig überrumpelt.» Sie habe sich im Training eigentlich gut gefühlt. Als sie den Platz verlassen habe, sei sie überwältigt und ratlos gewesen. «Ich startete schwach, baute bis 0:3, 0:4 Kontaveits Selbstvertrauen auf. Und danach hatte ich einfach keine Zeit mehr, es wieder gut zu machen. Ich versuchte zu kämpfen, aber es lief nicht für mich. Ich schaute auf die Uhr, sah, wie schnell es ging und hoffte dann wenigstens auf ein Game. Aber so wirst du noch verkrampfter. Wenn eine Gegnerin so spielt, gibt es nicht viel, was du machen kannst.»

«Ich bin mega enttäuscht»

Ausser erhobenen Hauptes nach vorne zu schauen. «Ich bin logischerweise mega enttäuscht», so Belinda, die nach zwei, drei Tagen Pause das Training wieder aufnehmen wird und sich sehr auf den kommenden Fed Cup in Biel freut. «Aber ich bin sicher gefasster als früher. Weil ich weiss, dass ich in den ersten zwei Matches sicher nicht mein bestes Tennis, aber okay gespielt habe. Und dass es vorwärts geht, wenn ich die richtigen Dinge tue.» So eine Niederlage schlage sie nicht total nieder, «im nächsten Match kann es wieder genau umgekehrt laufen.»

Schon damals, als sie im Jahr 2014 in Istanbul von Caroline Wozniacki 6:0, 6:0 überrumpelt wurde, hätten die Leute besorgt gefragt, ob alles okay mit ihr sei. Dabei gehöre das einfach auch dazu. «Es gibt halt so Tage im Leben eines Sportlers.» Vielleicht sei es ja irgendwie auch einfacher, eine so klare Pleite auszublenden. «Eine Niederlage ist womöglich bitterer, wenn du Chancen hattest. Ich hatte heute keine.»


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