Das Federer-Spiel war wohl nicht allzu interessant
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Sieg vor den Augen der Kinder:Das Federer-Spiel war wohl nicht allzu interessant

Der Traum der Titelverteidigung lebt weiter
Roger Federer steht an den Australian Open im Achtelfinal!

Vor den Augen seines Sohnes Lenny (4) fegt Daddy Roger den Jüngling Taylor Fritz aus dem Weg: 6:2, 7:5, 6:2 – ein Spaziergang in die Achtelfinals. Hier wartet der Grieche Tsitsipas (ATP 15).
Publiziert: 18.01.2019 um 05:06 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2019 um 13:04 Uhr
Der Traum der Titelverteidigung lebt weiter
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Highlights der Australian Open:Der Traum der Titelverteidigung lebt weiter
Cécile Klotzbach
Cécile KlotzbachSport-Redaktorin

Dass hier Generationen aufeinander prallen, ist schon im Eingang der Rod Laver Arena ersichtlich. So wie man ihn schon tausende Male gesehen hat, wartet Roger Federer dort um kurz vor 13 Uhr auf das Kommando, den Platz betreten zu können. Daneben steht der 21-jährige Amerikaner Taylor Fritz. Mit fetten Kopfhörern auf den Ohren schottet er sich vom Rest der Welt ab, wohl um den Fokus nicht zu verlieren. Taucht ein in die Musikwelt, so wie es die jüngere Generation eben macht.

Doch alle Konzentration hilft Fritz bald darauf nichts. Unter wegen Regenwetter geschlossenem Dach über dem Centre Court kauft Federer dem Youngster schon früh den Schneid ab, indem er im dritten Game das erste Break realisiert. Zwei Spiele später fällt das Zweite – und nach 20 Minuten sieht sich der Gegner bereits einen Satz in Rückstand – 6:2 für den 37-jährigen Schweizer.

Im zweiten Durchgang wird die One-Man-Show etwas unterhaltsamer. Fritz, der mit seinem Finaleinzug in Memphis 2016 nach Michael Chang der zweitjüngste US-Spielerin einem ATP-Final wurde, zeigt, was er kann. Hält mit dem 20-fachen Grand-Slam-Champion bis 5:5 mit. Aber dann – als wäre es eben jetzt an der Zeit – dreht dieser wieder ein wenig auf, erkämpft sich zwei Breakbälle und nutzt den Zweiten.

Roger Federers Titel in Bildern. Klick dich durch die Galerie! Mailand 2001 – Der erste Titel für das grosse Talent. Im dritten Endspiel seiner Karriere bezwingt Federer Julien Boutter mit 6:4, 6:7 und 6:4.
Foto: Keystone
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Nach einer Stunde Spielzeit ist auch der zweite Durchgang in Federers Tasche. Der Rest des Matches ist ein Abklatsch des ersten Satzes: eine Demonstration. Bis zum endgültigen 6:2 nach weniger als eineinhalb Stunden gesteht er seinem Gegner nicht einen einzigen Breakball zu. Der «doppelte» Titelverteidiger zeigt dem US-Emporkömmling – der ihm in Stuttgart immerhin schon mal einen Satz abnehmen konnte – in allen Belangen den Meister.

«Ich hatte ein sehr gutes Gefühl auf dem Platz heute», lauten seine ersten Worte im Court-Interview, «es fühlte sich unter dem Dach an wie eine Night Session.» Fritz zollt er trotz des klaren Sieges viel Respekt: «Er hat definitiiv eine grosse Zukunft vor sich.»

Familie sieht Roger zu

Zu seinem vierjährigen Sohn sagt er noch: «Ich hatte keine Ahnung, dass Lenny heute zuschauen würde.» Auch wenn es klein Lenny Federer in dem Moment nicht so interessierte – er klatschte lieber auf die Backen des neben ihm sitzenden Federer-Coaches Ivan Ljubicic: Der Traum seines Vaters vom 7. Rekordtitel bei den Australian Open lebt indes weiter!

Und führt als nächstes über Shootingstar Stefanos Tsitsipas. Der 20-jährige Grieche ist bereits die Nummer 15 der Welt und sagte nach seinem Prallel-Sieg über den Georgier Nikolos Basilaschwili (ATP 20): «Es wäre super, gegen Federer in der Rod Laver Arena zu spielen. Aber eigentlich wäre es mir doch lieber, wenn Taylor Fritz gewinnen würde...» Federer freut sich indes sehr auf Tsitsipas: «Er kommt gerne ans Netz – solche Typen sehe ich gerne.»

Das sagt Federer an der PK

Was ist Ihr Fazit nach der ersten Woche hier in Melbourne?
Ich bin zufrieden, mich durch alle Bedingungen durch gearbeitet zu haben. Späte Nacht-Matches, Tag- und Indoor-Matches. Die Unterschiede sind nicht riesig. Am meisten zeigen sie sich beim Verhalten der Bälle, die anders fliegen. Aber das kannst du gut mit der Bespannung korrigieren. Die Konzentration ist hier ganz wichtig – der Belag ist schnell, Breaks sind schwer zu schaffen.»

Sie spielen hauptsächlich Night Sessions. Ist die Umstellung zum Tag nicht schwierig?
Ich gehe durch Phasen. An manchen Turnieren wie in Dubai spiele ich tagelang nur abends oder nachts. Aber das komische ist, dass wir ja eigentlich immer am Tag trainieren müssen. Deshalb ist es dann eigentlich auch ganz einfach, tagsüber angesetzt zu sein. Aber ein Uhr mittags wie heute macht für mich dann doch einen grossen Unterschied. In meinem Alter muss ich mich noch etwas früher vorbereiten. Ich brauche Extra-Zeit zum Aufwärmen, muss auf noch mehr Details achten, damit ich um ein Uhr schon feurig bin.

Sie sagten schon, das Alter sei nur eine Zahl. Kann das bedeuten, dass das Beste erst noch auf Sie zukommt?
Nein, das glaube ich nicht. Meine letzten zehn Jahre habe ich vielleicht sogar mehr genossen als meine ersten zehn Jahre. Aber nach meiner langen Karriere und mit vier Kindern zuhause möchte ich ehrlich gesagt noch einigermassen gesund sein, wenn ich aufhöre. Im Moment ist aber noch alles gut, die Lichter stehen auf grün! Ich bin unverletzt, geniesse die Tour, meine Kids auch, meine Frau ist happy – also absolut keine Beschwerden oder anderweitige Pläne in Sicht. Ich bin happy mit meiner momentanen Karriere und wo ich in meinem Leben stehe.

Ihr Sohn Lenny war auf der Tribüne. Bedeutet das, er ist der Tennis-Begeistertste Ihrer vier Kinder?
Nein, nicht unbedingt. Er wollte wohl eher auf Mirkas Schoss sitzen. Ich wusste gar nicht, dass meine Kinder heute auf die Anlage kommen, es hat mich aber sehr gefreut! Generell sind die Jungs etwas interessierter am Tennis als die Mädchen – alles mit Bällen gefällt ihnen. Sie sind noch zu jung, um mehr dazu zu sagen.

Was sagen Sie zu Ihrem nächsten Gegner Stefanos Tsitsipas?
Dass ich froh bin, erst kürzlich gegen ihn im Hopman Cup gespielt zu haben. Er war sehr gut. Aber hier wird es ein ganz anderer Match: Best-of-Five, die vierte Runde an einem Grand Slam. Ich bin froh für ihn, dass er es soweit geschafft hat, er hat hart gekämpft dafür. Ich bin überzeugt, er wird einer der ganz Guten. Ich mag sein variierendes Spiel, bei dem er auch oft ans Netz kommt. Das werde ich auch tun – es wird also eine athletische Partie mit vielen Attacken.

Reden Jungstars wie Fritz oder Tsitsipas viel mit Ihnen und fragen Sie nach Rat?
Nein, eher weniger, im Falle der beiden sind sie wohl etwas zu schüchtern, wenn ich sie in den Garderoben-Gängen treffe.

Nick Kyrgios kommentierte Ihr Match. Er sagte Dinge wie: Federer ist beängstigend gut. Zart wie Butter. Manchmal habe ich das Gefühl, er macht Schläge bewusst für eine spätere Highlight-Show. Denken Sie tatsächlich manchmal daran, dass gewisse Ballwechsel später viel gezeigt werden?
Nein, das mache ich nicht absichtlich. Ich lernte früh in meiner Karriere, dass du auf einem Centre Court einfach nur dein Spiel spielen darfst und nicht daran denken solltest, wieviele Menschen das jetzt sehen. Highlight-Ballwechsel zu suchen, wäre falsch. Und ich mache sie auch nicht, um meinen Gegner blöd aussehen zu lassen. Aber ich erinnere mich noch, dass ich als Teenager manchmal solche tollen Punkte suchte – und dann enttäuscht war, dass sie auf meinem Platz 17 niemand sieht.

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