Günthardt verteidigt Federer
«Bei Rafa heissts Pech gehabt – bei Roger schlecht vorbereitet»

Ging Roger Federer schlecht vorbereitet in die Aussie Open? Nein, meint Tennis-Experte Heinz Günthardt: «Harte Fünfsätzer kannst du nicht simulieren.»
Publiziert: 31.01.2020 um 13:20 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2020 um 14:08 Uhr
Cécile Klotzbach, Melbourne

Roger Federers Zeit in Melbourne ist vorbei. Der Australian-Open-Final findet ohne ihn statt, mit seiner Familie setzte er sich bereits in einen Flieger – nach Dubai oder in die Schweiz, wohin genau, wusste er unmittelbar nach seiner Niederlage gegen Novak Djokovic noch nicht. Hauptsache am Mittwoch kann er nach Namibia reisen, wo seine Tour zum gigantischen «Match in Africa» mit Rafael Nadal beginnt.

Vor Ort werden die Nachwehen des Federer-Outs weiterdiskutiert. Kommt Federer noch einmal nach Melbourne? Wird der 38-jährige Schweizer zu alt für Best-of-Five-Matches? Liegen seine Prioritäten zu stark bei Familie und Showkämpfen? Während seine Erzrivalen beim neuen ATP-Cup mitmachten, verzichtete Roger und bestritt erstmals seit sieben Jahren kein Vorbereitungsturnier. Ist seine Verletzung gar Konsequenz minimalistischer Vorbereitung?

SRF-Experte und Fed-Cup-Captain Heinz Günthardt war zwar selbst kein Zeuge von Federers Vorbereitung, glaubt aber an dessen Professionalität. «Roger ist ehrgeizig, er überlässt sicher nichts dem Zufall.» Ob er am Hopman Cup alle zwei Tage zwei oder drei Matches bestreite, mache keinen grossen Unterschied. «Die Belastung solcher Fünfsätzer, wie Roger sie spielen musste, kannst du nicht simulieren – weder im Training, noch an kleineren Turnieren.» Mit mangelnder Match-Praxis wäre er vielleicht in den ersten beiden Runden der Aussie Open verletzlich. «Aber da kam er ja locker durch. Bis John Millman kam...»

Roger Federer erhält nach seinem Out an den Australian Open Rückendeckung von SRF-Experte Günthardt.
Foto: imago images/AAP
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«Der junge Mann ist sehr fit für 38!»

Der Schocker gegen den Australier, dessen Spielart Federer nicht liege, sei der Schlüssel für den weiteren Verlauf gewesen, so Günthardt. Das sei nicht spielerisch, aber rein läuferisch eine von Rogers besseren Leistungen gewesen. «So viele Meter musste er schon lange nicht mehr zurücklegen, ich ziehe den Hut vor ihm.» Lachend fügt er an: «Ich sage Ihnen, der junge Mann ist sehr fit für 38!»

Aber er sei an die Grenze gegangen, das sei nur schwierig zu verdauen. Mit gereiztem Körper startete Federer dann nur langsam in den Match gegen Ungar Fucsovics. «Die Belastung im Körper kumuliert sich, vor allem in seinem Alter», weiss der frühere Tennis-Profi, «gegen Tennys Sandgren kam die nervliche Belastung hinzu, nicht verlieren zu dürfen. Das kostet noch mehr Kraft.»

Für das, was Halbfinalist Federer mit seinen Adduktoren-Problemen passiert sei, gäbe es viele andere prominente Beispiele, sagt Günthardt schliesslich. «Wie oft ist Rafael Nadal vom Platz gehumpelt? Oder denken Sie mal an Juan Martin Del Potro! Bei denen heisst es schnell mal: Pech gehabt. Bei Federer heisst es: schlecht vorbereitet. Dabei hat das mit mangelnder Vorbereitung nichts zu tun.»

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