Alle wichtigen Sport-News zum Coronavirus
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«Hochkomplexe Situation»:Alle wichtigen Sport-News zum Coronavirus

«Das ist krank, egoistisch und arrogant»
Tennis-Zoff wegen Verschiebung der French Open

Die French Open werden verschoben. Statt im Mai sollen sie wegen der Coronavirus-Pandemie erst im September stattfinden. Die Ankündigung sorgt für Entrüstung.
Publiziert: 18.03.2020 um 01:35 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2020 um 06:39 Uhr
Der französiche Tennisverband verschob die French Open – der neue Beginn des Turniers ist eine Woche nach den US Open.
Foto: AFP
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Stefan Meier

Vasek Pospisil nimmt kein Blatt vor den Mund. Der Kanadier ist Mitglied des ATP-Spielerrats und reagiert regelrecht geschockt auf die Ankündigung der French Open, das Turnier in den September zu verlegen.

«Das kommt aus dem Nichts für die ATP», sagt die Weltnummer 93. In der «New York Times» wütet er: «Das ist krank. Es sind wirklich harte, beispiellose Zeiten. Aber das geht einfach komplett entgegen der Idee, zusammen zu arbeiten. Wir haben einen Kalender. Wir haben Diskussionen und Verhandlungen zwischen den Grand Slams und der ATP.»

Man versuche immer, dass er für alle aufgeht, so Pospisil weiter. «Aber sie haben die ATP, die Spieler oder andere Turniere einfach nicht konsultiert. Es ist ein egoistischer Schachzug. Sie machen gerade ein Machtspiel und es ist ziemlich arrogant.»

Neuer Termin ist auch Affront gegenüber Federer

Am 24. Mai hätte Roland Garros eigentlich starten sollen. Aufgrund der Corona-Krise wird das aber unmöglich sein. Also wurde der neue Starttermin auf den 20. September angesetzt. Eine Woche nach dem Männer-Final der US Open!

Ein Wechsel von Hartplatz auf Sand und das in nur einer Woche. Zeit für Vorbereitung bleibt keine. Hinzu kommt, dass vom 25. bis 27. September Roger Federers Laver Cup in Boston geplant ist. Auch gegenüber dem Schweizer ist der frisch kommunizierte Termin also ein Affront.

Weder Spieler noch Funktionäre wussten davon

Überraschend kommt es ohnehin für alle. Steve Simon, der CEO der Frauen-Tour WTA, wusste von diesem Plan nichts, wie die New York Times schreibt. Ex-Nummer-1 Naomi Osaka schreibt auf Twitter: «Excusez moi???» Stan Wawrinka fragt: «Gibt es einen Spieler, der davon wusste?» Und Doppel-Spezialist Jamie Murray meint: «Ich dachte, die Kräfte im Tennis müssen heute zusammenarbeiten.»

Und selbst Swiss-Tennis-Präsident René Stammbach, der ebenfalls Vize-Präsident des Weltverbands ITF ist, wird auf dem falschen Fuss erwischt. «Ich wusste nichts davon. Wir haben vor zwei Wochen ein paar Szenarien diskutiert. Das war keines davon», sagt er gegenüber der «Aargauer Zeitung». «Ich bin überrascht und weiss nicht, ob das Sinn macht.»

Millionen-Investition sorgen für Druck

Die eigenmächtige Verlegung zeigt, unter welchem Druck die French Open stehen. In den letzten sieben Jahren wurden Investitionen in der Höhe von 380 Millionen Euro getätigt. Das Turnier soll dieses Jahr erstmals mit einem schliessbaren Dach auf dem Court Philippe Chatrier stattfinden. Eine Absage wäre verheerend.

«Es ist eine schwierige, aber mutige Entscheidung, die wir in dieser aussergewöhnlichen und sich weiter entwickelnden Zeit seit diesem Wochenende getroffen haben», sagt Bernard Giudicelli, Präsident des französischen Tennisverbandes FFT. «Wir handeln verantwortungsbewusst, wir müssen im Kampf um die Gesundheit aller solidarisch zusammenstehen.»

Frankreich ist stark von der Corona-Pandemie betroffen, mit Stand Dienstagnachmittag waren dort bereits 148 Menschen der Erkrankung COVID-19 erlegen. Mehr als 6660 Personen waren infiziert.

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