Hingis siegt im Mixed neu mit Murray-Bruder
«Mit Jamie bekomme ich ein bisschen Gänsehaut»

Martina Hingis scheint in Wimbledon in ihrem vollen Element. Sie strahlt, plaudert angeregt und – na klar – sie siegt.
Publiziert: 09.07.2017 um 11:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:15 Uhr
Hingis und Murray harmonieren in Wimbledon gut.
Foto: imago/Colorsport
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Cécile Klotzbach aus Wimbledon

Vor 20 Jahren gewannen Sie hier mit 16 Jahren Wimbledon. Was treibt Sie an, noch heute zu trainieren und zu spielen?
Heute fühlt es sich wie ein anderes Tennisleben an. Seit ich als Doppelspielerin zurückgekommen bin, ist es das auch. Der Spass am Wettkampf treibt mich an. Und solange man noch Siege feiert und Pokale gewinnt, ist das doch ziemlich cool. Ausserdem geniesse ich lustige Ballwechsel noch immer sehr – gerade im Doppel kommt es oft dazu.

Mit Yung-Jan Chan sind Sie schon wieder auf der Siegerstrasse. Ist es die gleiche Magie wie mit Sania Mirza?
Ja, absolut. Unser Vertrauen ist nach fünf Turniersiegen in diesem Jahr voll da. Vielleicht hatte Sania noch einen bisschen härteren Bumms auf der Vorhand. Dafür ist Latisha stärker am Netz. Es wäre toll, mit ihr ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.

Warum nennen Sie sie Latisha?
Sie kommt aus Taiwan und die Asiaten geben sich meistens andere Namen, damit man sie im Westen besser ausprechen kann. Es sind dann einfach Namen, die ihnen gefallen.

In Indien  sind Sie durch Mirza ein grosser Star geworden. Sind Sie in Taiwan auch schon so populär?
Meine Mutter gibt mir regelmässig Neuigkeiten und Zeitungsartikel durch. Ich denke schon, dass allmählich auch in Taiwan was los ist. Aber ich war noch nie da. Vor rund acht Jahren habe ich mal in Taipeh gespielt. Latisha war scheinbar da und bekam ein Autogramm von mir (lacht).

Wäre ein Wimbledon-Sieg besonders speziell?
Ich fühle mich extrem gut auf Rasen. Aber es ist schrecklich, was Bethanie Mattek-Sands passiert ist – das Video sah man ja überall, ich konnte kaum hinsehen. Es ist so schade für sie. Sie ist ja die Nummer 1. Wenn man gegen sie spielt, wird man immer extrem gefordert. Das pusht einen auch.

Sie haben mit Jamie Murray einen neuen Mixed-Partner. Wie kam es dazu?
Ich habe ihn nach Roland Garros kontaktiert. Ich schrieb ihm ein SMS und fragte, ob er Lust darauf habe, mit mir zu spielen. Ich spielte ja schon mal mit Bruno Soares, seinem Doppelpartner, Mixed. Aber auf Jamie traf ich noch nie. Er sagte zu – das hat mich sehr gefreut. Aber vorher wollte ich unbedingt mit Leander reden. Das lag mir schon etwas auf der Seele, es fiel mir recht schwer.

Mit Leander Paes haben Sie vier Grand-Slam-Titel gewonnen. Wie nahm er es auf?
Er nahm es okay auf, wie das halt so ist, wenn man eine Absage bekommt. Aber zuletzt kamen wir ... Mal nicht mehr über die Viertelfinals hinaus. Wenn man sich eine Chance geben will, muss man halt die Konsequenzen ziehen und den nächsten Schritt machen.

Hingis/Murray – das ist hier das absolute Traumduo.
(lacht) Ja, ganz uneigennützig ist das nicht – so habe ich wenigstens immer das Publikum auf meiner Seite!

Das haben Sie auch ohne ihn, wie man an Ihren vielen Fans sieht...
Aber mit Jamie bekomme ich schon ein bisschen Gänsehaut, wenn wir auf den Platz gehen. Er war letztes Jahr die Nummer 1 im Doppel – wir könnten wirklich grosse Chancen haben. Dazu spielt er immer die Deuce-Seite. Das passt, denn ich retourniere ja immer auf der linken Rückhandseite.

Bekommen Sie allein von Wimbledon auch Gänsehaut wie viele andere?
Es ist schön, ein Member vom All England Club in London zu sein, darauf darf ich schon stolz sein. Aber ausserhalb des Turniers bin ich nicht oft hierher gekommen. Ich habe den Club erst zweimal bei Anlässen, wo es zufällig passte, besucht. Aber heute geniesse ich die Anlage viel mehr als früher. Ich habe viel mehr Zeit hier umher zu schlendern, auch mal in den Wimbledon-Shop zu gehen und zu sehen, was man da so kaufen kann. Viele nette Kleider, Souvenirs, Handtücher und so.

Können Sie sich denn hier frei bewegen?
Na klar, ich ziehe die Brille auf und dann gehe ich mitten durch. Bis die Leute merken, dass ich es bin, bin ich schon vorbei. Vor allem wenn ich keine Tenniskleider anhabe. Und die ganz Jungen kennen mich sowieso nicht mehr.

Die Bilder von Ihnen hängen hier überall. Sie sehen heute mit 36 durchtrainierter als mit 16 aus.
Ist das nicht gemein? Dabei habe ich früher doppelt so viel trainiert wie heute. Aber irgendwie war das damals wohl noch etwas Babyspeck und der Körper absorbiert im Alter mehr Flüssigkeit. Ausserdem musste ich früher natürlich auch viel mehr essen, um das Tägliche leisten zu können. Heute achte ich schon darauf, dass ich nur einmal am Tag zuschlage, Pasta oder andere Kohlenhydrate esse. Aber ansonsten mache ich eigentlich nichts Aussergewöhnliches.

Wer ist für Sie Favoritin bei den Frauen?
Das ist enorm schwierig zu sagen. Meine Favoritinnen waren die Tschechinnen Kvitova und Pliskova – die sind beide schon draussen. Das Feld ist völlig offen. Venus Williams ist sicher gut, aber nachdem Autounfall ist es verständlicherweise schwierig für sie. Mit Halep muss man sicher auch immer rechnen. Aber wir sahen ja schon in Paris, wie offen das Feld ist – da gewann Ostapenko. Vielleicht ist es ja wieder sie. 

Sollte es doch auch für Sie mal ein Karriere-Ende geben, würden Sie wieder gerne coachen?
Kommt Zeit, kommt Rat. Warum nicht? Aber das nehme ich dann spontan – wenn es so weit ist. Noch spiele ich sehr gern.

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