Herz-Botschaft für Timea
Hingis motiviert ihre Freundin

Früher Feindbild, heute Freundin und Inspiration. Vor ihrem heutigen Halbfinal-Knüller (ab 15 Uhr) beschreibt Timea Bacsinszky ihre spezielle Beziehung zu Tennis-Legende Martina Hingis.
Publiziert: 08.06.2017 um 14:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:35 Uhr
Die Botschaft von Martina an Timea.
Foto: Twitter
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Cécile Klotzbach

Wenn Timea heute (15 Uhr) an ihrem 28. Geburtstag gegen das exakt acht Jahre jüngere Geburtstagskind Jelena Ostapenko (WTA 47) den Halbfinal spielt, ist sie auf dem Court Central der French Open auf sich allein gestellt. Hinter der Kulissen allerdings erhält sie starke Unterstützung, die ihr auf dem Weg ins Traumland geholfen hat: neben Coach Dimitri Zavialoff, zu dem die Lausannerin stets den Blick-Kontakt sucht («das gibt mir enorm Kraft»), ihrer Familie und ihrem Freund Andreas auch von ihrer Freundin Martina Hingis.

«SUPERBE MATCH, MA GRANDE!» klebte nach ihrem genialen Sieg unter widrigsten Bedingungen gegen den französischen Publikumsliebling Kristina Mladenovic an ihrem Garderobenschrank Nummer 18. Eine Grussbotschaft – liebevoll gemalt und verschnörkelt – von Hingis. Es ist schon das zweite Zettelchen, das Timea in den Katakomben von Roland Garros überraschte. Nachdem sie Venus Williams gebodigt hatte, fand sie ein Herz mit der Inschrift «BRAVO MA CHAMPIONNE!!!»

«Wenn Martina einem viel Liebe gibt», twittert Bacsinzsky gerührt und veröffentlich die persönlichen Botschaften. So dass alle Welt sieht, wie verbunden sie sich heute mit der Schweizer Tennis-Königin und heutigen Fed-Cup-Kollegin fühlt. «Wir haben eine spezielle Geschichte. Martina ist eine aussergewöhnliche Freundin geworden. Und eine der wenigen, die noch ehrlichere Antworten gibt als ich. Das zeigt viel Liebe und Respekt.»

Speziell ist die Geschichte, weil sie vor zwei Jahren noch ganz anders tönte. Da schüttete Timea nach ihrem Comeback und dem Bezwingen der Dämonen ihrer Kindheit unter Trainer-Vater Igor Bacsinszky ihr Herz aus: «Ich habe Martina gehasst», sagte sie da, «sie war schuld an meinem ganzen Horror.» 

Natürlich war es nicht Hingis persönlich, sondern der strenge Vater, der schuld war. Das weiss Timea heute: «Ich bin darüber hinweg. Aber früher wurde ich nonstop mit ihr verglichen. Das war einerseits eine Ehre, aber mit 16 war es auch eine Last – weil Martina in meinem Alter schon so viele Erfolge hatte.»

Auch heute noch würde sie sich nie auf die gleiche Stufe stellen. «Sie motiviert mich, ich will ihr folgen. Auch wenn es hart ist, zu denen vom anderen Stern gehören zu wollen und niemals mithalten zu können», sagt sie vor ihrem Halbfinal. «Aber sollte ich je ein solches Turnier gewinnen, wäre ich sehr happy.»

Und sie wäre als zweite Schweizerin mit einem Major-Titel immerhin die Nummer 2 hinter der fünffachen Grand-Slam-Siegerin Hingis (12 im Doppel, 5 im Mixed). Patty Schnyder und Manuela Maleeva waren in ihren besten Zeiten zwar einst die Nummer 7 und 3 der Welt – über einen Grand-Slam-Halbfinal schafften sie es aber beide nicht hinaus. Schon mit einem heutigen Final-Einzug würde Timea (WTA 31, beste Klassierung Platz 9) die früheren Stars hinter sich lassen.

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