Lecce-Fahne beim Turnier in Genf
Platzwart ärgert Turnierbosse mit Balkon-Aktion

Donato Ciriolo ist der Mann für alles beim TC Genf. Und in seinen 41 Berufsjahren hat er viele Anekdoten zu erzählen. Wie zum Beispiel das eine Mal, als er den Ball im Halbfinal des Turniers schlug.
Publiziert: 17.05.2022 um 14:11 Uhr
Matthias Davet

Die Bewegung ist präzise. Der Besenstrich steht den besten Curlern der Welt in nichts nach. Der Strahl aus seinem Gartenschlauch ist genauso majestätisch wie der Strahl, der in der Ferne auf dem Genfersee thront. Donato Ciriolo befindet sich auf dem Centre Court der Geneva Open in seinem Garten – im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn der Platzwart des Genfer Tennisclubs wohnt direkt neben dem Hauptplatz. Und das seit dem 31. August 1977. Damals teilte er sich die Dienstwohnung mit seinem Onkel.

Die Pflege der 20 Tennisplätze – eine Familiengeschichte. Donatos Vater hatte dort gearbeitet. Sein Onkel also auch. Er selbst begann im Alter von acht Jahren. «Na ja, ich habe nur mitgeholfen», präzisiert er. 1975 beschloss sein Vater, in sein Heimatland Italien zurückzukehren. Der 13-jährige Donato hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen.

Donatos Terrasse hat einen ziemlich schönen Blick auf den Centre Court.
Foto: keystone-sda.ch
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Arbeit rund um die Uhr

Zwei Jahre später kehrte er in die Schweiz zurück. Und hat nie wieder das Ende des Genfersees verlassen. «Vor 40 Jahren habe ich meinen Onkel verloren. Im Jahr darauf wurde ich Chef der technischen Wartung und habe geheiratet.» Wiederum zwei Aspekte seines Lebens, die er nicht losgelassen hat.

Und seither lebt Donato Ciriolo sieben Monate im Jahr in einem rasanten Rhythmus. Um 5 Uhr aufstehen, um 6 Uhr mit der Arbeit beginnen (Putzen, Pflanzen und Grundstücke pflegen), Feierabend ist um 22 Uhr. Und das an sieben Tagen in der Woche. «Ich sage den Leuten, dass ich von Montag bis Montag oder von Sonntag bis Sonntag arbeite, wie es ihnen am liebsten ist», lächelt der 60-Jährige.

Selbst der Präsident des TC Genf gibt zu: «Wenn Donato sagt, dass wir nicht mehr spielen können, muss sogar ich auf ihn hören». In Eaux-Vives ist der Italiener der Chef.

Ein Schlagabtausch im Halbfinale

Donato hat viele Anekdoten auf Lager. Im Halbfinal von 1990 traf der Spanier Sergi Bruguera auf Michael Tauson. Der Däne dominierte die Woche dank des extrem trockenen Sandplatzes. Doch am Vorabend regnet es in Genf in Strömen. Die Bedingungen sind also völlig anders und Tauson verliert.

Donato eilt zum Platz, um zu versuchen, die Situation zu bereinigen, aber «ich konnte nichts tun, man hat mir gesagt, ich solle nur der Formalität halber gehen». Als er beim Seitenwechsel den Besen schwingt, kommt Michael Tauson heran und schnappt sich Donatos Werkzeug. «Ich sagte zu ihm: ‹Okay, aber gib mir deinen Schläger.›» Der Spieler beeilte sich, dies zu tun.

Als Sergi Bruguera das sah, sprang er von seinem Sitz auf und schlug ein paar Bälle mit Donato. Der spätere zweifache Roland-Garros-Sieger spielt mit dem Italiener, der vom Genfer Publikum bejubelt wird. All dies geschieht unter den Kommentaren des Westschweizer Fernsehens.

Seine Liebe zu Lecce

Donatos Augen beginnen vor allem zu funkeln, wenn man ihn auf Unione Sportiva Lecce, seinen Herzensverein, anspricht. Dieser ist dieses Jahr wieder in die Eliteklasse des italienischen Fussballs aufgestiegen.

Das war für Donato ein Grund, die Lecce-Flagge am Sonntag den ganzen Tag lang stolz auf seinem Dach zu präsentieren. Eine Geste, die den Organisatoren wenig schmeckte. «Sie haben mir gesagt, ich solle sie abnehmen ... Aber ich bin hier zu Hause», ruft er aus und lacht. «Da ich mich mit Alain (Tripod, dem Präsidenten des TC Genf Anm.d.Red.), gut verstehe, habe ich sie abgenommen.»

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