Martina Hingis ist als Turnierbotschafterin in Lugano.
Foto: Marusca Rezzonico/freshfocus
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Samsung-Open-Chefin Geraldine Dondit vor dem 2. Turnierstart in Lugano
«Federer hat wohl lebenslang ein offenes Ohr für mich»

Zum zweiten Mal versammeln sich die besten Tennis-Ladies an den Samsung Open in Lugano. Turnierdirektorin Geraldine Dondit über Wetterglück, finanzielle Engpässe, Ängste um den Pokal und ihre Zeit mit den Federers.
Publiziert: 07.04.2019 um 19:32 Uhr
Cécile Klotzbach
Cécile KlotzbachSport-Redaktorin

Geraldine Dondit, hat sich das WTA-Turnier in der Schweiz schon etabliert?
Die grösste Freude ist sicherlich, dass Lugano uns mit offenen Armen empfängt. Die Leute freuen sich, der Tourismus für Region und Stadt unterstützt uns stark. Das ist wichtig, um jährlich alle Bewilligungen zu erhalten und das Turnier dort zu verankern. Aber bis es soweit ist, braucht es sicher noch etwas Zeit.

Hat das Turnier diese Zeit?
Nach fünf Jahren im Tessin wird neu evaluiert. Können wir noch mehr Sponsoren aus der Region an Bord holen? Gibt es in der Schweiz zu viel Tennis, oder nicht? Sollte das Turnier nicht gefragt sein, muss man realistisch sein. Aber zum Glück sind die Tessiner so Tennis-affin und fachkundig. Auf ihrem TV-Kanal «Super Tennis» sehen sie viel mehr Matches als die Deutsch- und Westschweizer. Sie kennen nicht nur Bencic, Bacsinszky, Vögele und Golubic, sondern auch Giorgi, Mladenovic oder Kontaveit.

Was ist das Schwierigste bei der Durchführung eines WTA-Turniers?
Der finanzielle Teil. Die nötigen Sponsoren–Gelder bereiten die grössten Sorgen. Wir haben gute Partner, aber wir wollen noch mehr kleine Sponsoren ins Boot holen. Solche, die stolz sind, wenn sie im Fernsehen zu sehen sind. Auch wenn wir versuchen, die Kosten tief zu halten: Die Ausgaben sind nur schon wegen Preisgeldern und Tribünenbau hoch. Dazu zahlen wir unseren Top-5-Spielerinnen drei bis fünf Hotelnächte und übernehmen Essenskosten.

Geraldine Dondit (l.) und Mirka Federer beobachten Roger beim Spielen.
Foto: freshfocus
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Gemein, wenn das Wetter dann wie letztes Jahr nicht mitspielt...
Diesbezüglich hatten wir bei der ersten Durchführung Pech. Als Konsequenz haben wir jetzt über zwei Plätzen Ballone stehen lassen, dort könnten im schlimmsten Fall Doppel gespielt werden. In Lugano, wo es bei Sonne und Wärme so schön ist, ein Hallenturnier durchzuführen, passt nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es erneut vier Tage durchregnet, ist ja klein.

Ist Martina Hingis auch als frisch gebackenes Mami wieder aktive Turnierbotschafterin?
Ja, sie kommt mit Kind und Kegel und übernimmt Termine mit Sponsoren, Medien und am Kids Day. Martinas Mann Harry ist wieder Turnierarzt und Mama Melanie Molitor kommt als Babysitterin mit. Toll, wie schön es die Familie untereinander hat! Ich könnte mir gut vorstellen, unsere Zusammenarbeit künftig unter dem Dach der US-Agentur Octagon auszubauen und Martina auch im Turniervorfeld mehr einzubinden.

Macht die Arbeit als Direktorin Spass?
Sie ist befriedigend, weil sie so komplex ist. Ich habe mit Spielerinnen, Managern, Ballkindern zu tun, und sehe am Ende ein Produkt. Schade ist, dass man meist nur hört, was nicht stimmt – an den Postern, der Ballkids-Kleidung, den TV-Kabinen... Manchmal träume ich, es ist Siegerehrung und ich habe den Pokal verloren! Was mir auch weniger Spass macht, ist das Lobbyieren. Ohne das geht im Frauentennis leider gar nichts.

Da passt es ja, dass sie eine der wenigen Frauen an der Turnierspitze sind...
Drei oder vier andere Frauen sehe ich gelegentlich an den internationalen Sitzungen der 250000er-Turniere. Im höheren Turniersegment gibt es soviel ich weiss keine. Dabei sehe ich als Frau keine Nachteile und fühle mich auch sehr akzeptiert.

Kennt man Sie als Ex-Spielerin oder eher als frühere Assistentin Federers?
(lacht) Ich habe das Gefühl, man kennt mich mehr durch Roger. Erstaunlich, wie stark die Federer-Entourage beachtet wird – selbst auf einem Pariser Markt wurde ich mal angesprochen. Viele hatten wohl das Gefühl, sie redeten durch mich ein wenig mit Roger. «Ich verneige mich vor deinem Job», sagte mir sogar mal jemand. Aber ich werde nicht gern nach meinem Arbeitgeber gewertet – der könnte ja auch ein Vollidiot sein! Das trifft auf Roger natürlich keineswegs zu.

Kannten Sie ihn und Mirka schon, als die sich in Sydney kennenlernten?
Nein, ich kannte zuerst Mirka. Als sie sich dann von ihrem damaligen Freund und Coach trennte, habe ich sie neben meinem Studium für etwa zwei Monate auf der Tour begleitet. Einige Zeit später half ich dann im Federer-Team.

Haben Sie nach wie vor einen guten Draht zu ihm?
Ja, es war eine gute Zeit. Ich habe mich stets diskret und korrekt verhalten und Roger wird wohl lebenslang ein offenes Ohr für mich haben. Ich staune einfach, was er noch heute schafft! Nach seinen Erfolgen schreibe ich ihm. Und er erkundigt sich bei mir, wie der Ticketverkauf in Lugano läuft. Ich sage ihm dann, es sei schwieriger als in Basel, wo die Fans jeden Tag Billets kaufen im Glauben, dass ihr Heimstar Federer ziemlich sicher den Final erreicht.

Gehen Sie bei Ihrem Aushängeschild Bencic auf Sand eher nicht davon aus?
Doch, ich habe Belinda schon gesagt, sie soll eine Siegesrede auf Italienisch vorbereiten! Sie dürfte nach den letzten Wochen viel Selbstvertrauen haben – damit kannst du auch auf Kies gut spielen! Bei Roger, der sich ebenfalls gerade auf Sand einstellt, sehe ich das übrigens genauso.

Acht Schweizerinnen mischen Lugano auf

Nicht weniger als acht Schweizer Frauen wollen ab Sonntag und kommende Woche in Lugano eine gute Figur machen. Die einen sind fix im Haupttableau, die anderen müssen ihr Glück zuerst via Qualifikation versuchen.

  • Belinda Bencic (22, WTA 21): Sie ist in toller Form, fit und im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Plätze verbessert. Sand ist nicht ihr bevorzugtes Terrain. In Charleston hat Belinda diese Woche mit dem Viertelfinal-Einzug auf der rutschigen Unterlage dennoch Mumm geholt.
  • Viktorija Golubic (26, WTA 79): Obwohl die Zürcherin im Februar das WTA-125-Turnier in Indian Wells gewann und anschliessend die Qualis in Indian Wells und Miami überstand, hätte sie im Tessin in die Quali müssen. Ihr Aufstieg im Ranking kam für Lugano zu spät. Wegen Absagen rutscht sie aber ins Hauptfeld.
  • Stefi Vögele (29, WTA 98): Auch die Aargauerin ist im Hauptfeld, obwohl sie im Ranking abgefallen ist. Vor dem Cut am 25. Februar war sie noch weiter vorne klassiert.
  • Timea Bacsinszky (29, WTA 113): Die Lausannerin hat sich eine Wildcard fürs Haupttableau mit einem guten Auftritt bei den Australian Open verdient. Sand ist zudem ihr Lieblingsbelag.
  • Jil Teichmann (21, WTA 171): Auch sie hat eine Wildcard fürs Hauptfeld – und ist heiss drauf. Letzten Sonntag gewann sie in Italien ein ITF-Turnier auf Sand, diese Woche doppelte mit einem Halbfinal nach.
  • Die Schweizer Garde in Lugano wird komplettiert durch Ylena In-Albon (20, WTA 179). Sowie durch die Junioren-Wimbledonfinalistin Leonie Küng (18, WTA 534) und Vize-Schweizermeisterin Fiona Ganz (18, WTA –) und Tess Sugnaux (24, WTA 540) die drei Quali-Wildcards erhalten haben.

Nicht weniger als acht Schweizer Frauen wollen ab Sonntag und kommende Woche in Lugano eine gute Figur machen. Die einen sind fix im Haupttableau, die anderen müssen ihr Glück zuerst via Qualifikation versuchen.

  • Belinda Bencic (22, WTA 21): Sie ist in toller Form, fit und im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Plätze verbessert. Sand ist nicht ihr bevorzugtes Terrain. In Charleston hat Belinda diese Woche mit dem Viertelfinal-Einzug auf der rutschigen Unterlage dennoch Mumm geholt.
  • Viktorija Golubic (26, WTA 79): Obwohl die Zürcherin im Februar das WTA-125-Turnier in Indian Wells gewann und anschliessend die Qualis in Indian Wells und Miami überstand, hätte sie im Tessin in die Quali müssen. Ihr Aufstieg im Ranking kam für Lugano zu spät. Wegen Absagen rutscht sie aber ins Hauptfeld.
  • Stefi Vögele (29, WTA 98): Auch die Aargauerin ist im Hauptfeld, obwohl sie im Ranking abgefallen ist. Vor dem Cut am 25. Februar war sie noch weiter vorne klassiert.
  • Timea Bacsinszky (29, WTA 113): Die Lausannerin hat sich eine Wildcard fürs Haupttableau mit einem guten Auftritt bei den Australian Open verdient. Sand ist zudem ihr Lieblingsbelag.
  • Jil Teichmann (21, WTA 171): Auch sie hat eine Wildcard fürs Hauptfeld – und ist heiss drauf. Letzten Sonntag gewann sie in Italien ein ITF-Turnier auf Sand, diese Woche doppelte mit einem Halbfinal nach.
  • Die Schweizer Garde in Lugano wird komplettiert durch Ylena In-Albon (20, WTA 179). Sowie durch die Junioren-Wimbledonfinalistin Leonie Küng (18, WTA 534) und Vize-Schweizermeisterin Fiona Ganz (18, WTA –) und Tess Sugnaux (24, WTA 540) die drei Quali-Wildcards erhalten haben.
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