Spanier steht im Final der US Open
Nadal kocht müden Del Potro ab

Der mit Spannung erwartete Halbfinal zwischen Weltnummer 1 Nadal und Federer-Bezwinger Del Potro hält nicht was er verspricht. Der Spanier siegt in vier Sätzen (4:6, 6:0, 6:3, 6:2) und trifft nun auf Kevin Anderson (ATP 32), der den Lauf von Pablo Carreno Busta stoppt.
Publiziert: 09.09.2017 um 05:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:40 Uhr
Rafael Nadal siegt gegen Del Potro.
Foto: REUTERS
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Cécile Klotzbach

Zunächst sieht alles so aus, als sollte Roger Federer recht behalten mit seiner Aussage «Del Potro hat die besseren Chancen als ich gegen Nadal». Im ersten Satz spielt der 1,98m-grosse Argentinier alle seine Qualitäten aus. Sein Service ist effizient, seine brachiale Vorhand auch – dem 31-jährigen Spanier scheint alles etwas zu schnell zu gehen. Wie schon im Viertelfinal gegen den Schweizer reicht dem «Turm von Tandil» ein Break, um den ersten Satz mit 6:4 zu beenden. 

Aber anders als gegen Federer, der sich den zweiten Durchgang hart erarbeiten musste, reisst bei Del Potro dann völlig der Faden. Nichts geht mehr. Die Beine scheinen schwer. Zu schwer, um sich in den Ballwechseln noch richtig zu positionieren. Seine Vorhand-Waffe ist völlig entschärft, ihm gelingen nur noch zwei Winner damit und es unterlaufen ihm etliche Rahmenschläge und weit ins Aus gestreute Fehler. 

Der Moment für den spanischen Torero, den Stier bei den Hörnern zu packen. Je mehr sein Gegner abbaut, desto mehr steigert sich Nadal. Bis er Katz und Maus spielt und neun Games in Folge gewinnt: 6:0 gleicht er im zweiten Satz aus. Die Sache ist so einseitig, dass bei 3:0 im Dritten sogar das für den Südamerikaner johlende Publikum etwas einschläft. Auch aus ihm kann «Delpo» heute nicht mehr soviel Kraft schöpfen – er verliert Satz 3 mit 3:6. 

Sein Tank ist leer, das ist offensichtlich. Und niemand ist mehr überrascht, dass er auch Satz 4 mit 2:6 unterliegt und der Match nach zweieinhalb Stunden für den Mallorquiner entschieden ist. Roger hat Unrecht mit seiner Prognose. Er hätte mindestens so gut mit Nadal mitgehalten wie der Gaucho! Der ist der lebende Beweis, dass man bei einem Sieg über Federer körperlich und mental viel Energie liegen lässt.

Nadal hingegen dürfte am Sonntag keineswegs zu ausgelaugt sein. Je mehr das Turnier fortschreitet, desto besser wird er, desto aufgeladener wirkt seine Körpersprache. Und es ist nicht respektlos zu sagen, dass er der haushohe Favorit im US-Open-Final sein wird.

Rafa trifft auf Kevin Anderson, die fünfzehn Tage ältere Nummer 32 der Welt, die er seit der Kindheit kennt und gegen die er die einzigen vier Vergleiche gewonnen hat. Der Südafrikaner aus Johannesburg stoppt im ersten Halbfinal den Lauf des Spaniers Pablo Carreno Busta (ATP 19, 4:6, 7:5, 6:3, 6:4), der bislang an diesem Turnier noch nicht einen Satz abgegeben hat. Dem über zwei Meter grossen Anderson gelingt eine wortwörtlich riesengrosse Sensation mit seinem Final-Einzug – zuvor hat er erst einmal an einem Grand-Slam-Event die Viertelfinals erreicht. Bei den US Open 2015, im Jahr seiner bislang besten Klassierung (Platz 10). 

Ist Nadal schon so gut wie zum dritten Mal US Open-Sieger? Die Ausgangslage vor dem Final spricht jedenfalls dafür: ein 15-facher Grand-Slam-Champion im Siegesrausch gegen einen in grossen Matches unerfahrenen Überraschungsmann, der in seiner zehnjährigen Karriere erst drei ATP-Turniere gewinnen konnte.

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