Stricker über seine lange Leidenszeit
«Mein Körper war letztes Jahr noch nicht so weit»

Dominic Stricker macht in Wimbledon erstmals von seinem Protected Ranking Gebrauch – und hofft, direkt an seinen Sommer-Höhenflug vom letzten Jahr anknüpfen zu können.
Publiziert: 01.07.2024 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2024 um 13:56 Uhr

Dominic Stricker wohnt während Wimbledon wieder an derselben Adresse wie im Vorjahr. Er hat sich in einem Hotel rund 30 Minuten entfernt von der Anlage einquartiert, oberhalb der Themse, zwischen den Vierteln Chelsea und Fulham. «Warum auch etwas ändern?», sagt der 21-jährige Berner und verweist auf sein gutes Debüt-Jahr 2023, als er in Wimbledon die Quali überstand und dann im Hauptfeld erst in der zweiten Runde vom Amerikaner Frances Tiafoe (26) gestoppt wurde. Von diesen guten Erinnerungen habe er auch während seiner langen Leidenszeit gezehrt, sagt der Linkshänder, der erst Anfang Juni von einer sechsmonatigen Verletzungspause zurückkehrte. An Challenger-Turnieren auf Rasen hat er zuletzt versucht, sich wieder an seine alte Form heranzutasten, um ab Dienstag – im Duell mit seinem französischen, zwei Jahre jüngeren Kumpel Arthur Fils («Wir verstehen uns bestens») – parat für ein weiteres Wimbledon-Abenteuer zu sein. Davor blickt er auf die «schwierige Zeit» zwischen Dezember und Juni zurück. Stricker über …

… die anfängliche Ungewissheit:

«Nach meiner Aufgabe an den NextGen-Finals Anfang Dezember dachten wir zunächst, es handle sich um eine kleinere Verletzung. Irgendwann merkten wir dann: Nein, es ist etwas Grösseres. Mein ganzer unterer Rücken war betroffen. Er war entzündet und überbelastet. Die Schmerzen gingen einfach nicht weg. Natürlich hat mir die lange Leidenszeit aufs Gemüt geschlagen. Schliesslich dachte ich immer wieder, ich könne zurückkehren – doch dann kam direkt wieder der nächste Rückschlag. Erst nach viereinhalb Monaten haben wir das erste Mal sagen können, dass ich im Training wieder alles machen kann. Davor gab es immer wieder Dämpfer.»

… seine physische Verfassung im Vorjahr:

«Es kann gut sein, dass mein Körper im letzten Jahr noch nicht so weit war. Ich habe im letzten Jahr mein Grand-Slam-Debüt gefeiert. In Wimbledon spielte ich erstmals über fünf Sätze, an den US Open kam ich bis in den Achtelfinal. Das alles war das Härteste, was ich bis dahin je gemacht hatte. Doch ich bin froh, dass ich jetzt sagen kann, dass ich mittlerweile in physischer Hinsicht auf einem ganz anderen Level bin. Und es freut mich, dass ich ausgerechnet in Wimbledon ein erstes Mal von meinem Protected Ranking (bei acht weiteren Turnieren darf er noch mit der Rangierung vom Zeitpunkt vor der Verletzung antreten, d. Red.) Gebrauch machen kann.»

Dominic Stricker lacht wieder – er ist froh, den Fitness-Kellern entflohen zu sein.
Foto: Sven Thomann
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… seinen neuen Körper:

«Ich habe in den Monaten, in denen ich nicht spielen durfte, hart an mir gearbeitet. Wir haben alle das Gefühl, dass ich so fit bin wie noch nie. (Lacht.) Ich merke auf dem Platz, dass ich mich leichtfüssiger bewege, das ist wirklich cool. Natürlich haben wir während der Verletzungspause auch noch mehr auf die Ernährung geschaut – schliesslich habe ich in dieser Zeit auch weniger verbrannt als normal. Auch der Ablauf in den Trainings und an den Matchtagen ist jetzt angepasst. Ein Beispiel? Das Aufwärmen ist nun spezifischer auf meinen Rücken ausgerichtet.»

Die Schweizer in Wimbledon

Am Montag:

Stan Wawrinka (ATP 93) – Charles Broom (ATP 245)

Am Dienstag:

Dominic Stricker (ATP 151) – Arthur Fils (ATP 34)

Viktorija Golubic (WTA 67) – Jule Niemeier (WTA 96)

Am Montag:

Stan Wawrinka (ATP 93) – Charles Broom (ATP 245)

Am Dienstag:

Dominic Stricker (ATP 151) – Arthur Fils (ATP 34)

Viktorija Golubic (WTA 67) – Jule Niemeier (WTA 96)

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... die Hassliebe zum Training ohne Ball:

«Ich bin froh, dass ich mittlerweile absolut schmerzfrei bin. Der Aufwand im Gym hat sich gelohnt. Doch ich muss auch sagen: Mehr Spass als auf dem Platz zu stehen macht es dann doch nicht! Ich weiss, die Arbeit am Körper gehört dazu. Aber es ist schon viel schöner, hier in Wimbledon auf der Anlage zu sein als in einem Fitness-Keller.» (Schmunzelt.)

... die Ablenkung während der Zwangspause:

«Mein Umfeld hat mir sehr geholfen, damit ich nicht die ganze Zeit darauf schaute, was ich verpassen würde. Ich habe hin und wieder mal etwas gekocht – und später im Jahr traf man mich auch beim Golfen an. Ich habe es geschafft, die Zeit für mich zu geniessen.»

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