Südtiroler verblüfft 2024
Sinners Mega-Jahr – trotz Doping-Wirbel und Familiensorgen

Jannik Sinner marschiert an den US Open zu seinem zweiten Grand-Slam-Titel in diesem Jahr. Obwohl die ganze Tennis-Welt über seine ausgebliebene Doping-Sperre debattiert – und obwohl er mit der Angst lebt, ein geliebtes Familienmitglied zu verlieren.
Publiziert: 09.09.2024 um 11:04 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Jannik Sinner widmet US-Open-Sieg seiner todkranken Tante
  • Er lässt Davis Cup und Laver Cup aus
  • Sinner gewann Turniere in Rotterdam, Miami, Halle, Cincinnati und New York
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Das ganze Turnier in New York, ja schon die ganze Saison über, ist Jannik Sinner die coole Socke, die sich gegen aussen kaum etwas anmerken lässt. Nach dem verwerteten Matchball zum Sieg an den US Open wird der 23-jährige Südtiroler aber emotional. Erst gibts die Gruppenumarmung mit seinem Team, dann den ersten öffentlichen Kuss mit Freundin Anna Kalinskaya (25), die nach ihrem Out in der dritten Runde den ganzen Wettbewerb über ihren Freund unterstützt hat. Und schliesslich schiessen Sinner auch Tränen in die Augen – doch dies hat einen traurigen Grund.

Der Weltranglistenerste widmet seinen zweiten Grand-Slam-Titel seiner todkranken Tante. Bei der Siegerehrung sagt er: «Gesundheitlich geht es ihr überhaupt nicht gut. Ich weiss nicht, wie lange ich sie noch in meinem Leben haben werde. Es ist schön, dass ich immer noch positive Momente mit ihr teilen kann.» Und dann fügt er an: «Wenn ich einen Wunsch freihätte, würde ich jedem die beste Gesundheit wünschen. Doch das ist leider nicht möglich.»

Später erklärt Sinner an der Pressekonferenz, weshalb die Tante eine derart «wichtige Person» in seinem Leben sei. Als Kind habe er sehr viel Zeit mit ihr verbracht, weil seine Eltern jeweils den ganzen Tag gearbeitet hätten: «Sie begleitete mich an Ski-Rennen. Und sie half mir in der Sommerzeit, wenn ich mal nicht trainierte.»

Jannik Sinner kommen nach dem Titel in New York die Emotionen hoch – er denkt an die schwierigen letzten Monate und seine todkranke Tante.
Foto: AFP
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«Das echte Leben ist anders»

Sinners Sorgen um das Familienmitglied fallen in eine Zeit, in der es bei ihm aufgrund des vor Turnierbeginns aufgekommenen Doping-Wirbels ohnehin schon drunter und drüber geht. Sinner wurde freigesprochen, dennoch könnte die Welt-Antidoping-Agentur (Wada) theoretisch noch gegen die Entscheidung der International Tennis Integrity Agency (Itia) rekurieren.

Die Angst um seine Tante habe zuletzt allerdings Vieles relativiert, meint der Italiener: «Es war eine schwierige Zeit für mich – und ist es immer noch. Aber ich habe versucht, alles ein wenig differenziert zu betrachten. Im Sport können leider Dinge passieren. Doch das echte Leben ist anders. Wir reisen viel, aber wenn ich könnte, würde ich definitiv mehr Zeit mit den Leuten verbringen, die mir viel bedeuten.»

Nach den US Open wird er nun den Davis Cup sowie den Laver Cup auslassen, um erst Ende September in Peking wieder einzusteigen. Dann geht Sinner als Topfavorit in den finalen Teil des Jahres, in dem er an der Weltspitze seinen grossen Durchbruch geschafft hat. Auf den Australian-Open-Titel im Januar folgten weitere Turniersiege in Rotterdam, Miami, Halle, Cincinnati und nun eben New York.

«Sie wussten, dass etwas nicht gestimmt hat»

Sinner wurde in Indian Wells, also beim Turnier vor Miami, positiv auf Doping getestet, marschierte in der Folge aber unbeirrt von all den Nebengeräuschen weiter – auch wenn diese bis Ende August nicht öffentlich waren. Eiskalt hat Sinner in der Zwischenzeit den ATP-Thron erklommen, als erster Italiener überhaupt, und eine Mega-Saison gespielt. Zumindest war dies die Wahrnehmung für Aussenstehende.

Doch nach seinem US-Open-Titel spricht Sinner von einer «Erleichterung», die ihn nun überkomme. In New York habe er sich erstmals wieder halbwegs normal auf dem Platz gefühlt: «Es waren schwierige Monate. Die Leute, die mich gut kennen, wussten, dass etwas nicht gestimmt hat. Hier aber habe ich begonnen, mich wieder so zu fühlen, wie ich als Person bin.» Es klingt gleichzeitig wie eine Ansage an die Konkurrenz: Nicht auszudenken, wie stark Sinner ist, wenn er auch mental wieder ganz auf der Höhe sein wird.

Die Wachablösung im Männer-Tennis ist ihm und Carlos Alcaraz (21), mit je zwei Grand-Slam-Titeln, in diesem Jahr aber auch so gelungen.

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