Tennis-Ass Berrettini über seine dunkelsten Stunden
«Wollte dorthin verschwinden, wo mich niemand findet»

Von Verletzungen bis hin zur Kritik am Liebesleben: Seit Jahren gleicht die Karriere von Matteo Berrettini (27) einer Achterbahnfahrt. Jetzt sagt er, wie sehr ihn die wiederkehrenden Krisen mitgenommen haben.
Publiziert: 08.08.2023 um 08:11 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Mal gefeierter Held, dann wieder im Kreuzfeuer der Kritik, weil er zu viel mit seiner neuen Liebe turtle. Matteo Berrettini (27) hat in den letzten Jahren die ganze Bandbreite an möglichen medialen Reaktionen abbekommen. Der Römer, der 2021 im Wimbledon-Final stand, musste ordentlich einstecken – auch auf dem Platz. Weil er im Frühjahr nach Verletzungen überhaupt nicht auf Touren kam, wollte er auf zweiter Stufe bei einem Challenger-Turnier in Phoenix (USA) Schwung holen, schied aber auch dort schon früh aus. Sein Frust führte bis zur Selbstzerfleischung. Wutentbrannt schrie er: «Nehmt mich vom Platz! Das ist ja nicht anzusehen.»

Jetzt sagt Berrettini in einem Interview mit dem «Corriere della Sera»: «Im letzten Jahr gab es Momente, in denen mein Kopf und mein Körper nicht auf einer Linie waren. Ich wollte zu viel. Das ist ein Fehler und ich habe den Preis dafür bezahlt.»

Der ständige Kampf habe ihm derart zugesetzt, dass er «viele Male» an den Rücktritt gedacht habe. Und das schon Mitte 20. Nicht immer habe er Spass auf der Tour verspürt, auf der er nach eigenen Aussagen «nur einen einzigen Freund hat»: den Landsmann Lorenzo Sonego (28).

Matteo Berrettini berichtet von Rücktrittsgedanken, die er schon mit Mitte 20 hatte.
Foto: CameraSport via Getty Images
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Und Berrettini erzählt auch: «2020 hatte ich ein schlimmes Jahr. Ich weiss noch, wie mir der Gedanke beim Einschlafen geholfen hatte, dass ich einfach meinen Pass nehme und dorthin verschwinde, wo mich niemand findet.» Er habe sich an einem «dunklen Ort» befunden, sich gefragt, warum er all diesen Druck auf sich nehme. Und er fühlte sich schuldig, weil es seinem Körper nicht gut ging.

Berrettini wehrte sich gegen Beziehungs-Kritiker

2020 war aber erst der Anfang. Auf die Riesenbegeisterung in Italien nach seinem Wimbledon-Finaleinzug 2021 (Niederlage gegen Novak Djokovic) folgten wieder Verletzungsausfälle und Resultatkrisen. Und: der erneute mediale Absturz, der im Frühling dieses Jahres darin gipfelte, dass sich Kritiker in Berrettinis Privatleben einmischten. Der Tenor: Man sehe ihn bloss noch an Gala-Veranstaltungen. Die Beziehung mit Model und Moderatorin Melissa Satta (37), der Ex-Frau von Fussballer Kevin-Prince Boateng (36), würde ihm nicht guttun.

Berrettini sah sich irgendwann genötigt, zurückzuschiessen, indem er in der «Repubblica» sagte: «Diese Beziehung ist keine Ablenkung von meinem Beruf. Ich finde es respektlos, sie als solche zu bezeichnen.»

Mittlerweile haben sich die Wogen etwas geglättet. In Wimbledon zog er nach Siegen über Sonego, Alex De Minaur (24) und Alexander Zverev (26) in die Achtelfinals ein (Out gegen den späteren Sieger Carlos Alcaraz, 20). Und er hält auch fest: «Ich gehe wieder mit einem Lächeln auf den Platz.»

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