Bereits vor der Partie ist klar: Es wird einen neuen Grand-Slam-Sieger geben. Im Duell der beiden Freunde startet Alexander Zverev (23, ATP 7) wesentlich besser. Dank zwei Breaks holt sich der Deutsche bereits nach 30 Minuten den ersten Satz. Dominic Thiem (27, ATP3), der als leichter Favorit in den Final geht, bleibt in der Startphase chancenlos.
Im zweiten Durchgang macht der Deutsche dort weiter, wo er aufgehört hat. Mit wuchtigen Vorhänden und guten Aufschlägen lässt er Thiem zweifeln – 6:4. Der erste deutsche Grand-Slam-Triumph seit Boris Becker 1996 ist zum Greifen nah! Wäre da nicht Thiem mit einer fulminanten Aufholjagd.
Der Österreicher findet ins Spiel und dominiert plötzlich die Ballwechsel. Zverev kann nicht an sein Niveau der ersten beiden Durchgänge anknüpfen. Es kommt zum Fünfsätzer!
Und dieser Schlusssatz ist ein echter Krimi. Thiem startet direkt mit einem Break, doch darauf hat Zverev prompt eine Antwort. Die Partie erreicht ein Weltklasse-Niveau. Beim Stand von 4:3 für den Deutschen schlägt Thiem bei Breakball gegen sich eine Rückhand ins Aus. Der Deutsche schlägt zum Match auf!
Nerven spielen Zverev einen Streich
Alles vorbei? Nein. Zverev zeigt Nerven. Thiem nutzt das aus. Re-Break! 5:4. Spannender geht es kaum. Für die Fans zuhause vor dem Fernseher kaum auszuhalten. Weder Zverev noch Thiem schenkt dem Gegner was. Und dann wieder die Nerven beim Deutschen. Break zum 5:6 – nun schlägt Thiem für die US-Open-Krone auf!
Der Ösi lässt sich beim Seitenwechsel noch den rechten Oberschenkel massieren, der ihm nach rund vier Stunden Spielzeit zu verkrampfen droht. Zverev nutzt die Müdigkeit seines Gegners aus – erneut ein Break. 6:6 – ein Tiebreak entscheidet über den Titel! Das gabs noch nie in der Geschichte der US Open.
Nach 4:01 Stunden steht der Sieger fest. Mit seinem dritten Matchball heimst Thiem die Trophäe ein. Am Netz kommts zur innigen Umarmung zweier Freunde. Diese Partie hat keinen Verlierer verdient.
Spezielle Siegerehrung
In Zeiten von Corona gibts auch keine Siegerehrung. Thiem muss sich den Topf selber vom Tisch holen. Zverev kommen die Tränen, während er sich bei seinen Eltern bedankt, die nicht dabei sein können. Eines Tages, so hofft er, werde er ihnen die Trophäe nach Hause bringen.
Thiem findet lobende Worte für seinen Herausforderer und auch Freund Zverev, die auf lange gemeinsame Jahre zurückblicken. Beide, so Thiem, hätten diesen Titel verdient. Und er sei sicher, dass sich Zverev den Titel eines Tages holen wird. (kes/mou)