Vergeigte Matchbälle gegen Del Potro
Federer verliert komplett verrückten Final von Indian Wells!

Nichts wird aus der Titelverteidigung, dem sechsten Rekord-Sieg in Indian Wells. Roger Federer gerät vom bärenstarken Juan Martin del Potro (Arg, ATP 8) zu arg unter Beschuss und kassiert in einem komplett verrückten Endspiel eine 4:6, 7:6, 6:7-Niederlage.
Publiziert: 19.03.2018 um 08:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:11 Uhr
Cécile Klotzbach

Irgendwie hatte es sich abgezeichnet. Nachdem er sich mit dem Halbfinal-Einzug die Nummer 1 vorerst gesichert hatte, würgte sich Roger Federer gegen Borna Coric durch. Vor dem Final ist er mit 17 Siegen in Serie dieses Jahr noch ungeschlagen – der beste Saisonstart seiner ohnehin erstaunlichen Karriere.

Aber auch sein letzter Gegner beim Masters-1000 in Indian Wells, Weltnummer 8 Juan Martin del Potro, ist in äusserst guter Verfassung. Mit dem Turniersieg in Acapulco ist der Argentinier seit zehn Partien ungeschlagen. Halbfinal-Gegner Milos Raonic liess er keine Chance (6:2, 6:3).

Konnte Federer gegen den Kroaten Coric noch seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, so zurrt der 1,98m-Riesen Del Potro diese gnadenlos zu. Das erste Break im 25. Duell der beiden geht an den Gaucho – zu Null. Den 2:3-Rückstand kann der 36-jährige Schweizer nicht mehr aufholen, er verliert Satz 1 mit 4:6.

Roger Federer zieht in einem verrückten Final von Indian Wells knapp den Kürzeren.
Foto: AFP
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Es ist ein ähnliches Szenario wie beim letzten Treffen in Basel. Damals konnte Federer das Blatt noch wenden und feierte seinen 18. Sieg gegen «Delpo». Auch in Indian Wells sieht es zeitweilig so aus. Der zweite Durchgang entpuppt sich als sagenhafter Thriller, in dem die Nerven beider Spieler beinahe durchbrennen. Bei 5:4 bieten sich dem 36-jährigen, konstant unter Beschuss stehenden Titelverteidiger die ersten zwei Break- und damit Satzbälle. Aber er kann sie nicht nutzen. Im Tie-Break weitere vier, aus denen nichts wird – der Schweizer, der mittlerweile brillant spielt, muss sogar einen Matchball abwehren! Aber beim insgesamt siebten Satzball schlägt er zu – Del Potro, der sich fürchterlich über das unfair zwischen die Ballwechsel grölende Publikum nervt, muss den Satz 6:7 an Federer abgeben.

In Satz 3 ist der «Turm von Tandil», der vorrübergehend wackelt, dann dennoch wieder eine Festung. Als Roger bei 5:4 zum Match serviert, wehrt er drei Matchbälle ab und rettet sich in den Tiebreak. Hier dominiert er den Nerven-Krimi mit 7:1, gewinnt den Final – und damit das Turnier.

Grosse Ernüchterung bei Roger, seiner gesamten Familie, seinen vielen Fans. Aber Federer wird seinem Kumpel diesen Erfolg anerkennen. Auch wenn sein sechster Rekord-Titel in Indian Wells an letzter Hürde und höchst ärgerlich scheiterte, darf er zufrieden sein mit seiner beherzten, kämpferischen Leistung in der kalifornischen Wüste.

Federer meint dann auch nach dem Finale bei der Siegerehrung: «Ich bin glücklich wieder hier zu sein.» Zu Del Potro meint er: «Du warst der bessere Spieler am Ende. Es war aber nicht viel zwischen uns.» Am Ende sagt Roger die Worte, die alle hören wollen: «Ich hoffe, euch nächstes Jahr wieder zu sehen.»

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