«Wir sind Spinner»
Verrückte Russen greifen nach dem Tennis-Thron

Zwei Russen wollen in Melbourne einen weiteren Major-Titel von Novak Djokovic verhindern. Sie sind nur ein Teil einer aussergewöhnlichen russischen Tennis-Generation.
Publiziert: 17.02.2021 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2021 um 12:03 Uhr

Wer prägt einmal das Männer-Tennis, wenn die «Big Three» aus Novak Djokovic (33), Rafael Nadal (34) und Roger Federer (39) doch irgendwann abtreten? Vom vielgelobten Trio Dominic Thiem (27), Alexander Zverev (23) und Stefanos Tsitsipas (22) hat bisher nur der Österreicher den Beweis eines Major-Titels erbracht.

In den Halbfinals der Australian Open nun versuchen neben Tsitsipas auch noch zwei Russen, den 18. Major-Titel des Djokers zu verhindern. Ein Überraschungsgast unter den letzten Vier ist Aslan Karazew (27, ATP 114), der es am Donnerstag mit der Weltnummer 1 zu tun bekommt. Noch nie spielte er zuvor im Hauptfeld eines Grand Slams, schaffte es nur über die Quali in Doha überhaupt bis nach Melbourne. Karazew ist erst der fünfte Qualifikant und der erste Debütant, der bis in den Halbfinal eines Majors vorstösst. Die 850'000 US-Dollar Preisgeld sind mehr, als der Moskowiter in seiner gesamten bisherigen Karriere verdient hat.

Sein Landsmann Daniil Medwedew (24, ATP 4) gehört hingegen schon zur Tennis-Elite: Seit anfangs November hat er 19 Spiele in Folge und gewonnen und dabei an den ATP-Finals mit Siegen über Djokovic, Nadal und Thiem den grössten Titel seiner Karriere geholt. Das letzte Opfer ist im Viertelfinal sein Jugend-Freund Andrei Rublew (23, ATP 8), der es 2020 mit fünf Turniersiegen ebenfalls unter die Top Ten geschafft hat. Zusammen mit Karazew und Jewgeni Donskoi triumphierten die Russen vor den Australian Open schon am ATP-Cup.

Daniil Medwedew steht nach seinem Sieg über Andrei Rublew in den Halbfinals.
Foto: AFP
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Lobs am Laufmeter

«Wir sind Spinner», sagt Rublew über sich und Kumpel Medwedew. Die beiden sind zusammen in Moskau aufgewachsen. «Wir konnten zehn Minuten ohne Unterbruch Lobs hin und her spielen – bis zur Erschöpfung», erinnert sich Rublew. «Dann machte einer einen Fehler und wir haben nur noch geschrien und den Schläger geworfen. So ging das für drei oder vier Stunden.»

Geschenke werden auf dem Court trotz aller Freundschaft keine verteilt, wie Medwedew klarstellt: «Wenn du 6:0, 6:0, 6:0 gewinnen kannst, machst du das auch.» Ganz so klar ist es beim 7:5, 6:3, 6:2 zwar nicht. Und doch ist es Medwedew, der am Freitag auf Stefanos Tsitsipas trifft.

Sollte Medwedew oder Kazarew sogar der ganz grosse Wurf gelingen, wäre er der erste russische Grand-Slam-Sieger seit Marat Safin 2005, ebenfalls in Melbourne. (cmü)

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