Rekordjagd im Wilden Westen
Ryf startet beim skandalumwitterten Ironman Texas

«Kein Rennen für seriöse Athleten», sagt Brett Sutton, Coach von Daniela Ryf (31), über den Ironman Texas. Warum startet die Iron Lady trotzdem dort?
Publiziert: 27.04.2019 um 02:08 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2019 um 02:34 Uhr
Ernst Kindhauser
Ernst KindhauserBlattmacher Sport

Er lebt fort, der Wilde Westen. Im Kino, klar. Und, man glaubt es kaum, auch im Triathlon. Wildwest-like verläuft etwa in ergreifender Regelmässigkeit der Ironman in den Woodlands im US-Bundesstaat Texas. Dort bestreitet Daniela Ryf (31) heute ihre erste Langdistanz der neuen Saison (Samstag ab 13.25 MEZ, live auf ironmanlive.com).

Wetterkapriolen und Organisationschaos prägten das Rennen von Beginn an, zur Wildwest-Farce geriet es voriges Jahr. Zu kurze Rad- und Laufstrecken, Windschattenfahren à discrétion, überforderte Veranstalter.

Das ebenso folgerichtige wie stossende Resultat: Weltbestzeiten. Diesen erteilte die World Triathlon Organisation (WTO), Besitzerin der Marke Ironman, zu schlechter Letzt gar den Segen. Als würde der Weltrekord über 100 Meter für den Schnellsten bei 80 Meter anerkannt.

180 Kilometer: Diese Distanz wird Daniela Ryf am Samstag auf dem Rad bestreiten.
Foto: Instagram
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Ryf-Coach ätzt

Mächtig empörten sich Athleten und Experten, unter ihnen Brett Sutton, der Erfolgscoach von Daniela Ryf. «Ich werde oft gefragt: Warum trägt man in Texas weiter Ironman aus?», ätzte er im Blog trisutto.com.

«Ganz einfach. Wegen der Kohle, und weil die WTO ein Monopol hat.» Deren Profitgier zerstöre den Ironman, und die Jagd nach Rekorden sei wider dessen Natur. «Je härter ein Kurs, je schwieriger die Bedingungen, desto höher der Wert eines Finish.» Das sei die Essenz von Ironman. «Rennen wie in Texas sollten seriöse Athleten meiden.»

All right, Mr Sutton! Warum aber startet Ryf in Texas? «Meine persönlichen Ansichten über Ironman sind nicht mit dem Coaching von Daniela verbunden», lässt Sutton ausrichten. Seine Kritik am Rennen halte er aufrecht. Mit Blick auf ihre Saisonplanung mache es Sinn, dass sie jetzt eine Langdistanz in den USA absolviere.

Ryf ist überzeugt, «dass die Organisatoren die Probleme behoben haben». Sie will bloss ihre Form testen und sich «früh für die WM auf Hawaii im Oktober qualifizieren». Vernünftige Ziele, allein, das könnte sie auch anderswo.

Auf Lanzarote im Mai zum Beispiel, der härtesten Prüfung, seit es Ironman gibt. Doch dort vereiteln Wind und Höhenmeter jegliche Gedankenspiele um Rekorde.

Bestzeit für die Ewigkeit?

Sie habe die Jagd nach der Weltbestzeit aufgegeben, beteuert Ryf. Gleichwohl wittert sie im superflachen Texas wohl eine einmalige Chance, sofern Tagesform und Rennverlauf stimmen.

Jan van Berkel, 2018 Fünfter im Wilden Westen, prophezeit seelenverwandt: «Daniela wird einen Weltrekord für die Ewigkeit aufstellen.» Gut möglich. Bloss kann Ewigkeit im Sport von kurzer Dauer sein.

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