Vor dem Ironman auf Hawaii
So plant Ryf die Titelverteidigung

Daniela Ryf (29) strebt beim Ironman auf Hawaii die Titelverteidigung an. Trainer Brett Sutton vertraut sie blind.
Publiziert: 07.10.2016 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:28 Uhr
Simon Häring

Während draussen die Frühlingssonne die karge Landschaft wach küsst, verkriecht sich Daniela Ryf (29) in einem kargen Kellerabteil in Feldbrunnen SO. Hier, im Haus der Eltern, trainiert sie sechs Monate vor dem Ironman in Hawaii auf dem Rollband für die Titelverteidigung. Immer nach dem Credo ihres Trainers Brett Sutton: 30 Minuten hart, 30 Minuten härter, dann eine Stunde wie verrückt pedalen.

Ryf macht das nichts aus. Sie liebt den Schmerz. «Das Training ist sowieso härter als der Wettkampf. Es ist wie die Vorbereitung auf eine Uni-Prüfung. Im Training gehe ich an meine Grenzen, damit ich es im Wettkampf nicht muss.» Sie tut es trotzdem. Und immer extremer. Angetrieben von einem Ehrgeiz, der sie aufzufressen droht, wenn sie nicht lerne, sich auch einmal zu schonen, fürchtet Brett Sutton.

Ihm vertraut sie blind. Deutlich wird das nach der brutalsten Niederlage einer Karriere, die nur den Sieg kennt. Am 3. Juli muss sie beim Rennen in Frankfurt, bei dem sie auch die Hawaii-Qualifikation hätte sicherstellen wollen, erstmals in ihrer Karriere ein Rennen aufgeben. Ryfs Körper kollabiert nach dem Schwimmen im 15 Grad kalten Wasser. «Ich habe eine grosse Schwäche gezeigt», sagt die Solothurnerin.

Daniela Ryf bei ihrem Triumph beim Ironman Zürich im Juli.
Foto: Keystone
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Niederlagen kann sie sich kaum verzeihen. Noch am gleichen Tag schmiedet ihr Trainer einen Plan, den die Konkurrenz für utopisch hält. Zwei Triathlons innert sieben Tagen. Nur zwei Wochen nach der Aufgabe in Frankfurt. Eine Idee, bei der auch Ryf, die verbissene Iron Lady, zunächst abwinkt. «Ich habe gedacht, dass es nicht möglich ist. Dass ich es trotzdem geschafft habe, gibt mir viel Selbstvertrauen.»

Sutton habe noch nie eine falsche Entscheidung getroffen, «darum vertraue ich ihm». Bei der Challenge Roth gewinnt sie mit einer Fabelzeit, in Zürich pulverisiert sie den Streckenrekord. «Ich wollte es locker nehmen, aber bei dieser Atmosphäre war das unmöglich.» Eine Aussage, die Sutton, der als «harter Hund» gilt, beunruhigt: «Es ist das, was Champions ausmacht, aber auch das, was sie bricht.»

Wenn Ryf verstehe, dass sie nicht immer alles aus sich rauspressen müsse, sei sie unschlagbar. «Dann kann sie den Ironman noch zwei Mal gewinnen. Wenn sie damit nicht klar kommt, steht sie kurz vor dem Rücktritt.» Rückschläge, das ist in Ryfs Karriere neu. Bei der WM in Australien wird sie nur Vierte, weil sie ihre Gegner auf dem Rad nicht distanzieren kann. «Eine neue Erfahrung, aber im Nachhinein eine gute.»

Bisher habe sie nicht geglaubt, dass sie auf der Laufstrecke für den Unterschied sorgen kann. «Nun habe ich realisiert, dass ich auch dort mithalten kann. Nach dem Rad ist das Rennen noch nicht vorbei. Das habe ich nun im Hinterkopf.» Wie auch die Strapazen, die Qualen und die Schmerzen der letzten Monate. Immer mit dem grossen Ziel vor Augen: die Titelverteidigung beim Ironman in Hawaii.

«Wehe, wenn sie losgelassen. In Hawaii wird Daniela noch ein ganz anderes Tier sein. Wenn sie fit ist, wird der Weltrekord in Stücke gerissen», prophezeite ihr Trainer vor zwei Monaten. Ryf flog in diesem Jahr zwei Tage früher nach Hawaii, «um dort noch einen kleinen Trainingsblock zu absolvieren». Verordnet von Trainer-Guru Brett Sutton. Dem Mann, dem unsere Iron Lady blind vertraut.

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