Giulia zitterte um doppeltes EM-Gold
«War das knapp am Sprung!»

Was für ein Turnfest! Giulia Steingruber holt am letzten Tag der Heim-EM in Bern Doppel-Gold. Im Sprung und auch am Boden ist die 22-jährige Ostschweizerin unbesiegbar.
Publiziert: 05.06.2016 um 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:58 Uhr
Cécile Klotzbach

Mit Giulia Steingrubers spannenden Goldkrimi am Sprung – ihrem dritten Europameister-Titel am Paradegerät – startet der letzte, seit langem ausverkaufte Tag in der Berner PostFinance-Arena. Und er findet einen krönenden Abschluss: Erstmals holt Giulia Steingruber Gold am Boden!

FINAL BODEN

Mit einer neuen, noch schwierigeren und dennoch perfekt vollzogenen Übung, die sie sich für die rund 6000 Fans in Bern aufgespart hat, begeistert sie das tosende Heimpublikum. In der Qualifikation war sie Zweite – im Teamfinal schon Beste. Nun setzt die 22-jährige Gossauerin wie angekündigt im Einzelfinal noch einen drauf – 15.200 Punkte!

Trainer Zoltan Jordanov reisst nach der Benotung die Arme in die Höhe, Giulia hüpft vor Freude und greift sich strahlend an den Kopf. Beide wissen: Diese Leistung ist für die noch folgenden fünf Turnerinnen nur schwer zu toppen.

Und richtig, nach weiteren harten Minuten des Bangens und Wartens steht es fest: Zweimal Sieg für Golden Girl Giulia – wenn das kein Grund zum Feiern ist! Olympia kann kommen – wir blicken zuversichtlich in Richtung Rio.

Auch Giulia ist zufrieden: «Am Boden habe ich eine olympische Übung gezeigt. Sie war noch nicht optimal, aber sie hat mir gezeigt, dass ich auf dem guten Weg bin.» «Was Ilaria in ihrem ersten Final gezeigt hat, war genial, sie darf sehr stolz auf sich sein.»

So lief der Tag:

FINAL SPRUNG

Die Gerätefinals beginnen gleich mit dem Sprung. Giulia Steingrubers Paradegerät. Begleitet von stehenden Ovationen und tosendem Lärm schreitet der Schweizer Superstar zur Startposition. Mit dem bekannten Tunnelblick – volle Konzentration!

Wie ein Rennpferd, das aus der Startbox gelassen, nimmt die 22-jährige Gossauerin Anlauf zum «Tschussowitina». Und der sitzt – 15.500 Punkte. Doch dann der Schreck.

Beim zweiten Sprung, dem «Jurtschenko» macht Giulia ein grossen Ausfallschritt über die Seitenlinie, das gibt drei Zehntel Abzug. Mit dem Punktetotal von 14.983 muss sie bis zur letzten Starterin zittern. Nicht um eine Medaille, aber um Gold – denn nur das kann für die beste Springerin der Qualifikation und des Teamfinals das Ziel sein.

Die Spannung ist beinahe unerträglich. Giulia muss passiv abwarten, zusehen, wie die letzte Konkurrentin, Elissa Downie (Gb), ihre beiden Sprünge steht.

Dann die Erlösung: Mit 0,050 Punkten Vorsprung hat Steingruber ihr erstes Gold – ihren insgesamt dritten EM-Titel am Sprung – im Sack.

Eine erleichterte Giulia nach dem Wettkampf-Tag: «War das knapp am Sprung! Ich habe recht gezittert. Ein bisschen hatte ich auch noch die WM in Glasgow im Kopf, als ich mich beim Jurtschenko verletzte. Aber zum Glück landete ich auf den Füssen. Die Nervosität beim Warten war dann grösser als während dem Turnen. Aber die Fans haben mir Kraft gegeben, das alles durchzuhalten.»

FINAL STUFENBARREN

Den Wettkampf am Stufenbarren, wo ihre Medaillen-Chancen im Vorhinein klein waren, beendet Steingruber auf Rang 6. Gold schnappt sich Rebecca Downie.

FINAL BALKEN

Beinahe hätten die Swiss Girls sogar noch mehr zu Feiern gehabt. Die elegante Tessinerin Ilaria Käslin (18), Finalistin am Balken, schwebt mit scheinbarer Leichtigkeit über das Zittergerät. Doch leider verpasst sie die Medaille hauchdünn. Nur ein 0,100-Penalty ist schuld, dass sie zuletzt ausgezeichnete Vierte wird.

Auch Gold-Giulia ist beeindruckt: «Was Ilaria in ihrem ersten Final gezeigt hat, war genial, sie darf sehr stolz auf sich sein.»

Die Kunstturn-EM in Bern ist somit zu Ende. Frauen und Männer haben ingesamt vier Medaillen geholt, die Stimmung war vor allem an diesem abschliessenden Sonntag mehr als EM-tauglich. Giuali: «So eine Stimmung habe ich noch nie erlebt – es war unglaublich, einfach wunderschön! Ich hätte nie gedacht, dass so viele Fans kommen würden.»

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Der Final-Sonntag im Überblick

Gerätefinal Sprung:

GOLD: Giulia Steingruber (SUI), 14,983
SILBER: Elissa Downie (GBR), 14,933
BRONZE: Kseniia Afanaseva (RUS), 14,699

Gerätefinal Stufenbarren:

GOLD: Rebecca Downie (GBR), 15,500
SILBER: Daria Spiridonova (RUS), 15,466
BRONZE: Aliya Mustafina (RUS), 15,100
6. Rang: Giulia Steingruber (SUI), 14,166

Gerätefinal Balken:

GOLD: Aliya Mustafina (RUS), 15,100
SILBER: Marine Boyer (FRA), 14,600
BRONZE: Catalina Ponor (ROU) 12,266
4. Rang: Ilaria Käslin, 14,233

Gerätefinal Boden:

GOLD: Giulia Steingruber (SUI), 15,200
SILBER: Elissa Downie (GBR), 14,566
BRONZE: Catalina Ponor (ROU), 14,466

Gerätefinal Sprung:

GOLD: Giulia Steingruber (SUI), 14,983
SILBER: Elissa Downie (GBR), 14,933
BRONZE: Kseniia Afanaseva (RUS), 14,699

Gerätefinal Stufenbarren:

GOLD: Rebecca Downie (GBR), 15,500
SILBER: Daria Spiridonova (RUS), 15,466
BRONZE: Aliya Mustafina (RUS), 15,100
6. Rang: Giulia Steingruber (SUI), 14,166

Gerätefinal Balken:

GOLD: Aliya Mustafina (RUS), 15,100
SILBER: Marine Boyer (FRA), 14,600
BRONZE: Catalina Ponor (ROU) 12,266
4. Rang: Ilaria Käslin, 14,233

Gerätefinal Boden:

GOLD: Giulia Steingruber (SUI), 15,200
SILBER: Elissa Downie (GBR), 14,566
BRONZE: Catalina Ponor (ROU), 14,466

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