Auch im Nationalturnen ist er Favorit
Unspunnen-Sieger Giger plant den nächsten Triumph

Ferien? Nicht für Samuel Giger. Nach dem Sieg am Unspunnen gibt es für den Schwinger noch einen Höhepunkt zum Saisonabschluss. Er gehört beim Nationalturntag zu den Favoriten.
Publiziert: 08.09.2023 um 11:11 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2023 um 11:28 Uhr
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Felix BingesserReporter Sport

Schwingen hat Tradition. Noch weit mehr Tradition hat das Nationalturnen, das es nur in der Schweiz gibt und dessen Ursprung sagenhafte 500 Jahre zurückreicht. Der Mehrkampf mit Disziplinen aus dem Turnen sowie mit Freistilringen und Schwingen im Sägemehl steht an diesem Wochenende im thurgauischen Wigoltingen im Zentrum.

Beim Eidgenössischen Nationalturntag, der nur alle sechs Jahre stattfindet, wird der neue «König» gesucht. Vor sechs Jahren hat der Urner Andi Imhof (38) im Schlussgang gegen Marcel Bieri (28) triumphiert. Imhof ist mittlerweile zurückgetreten. Mit drei Erfolgen ist der legendäre Winterthurer Arnold Ehrensberger (69) der Rekordsieger des Nationalturntages.

Vor zwölf Jahren Junioren-Sieger

Jetzt wird es Samuel Giger (25) sein, den es zu bezwingen gilt. Nach seinem Triumph am Unspunnen hat Giger turbulente Tage mit vielen Medienterminen hinter sich. «Ich bin im Nationalturnen nicht mehr so im Training wie auch schon», sagt Giger über die Vielseitigkeit, die ein Nationalturner braucht. Vor zwölf Jahren hat er den Nationalturnwettkampf bei den Junioren punktgleich mit seinem Cousin Daniel Schild gewonnen. Vor sechs Jahren konnte er bei den Aktiven verletzungshalber nicht mitmachen.

Auch 100 m ist eine Disziplin am Nationalturnen – hier Titelverteidiger Andi Imhof.
Foto: keystone-sda.ch
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Nun plant er vor seiner Haustüre nach dem Coup in Interlaken einen weiteren «Streich». Er hat sich im Morgenprogramm für die Disziplinen Steinheben, Steinstossen, Bodenturnen und den 100-Meter-Sprint entschieden. Wie schnell wird der Musterathlet mit 120 Kilogramm Kampfgewicht denn über 100 Meter sein? «Für Mujinga Kambundji (deren Bestzeit liegt bei 10,89 s, d. Red) reicht es sicher nicht. Aber so zwischen 12,5 und 13 Sekunden sollten es sein, wenn man vorne dabei sein will», schmunzelt Giger.

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Giger verleiht dem Nationalturnen Glanz

Dass Unspunnen-Sieger Giger nach den turbulenten Tagen nun auch in Wigoltingen mit dabei ist, hat zum einen mit seiner Leidenschaft für das Nationalturnen zu tun. Zum anderen kennt er die Leute der Organisation und hat in Wigoltingen seine vierjährige Lehre als Zimmermann gemacht. Aus Verbundenheit zu seiner Region wird Giger dem Anlass, der ansonsten unter dem medialen Radar segelt und ein eher beschauliches Dasein fristet, etwas Glanz verleihen. Apropos Glanz: In den 60er- und 70-Jahren gehörte auch ein gewisser Hausi Leutenegger (83) zu den besten Nationalturnern im Land.

Giger wird im Thurgau auf harte Konkurrenz treffen. In erster Linie ist dies der Schaffhauser Jeremy Vollenweider (25), der die Wettkämpfe in dieser Saison mehrheitlich geprägt hat. In der Leichtathletik und im Ringen dürfte Vollenweider Vorteile haben, im Schwingen dürfte er Giger in seiner derzeitigen Form kaum gewachsen sein. «Wenn Sämi antritt, dann ist er der Topfavorit», sagt Vollenweider. Ambitioniert sind auch andere, wie Werner Suppiger, die Zwillinge Gustav und Valentin Steffen, Roman Zurfluh und der Appenzeller Martin Roth, der ebenfalls Eidgenössischer Kranzschwinger ist.

Unbeschwert zur Krone im Nationalturnen?

Giger hat nach dem Sieg in Interlaken seine Unbeschwertheit und Lockerheit wieder. Der Sieg am Unspunnen ist für den wohl besten Schwinger im Land ein Befreiungsschlag. Locker wird er jetzt nach der Krone im Nationalturnen greifen. Danach aber ist Schluss für dieses Jahr. «Dann sind endlich Ferien angesagt», sagt Giger.

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