«Es gibt noch immer schlechte Tage»
Der Rücken! Zwei Jahre Leiden für Schweizer Turn-Hoffnung Yusof

Nach knapp zweijähriger Leidenszeit ist Eddy Yusof zurück auf der grossen Bühne. Der zweifache Olympia-Teilnehmer soll der STV-Riege wieder zu mehr Stabilität verhelfen.
Publiziert: 10.04.2023 um 21:20 Uhr
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Zwar wird Eddy Yusof (28) an den Europameisterschaften in Antalya nur am Barren, an den Ringen und am Pauschenpferd antreten, doch dass der Zürcher wieder an Titelkämpfen antreten kann, ist bereits ein Erfolg für ihn. An der EM in Antalya diese Woche geht eine Leidenszeit zu Ende, bestreitet Yusof doch erstmals seit den Olympischen Spielen in Tokio 2021 wieder einen grossen Wettkampf.

Seit Jahren macht ihm der Rücken zu schaffen. «Ich habe mehrmals gedacht, dass es keinen Sinn mehr macht», gibt Yusof offen zu. Im letzten Sommer, während der Vorbereitung auf die EM in München, schiesst es ihm bei einer Übung am Reck in den Rücken. Nach der Landung merkt er sofort, wie sich die Muskulatur zusammenzieht. Vor Schmerz liegt er gekrümmt am Boden. EM und WM ade.

Probleme seit 2019

Auch der Alltag wird zur Tortur. Lange Zugfahrten oder ein Abend im Kino sind unangenehm. Am wohlsten ist es ihm, wenn er nach der Physio oder dem Training nach Hause geht und auf dem Sofa liegen kann. Aber Yusof gibt nicht auf, auch dank seines Physiotherapeuten. «Er sagte mir, der Entscheid eines Rücktritts wird in der Turnhalle gefällt – und nicht zu Hause, wenn man eine Zwangspause machen muss.»

Eddy Yusof hat sich nach langer Leidenszeit zurückgekämpft.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Yusof nimmt sich den Ratschlag zu Herzen und kämpft sich zurück. «Es gibt zwar noch immer schlechte Tage», so der Zürcher. Aber die Rückenprobleme hat er mittlerweile unter Kontrolle. Die Folge seiner Probleme sind, dass er vorerst auf Trainings am Sprung und am Boden verzichtet, da diese am meisten Schläge in den Rücken verursachen. In Antalya wird Yusof auch am Reck nicht antreten.

Die Probleme beginnen schon 2019. Aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, ausgelöst durch die hohe Belastung, entzünden sich die angrenzenden Wirbel immer wieder. Yusof beisst auf die Zähne, denn die Olympischen Spiele in Tokio sind sein grosses Ziel. Die Schmerzen lohnen sich. Zusammen mit Pablo Brägger, Benjamin Gischard und Christian Baumann schafft er den historischen 6. Rang mit dem Team, auch im Mehrkampf gelingt ihm der Einzug in den Einzelfinal.

Der Name Yusof steht für Stabilität

Über Jahre ist Yusof die Konstante in der STV-Riege, die sich über Jahre in der Weltspitze halten kann. «Sein Name steht für Stabilität», sagt Nationaltrainer Claudio Capelli. Yusof liefert praktisch immer ab. Andere wie Pablo Brägger oder Oliver Hegi stehen aufgrund ihrer Einzelerfolge zwar mehr im Rampenlicht, Yusof hingegen ist der Team-Player schlechthin. Wenns zählt, ist auf ihn Verlass.

Diese Stabilität soll Yusof auch der jetzigen Mannschaft geben. Zuletzt gabs an der WM in Liverpool im letzten Herbst erstmals seit langem wieder einen Abschiffer an internationalen Titelkämpfen. Yusof ist dank seiner Erfahrung wichtig für das Team. «Ich hoffe, dass er uns in die richtige Richtung bringt», so Capelli.

Das Mindestziel an der EM ist Platz 13, der für die Teilnahme an der WM berechtigt. Capelli spricht von Platz 8, Yusof hingegen macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen. «Platz 5 mit dem Team ist in meinem Kopf», so der Zürcher, der bei einer perfekten Übung auch mit einer Teilnahme am Barren-Final liebäugelt. Die EM sieht er als Gradmesser – auch für die Mannschaft, die vor einem Jahr in München mit Platz 4 überraschte. Das jetzige Team sei zwar objektiv gesehen nicht mehr ganz so stark wie das frühere, so Yusof. «Aber nur weil es anders ist, heisst es nicht, dass es schlechter ist.»

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