WC-Pausen wurden bestraft
Bericht enthüllt aufwühlende Missbräuche im Kunstturnen

Missbrauchsfälle im Kunstturnen nehmen kein Ende. In Grossbritannien deckt nun ein Bericht schreckliche Massnahmen im Umgang mit jungen Turnerinnen und Turnern auf.
Publiziert: 17.06.2022 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2022 um 14:04 Uhr

Immer wieder kommen schreckliche Missbrauchsfälle im Kunstturnen ans Licht. Im November veröffentlichte Bundesrätin Viola Amherd (59) einen Bericht, welcher grausame Praktiken zur Förderung junger Schweizer Turnerinnen aufdeckte.

Ebenso fürchterliche Szenarien zeigt der jetzt erschienene «Whyte Report» in Grossbritannien auf: Junge Athletinnen und Athleten wurden bestraft, wenn sie aufs WC gingen, andere mussten mit gebrochenen Knochen weitertrainieren. Trainer setzten sich auf die jungen Turner, während diese sich dehnten. Sie wurden zu exzessivem Gewichtstraining gezwungen und ihre Ernährung übertrieben kontrolliert.

«Das ist Kindesmissbrauch»

Über 400 Beweise für solche «systematischen» Missbräuche kamen zusammen. Im Zeitraum der Erhebung (2008 bis 2020) waren 75 Prozent der britischen Kunstturnerinnen und -turner unter zwölf Jahren alt. Anne Whyte, Federführerin des Berichts, eröffnet diesen wie folgt: «Man fragt sich, wie viele Sportskandale es noch braucht, bis die Regierung bemerkt, dass es einen grösseren Schutz für Kinder im Sport braucht.»

Ein Bericht deckt grausame Missbräuche im britischen Kunstturnen auf.
Foto: keystone-sda.ch
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50 Prozent der zusammengetragenen Missbrauchsfälle waren emotionaler Natur, dahinter folgen physische mit 40 Prozent. In 30 Fällen wird zudem von sexuellen Übergriffen berichtet.

«Das ist nicht hartes Coaching und leichte Misshandlung, das ist Kindesmissbrauch von Athleten im sehr jungen Alter», sagt die Turnerin Nicole Pavier gegenüber der «BBC». «Das hat einen monumentalen Einfluss auf den Rest unserer Leben.»

«Aufwühlend und erschreckend»

Die frühere Olympia-Turnerin Jennifer McIlveen (28) findet, dass dieser Bericht «das Ausmass des institutionellen Verrats von Turnern» offenlegt. Wie Pavier ist auch sie Teil der Gruppe «Gymnasts for Change» (dt.: Turner für Veränderung), welche den Bericht «aufwühlend und erschreckend» empfand. Leider seien es aber keine Neuigkeiten.

Der Bericht kommt zum Schluss, dass es in Sachen Schutz, Bearbeitung von Beschwerden und Ausbildungstandards einschneidende Veränderungen geben muss. Doch für McIlveen und ihre Gruppe reicht das nicht: «An jedem Tag ohne ganzheitliche und umfassende Veränderungen werden weitere Turner in Gefahr gebracht.» (che)

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