Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Die kleine Fussball-Revolution aus Österreich

Ein österreichischer Schiedsrichter will Lasertechnik in den Fussball bringen. Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 03.09.2023 um 15:52 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2023 um 14:47 Uhr
Foto: TOTO MARTI
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Das Ricola haben die Schweizer erfunden. Den Appenzellerkäse, richtig, haben die Indianer vom Säntis erfunden. Der Grössenwahn ist eine Erfindung von Gianni Infantino. Muhammad Ali hat hier zwar gewisse Vorarbeit geleistet. Aber Ali hat sich selber spielerisch und mit einem zwinkernden Auge inszeniert, Infantino meint es ernst.

Alles hat seinen Ursprung. Die neuste Erfindung kommt aus Österreich und stammt von Fifa-Schiedsrichter Harald Lechner. Lechner, der auch schon Meisterschaftsspiele in der Schweiz und der Schweizer Nationalmannschaft geleitet hat, will den Fussball mit Lasertechnik gerechter machen. Er kämpft für faire Freistösse.

«Im Milliardengeschäft Fussball geht es um Zentimeter. Aber die Distanz von 9,15 Meter bei Freistössen wird immer noch mit Schritten abgemessen», sagt Lechner am Telefon. Der eine Schiedsrichter hat kürzere Beine, der andere hat längere Beine, der eine macht neun Schritte, der andere macht elf Schritte. Und wenn die 9,15 Meter so handgestrickt «abgemessen» sind, kann das nie exakt sein.

Beim Besuch in einem Baumarkt hat es bei Lechner vor einiger Zeit Klick gemacht. Jeder Hobbyhandwerker kann dort einen Laser kaufen, um die Distanz zu einer Mauer exakt abzumessen. Das, so die Überlegung von Lechner, sollte auch beim Fussball möglich sein.

Zusammen mit einem Partner aus Vorarlberg entwickelt er einen Laser, den man auf den Spray montieren kann, mit dem die 9,15-Meter-Linie auf dem Rasen markiert wird. Der Laser misst die Distanz zum Ball mit einem Handgriff zentimetergenau. Schaut man seine Präsentation an, dann wird schnell klar: Das System ist ausgeklügelt und hat Hand und Fuss.

Erfindung wurde patentiert

Lechner hat seine Erfindung patentieren lassen. «Standardsituationen werden immer wichtiger. Zwanzig Zentimeter mehr oder weniger Distanz der Mauer können spielentscheidend sein. Mit diesem Laser gibt es mehr Gerechtigkeit. Mit einem Preis von rund 200 Franken kann er bis hinunter zu den Junioren eingesetzt werden», sagt Lechner, der im Jahr 2020 in Österreich zum Schiedsrichter des Jahres gewählt wurde.

Bis zu drei Prozent der Spiele werden durch direkte Freistösse entschieden. Pro Spiel gibt es drei bis fünf direkte Freistösse rund um den 16er. «Bei Abseitsentscheidungen diskutieren wir über Zentimeter, der Abstand bei Freistössen rund um den Strafraum wird immer noch mit Schritten abgemessen. Das ist nicht mehr zeitgemäss», sagt der Mann, der hauptberuflich bei den Österreichischen Bundesbahnen angestellt ist. Sowohl Freistossschützen als auch Abwehrspieler könnten Standardsituationen so auch im Training exakt üben.

Lechner will nun seine Erfindung dem International Football Association Board der Fifa schmackhaft machen. 20'000 Euro hat er bereits in die Entwicklung investiert und auch eine Homepage aufgeschaltet. Unter www.9point15.com wirbt er für mehr Fairness im Fussball.

Gut möglich, dass es bald auf allen Fussballplätzen der Welt heisst: Wer hats erfunden? Ein Österreicher.

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