Erster Schweizer Coup in Umbruch-Saison
Hartweg sensationeller Zweiter zum Auftakt in Finnland

Gut zwei Jahre vor der Heim-WM in Lenzerheide ist die Schweizer Biathlon-Szene noch eine grosse Baustelle. Trotzdem sorgt Niklas Hartweg zum Auftakt mit dem überraschenden zweiten Platz in Kontiolahti für ein fettes Ausrufezeichen.
Publiziert: 29.11.2022 um 15:19 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2022 um 16:39 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

In einem Jahr macht der Biathlon-Weltcup in Lenzerheide Station (14. bis 17. Dezember 2023), in etwas mehr als zwei Jahren steht gleichenorts die WM an (Februar 2025). Doch bis zu den Highlights vor der eigenen Haustüre wartet auf die Schweizer Biathleten noch ein Berg voller Arbeit. Die Rücktritte von Benjamin Weger und Selina Gasparin haben eine Lücke hinterlassen. Die Equipe befindet sich im grossen Umbruch.

Da gibt der sensationelle Auftakterfolg von Niklas Hartweg wichtigen Schub. Der 22-jährige Athlet aus Lenzerheide, dessen bestes Weltcup-Resultat zuvor ein 17. Platz war (in Antholz), glänzt im Einzelrennen über 20 km von Kontiolahti als überraschender Zweiter. Es ist der erste Schweizer Podestplatz seit Wegers drittem Rang in Oberhof im Januar 2021.

Er fühle sich «grossartig», meint Hartweg hinterher überglücklich. Er habe zuletzt im Training gespürt, dass er einen Schritt vorwärts gemacht habe. Dennoch sagt er: «Ich hätte heute nicht damit gerechnet. Aber ich bin natürlich sehr froh, dass ich den Fortschritt bestätigen konnte.»

Starker Start: Niklas Hartweg wird in Kontiolahti gleich Zweiter.
Foto: freshfocus
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Hartweg trifft in 20 von 20 Schüssen ins Schwarze. Einzig der Schwede Martin Ponsiluoma setzt sich an diesem Tag vor ihn. Und: Mit Sebastian Stalder überzeugt in Finnland als 19. auch noch ein zweiter Schweizer.

Veraltetes System wird umgekrempelt

Um spätestens an der WM als Team konkurrenzfähig dazustehen, soll in der Schweizer Biathlon-Szene eine modernere Ausrichtung Abhilfe schaffen. Die Lauf- und Schiesskompetenz wird explizit aufgetrennt. Ex-Cologna-Coach Kein Einaste wechselte vom Langlauf-Team zu den Biathleten. Er hat die Aufgabe, für mehr Power in der Loipe zu sorgen. Im Männer-Team ist zudem neu Remo Krug am Ruder – ein Trainer, der zuletzt 16 Jahre auf IBU-Cup-Stufe, eine Klasse unter dem Weltcup, arbeitete. Ein gezielter Schachzug, wie Chef Biathlon Lukas Keel erklärt: «Ich wollte einen, der gewillt ist, diesen Umbruch zu meistern. Er soll unsere Athleten an die erste Stufe heranführen.» Und das möglichst bis zur Heim-WM, wo die Schweizer im besonderen Fokus stehen werden.

Dazwischen will man Zwischenetappen wie etwa die Heim-EM im Januar als Werbe- und Wettkampfpraxisfeld nutzen. Dass die Schweiz in Bezug auf die Breite ein Nachwuchsproblem hat, ist man sich bei Swiss-Ski ebenso bewusst, wie der Aussicht, dass auch in diesem Übergangswinter der Abstand zu den Top-Nationen gross ist.

Trotzdem: Hartweg hat in Kontiolahti gezeigt, dass die Schweizer für Exploits gut sind. Auch am Mittwoch beim Frauen-Auftakt gleichenorts? Da geht Lena Häcki-Gross als Schweizer Trumpf ins Rennen über 15 km.

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