Biathleten verwandeln Zimmer in Rave
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Vor WM in Feierlaune:Biathleten verwandeln Zimmer in Rave

Vor WM in Oberhof
Flashmob und Raves – Biathleten in Medaillen-Stimmung

Vor einem Jahr glich die Schweizer Biathlon-Szene einer grossen Baustelle. Die Strukturen fehlten, die Stimmung war schlecht. Warum das heute vollkommen anders ist – und weshalb so die WM-Chancen steigen.
Publiziert: 08.02.2023 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2023 um 14:56 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Jetzt kann Amy Baserga darüber lachen. «Oh mein Gott», sagt sie, angesprochen auf die letzte Saison. Vor einem Jahr standen die Schweizer Biathleten noch nicht reihenweise mit guten, vielversprechenden Resultaten da – so wie jetzt.

Damals waren die Ergebnisse weitgehend ungenügend. Die Strukturen im Verband liessen zu wünschen übrig, die Sparte Biathlon blieb während vier Monaten ohne Disziplinenchef, wodurch in der Vorbereitung vieles liegen blieb. Besonders im Frauenteam kriselte es, zumal der Konkurrenzkampf im Olympiajahr speziell gross war. Baserga erinnert sich: «Es kamen viele Dinge zusammen. Olympia, Corona, ein Staff-Teil hat gefehlt, dazu waren die Rollen unter den Athleten nicht richtig verteilt. Manchmal fehlte auch ein wenig der Respekt.» All dies habe sich negativ auf die Stimmung im Team ausgewirkt.

«Kein Vergleich zu früher»

Als sich dann im Sommer 2022 nach den Rücktritten von Selina Gasparin und Benjamin Weger ohnehin ein grosser sportlicher Umbruch anbahnte, vollzog der neue Disziplinenchef Lukas Keel diesen auch auf struktureller Ebene. Eine neue Trainingsausrichtung sollte Abhilfe schaffen. Dazu mit Remo Krug ein neuer Herrentrainer und mit Kein Einaste ein Spezialist fürs Läuferische. Ausserdem greift das Frauen-Team neu bis zur Heim-WM 2025 regelmässig auf sportpsychologische Unterstützung zurück.

Guter Teamgeist: Amy Baserga und Niklas Hartweg jubeln im Januar zusammen über ihren dritten Platz in der Single-Mixed-Staffel.
Foto: freshfocus
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Auch Aita Gasparin erzählt von «grossen Spannungen» im letzten Winter. Diese hätten sich durch die intensive Arbeit und die klare Rollenverteilung im Sommer gelöst. Ihre Schwester Elisa bestätigt: «Die Stimmung aktuell steht in keinem Vergleich zu jener davor.» Es habe sich eine völlig neue Dynamik innerhalb der Equipe entwickelt. Der Gesamttenor bei Frauen und Männern: Mit guten Vibes trainiert es sich auch leichter und spassiger.

Hartweg gibt den Zimmer-DJ

Wie gut das neue Klima ist, zeigte sich bereits Anfang Saison nach dem sensationellen zweiten Platz von Niklas Hartweg in Kontiolahti. Denn da gabs vom Team einen spontanen Flashmob zum Hit «Fight Song», den die meisten noch von Aita Gasparins Hochzeitsfeier im Repertoire hatten, zu der das gesamte Team im letzten Herbst eingeladen war.

Daneben sorgt Hartweg, in der Freizeit leidenschaftlicher Rapper, auch im Hotel für gute Laune. «Er ist der Stimmungsmacher», sagt Baserga lachend. Und Sebastian Stalder bestätigt: «Niklas hat gerne sein Mischpult dabei, was immer wieder kleine Zimmer-Raves zur Folge hat.»

Auch Hartweg selbst schätzt die Fortschritte in Sachen Teamambiente: «Davon können wir nun alle profitieren.» Schon an der WM in Oberhof? Nicht zuletzt aufgrund des neuen Zusammengehörigkeitsgefühls haben die Schweizer in der Mixed-Staffel am Mittwoch (und im Single-Mixed-Bewerb in der zweiten Woche) die wohl besten Chancen auf einen Exploit. Die Jagd nach der allerersten Schweizer WM-Medaille steht auf dem Programm. Wetten, dass die Schweizer auch dann eine kreative Feier-Methode finden würden.

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