Bob-Weltcup startet in Whistler
Neue Regeln sollen deutsche Super-Bobs einbremsen

Die Gähn-Dominanz der Deutschen lähmte den Bob-Sport. Jetzt sollen in diesem Winter neue Technik-Regeln den Materialvorteil verkleinern. Davon könnten auch die Schweizer profitieren.
Publiziert: 25.11.2022 um 16:30 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Nach den Olympischen Spielen in Peking waren nicht wenige Funktionäre im Bob-Zirkus richtig hässig. Der Grund: Der Materialvorteil der deutschen Super-Bobs war in China derart gross, dass etwa im Zweierbob das Podest mit lauter Deutschen besetzt war.

Der Tenor aller Gegner, inklusive der Schweizer: Diese Gähn-Dominanz muss irgendwie eingedämmt werden. Es wurden sogar Rufe nach Einheitsschlitten laut, damit Deutschland nicht mehr die Bobs aus der millionenteuren Entwicklung der staatlichen Sportgeräte-Manufaktur FES einsetzen darf.

Aber beim Weltcup-Auftakt an diesem Wochenende im kanadischen Whistler stehen wie bisher nur in der neuen Frauen-Monobob-Klasse Einheitsschlitten am Start. Das technische Reglement für die Zweier- und Viererbobs wurde zwar überarbeitet. Aber statt der grossen Revolution kam ein Revolutiönchen heraus.

Mit Tempo in den Eiskanal: Die deutschen Bob-Dominatoren um Dauersieger Francesco Friedrich müssen in der neuen Saison mit einem neuen Regelwerk klarkommen.
Foto: imago images/Xinhua
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Neue Regeln schränken Entwicklung ein

Doch Christoph Langen (60) sagt zu Blick: «Es ist eine Gratwanderung, wie sehr man eingreift. Nun wurden bei diversen Bauteilen die Masse neu geregelt.» Die deutsche Bob-Legende ist seit seinem Abgang beim Schweizer Verband beim Weltverband IBSF Materialchef.

Bei vielen Bauteilen habe es zuvor nur ein Mindestmass gegeben und so den Tüftlern viel Raum gegeben. Nun wurde der Spielraum, zum Beispiel bei der Vorder- und Hinterachse, zusätzlich mit einem Maximummass eingeschränkt. Die IBSF behält sich zudem vor, in den nächsten Jahren das Regelwerk noch enger zu gestalten.

Einheits-Bobs als hoher Kostenfaktor

Langen schildert, dass die Idee mit Einheitsschlitten eben auch unbeabsichtigte Auswirkungen gehabt hätte. «Alle Nationen hätten für viel Geld neue Schlitten kaufen müssen.» Geld, das im stets klammen Sport die meisten Verbände gar nicht haben. Die meisten Teams fahren jahrelang mit denselben Schlitten und verbessern sie in ihren Werkstätten. Dieses ganze Material hätte mit einer Einheitsregel nur noch Schrottwert gehabt.

Der Weltcup-Auftakt in Kanada wird nun einen ersten Hinweis geben, ob die Regel-Evolution zur Deutschland-Bremse wird und unsere Piloten Michael Vogt (24), Simon Friedli (31) und Melanie Hasler (24) näher ans Podest heranrücken.

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