Schweizer Curlerinnen mit Traum vor Augen
Unser Frauen-Viererhaus will eine Olympia-Medaille!

Die Schweizer Curlerinnen Silvana, Marlene, Ester und Manuela sind mit zwei Siegen in die Heim-EM gestartet. Auch bei Olympia in Pyeongchang will das Frauen-Viererhaus hoch hinaus.
Publiziert: 19.11.2017 um 14:37 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:28 Uhr
Das Curling-Frauen-Nationalteam im Porträt
1:00
Skip Silvana Tirinzoni stellt vor:Das Curling-Frauen-Nationalteam im Porträt
Mathias Germann

Gross, grösser, Olympia! Für das «Team Tirinzoni» gilt das mehr denn je. Nach fünf Jahren ist Pyeongchang für Silvana Tirinzoni und ihre drei Freundinnen das erste ganz grosse, gemeinsame Turnier.

Umso mehr nehmen sie sich vor. Tirinzoni: «Ich habe immer von den Olympischen Spielen geträumt. Aber einfach mitspielen? Nein, ich will eine Medaille!»

Auf den ersten Blick erstaunt diese Aussage. Denn: Allein schon die Qualifikation für Südkorea ist für das Curling-Quartett ein Erfolg. Ein verdienter allerdings. Beim Qualifikationsturnier in Biel vor ­einem Monat gewannen sie das Stechen gegen ihre Konkurrentinnen souverän: 6 Spiele, 6 Siege. Wie war das möglich? Second Esther Neuenschwander relativiert: «Es waren viele knappe Spiele dabei. Klar, es hätte auch anders ausgehen können.»

Dass dies nicht der Fall war, hat Gründe. Ein entscheidender ist die psychische Stärke des Teams, welche immer mehr zum Tragen kommt. «Wenn man zu zweifeln beginnt, ist man auf diesem Niveau chancenlos», sagt Tirinzoni. Genau deshalb arbeiten die vier seit Jahren mit dem kanadischen Mentaltrainer Ralph Schoenfeld zusammen.

Das Rezept: Die Nervosität nicht bekämpfen, sondern sie akzeptieren. Atemtechniken, Fokussierung und Visualisierungen helfen dabei. Silvana: «Auch Federer wird ja zwischendurch nervös. Aber er geht sehr gut damit um.»

Noch ist ihr erster Olympia-Einsatz am 14. Februar ein Stück weg. Seit gestern sind sie an der Heim-EM in St. Gallen im Einsatz – und glänzen prompt mit zwei Auftaktsiegen. Für Marlene ist klar: «Das ist ein perfekter Olympia-Probelauf!»

Unsere Curlerinnen im Porträt

Silvana Tirinzoni (38, Skip)

Die Chefin

«Ich bin keine Diktatorin, wir fällen die Entscheidungen auf dem Eis gemeinsam. Vieles ist einstudiert. Aber es ist klar: Als Skip habe ich das letzte Wort. Leaderin zu sein, wurde mir nicht in die Wiege gelegt – ich bin vielmehr da hinein­gewachsen. Als ich mit zehn Jahren erstmals mit Curling in Kontakt trat, war das mehr ein Rutschen auf Eis. Es war trotzdem Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte auch Judo und Ballett gemacht, aber Curling faszinierte mich mehr. In meinem Berufsleben bin ich «Project Management Officer», ich arbeite zu 50 Prozent bei einer Bank. Ansonsten? Ich lese viel, bin mit Freundinnen sogar in einem Buchklub. Dazu halten mich ­meine zwei Nichten auf Trab – toll. Im Curling bin ich sehr ehrgeizig, das kommt mir manchmal fast in den Weg. Dabei ist nicht alles kontrollierbar. Ich habe Mühe, das zu akzeptieren.»

Marlene Albrecht (29, Lead)

Die Spassmacherin

«Neben dem Curling ist Yoga eine meiner grossen Leidenschaften, seit einigen Jahren habe ich die Yogalehrer-Ausbildung. Schade, dass ich Silvana und Manuela noch nicht dafür begeistern konnte. Aber ich gebe nicht auf! Bereits mit 6 Jahren habe ich begonnen, Curling zu spielen. Zwar spielte ich lange auch Tennis und fuhr lange Ski, aber ich wollte lieber in einem Team unterwegs sein – der soziale Aspekt ist mir sehr wichtig. Ich bin sehr aktiv, manchmal sogar hyperaktiv, sagen die anderen. Aber gleichzeitig ist das auch meine Stärke. Ich lockere das Team gerne auf, bin so etwas wie die Spassmacherin – zumindest versuche ich es!» l

Esther Neuenschwander (34, Second)

Das Organisations-Talent

«Ich bin überzeugt, dass es von Vorteil ist, wenn man mit seinen Teamkolleginnen auch befreundet ist. Ich liebe dieses Gefühl. Ansonsten bin ich eine eher ruhige Person, die ausserhalb der Halle vor allem fürs Material und die Organisation verantwortlich ist. Ich buche Flugtickets, reserviere Hotelzimmer und schaue, dass wir immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Wie Marlene arbeite ich auch zu 50 Prozent in einem Treuhandbüro. Viel Freizeit bleibt dann nicht. Ich mache allerdings gerne Fitness, arbeite auch mit einem Personal Trainer, fast immer draussen. Mit 175 Zentimeter bin ich für eine Frau relativ gross – das hilft, weil ich so meine Kraft auf dem Eis gut einsetzen kann.» l

Manuela Siegrist (27, Third)

Der ruhige Pol

«Als Baslerin von drei Zürcherinnen umgeben. Man könnte meinen, das funktioniert nicht. Das Gegenteil ist der Fall, wir verstehen uns bestens! Dass wir als Team Aarau in etwa auf halber Distanz zwischen den Städten trainieren, ist für mich toll. Neben dem Sport studiere ich Wirtschaft, zum Glück habe ich selten Anwesenheitspflicht an der Uni. Oft schleppe ich meine Bücher mit, wenn wir bei Wettkämpfen unterwegs sind. Aber ich gebe zu: Das ist mehr zur Beruhigung des Gewissens, denn dann habe ich den Kopf woanders. Auf dem Eis sehe ich mich als Verbindung zwischen dem Front End, dem Silvana und ich angehören, und dem Back End. Ich bin dabei so etwas wie der ruhige Pol.»

Silvana Tirinzoni (38, Skip)

Die Chefin

«Ich bin keine Diktatorin, wir fällen die Entscheidungen auf dem Eis gemeinsam. Vieles ist einstudiert. Aber es ist klar: Als Skip habe ich das letzte Wort. Leaderin zu sein, wurde mir nicht in die Wiege gelegt – ich bin vielmehr da hinein­gewachsen. Als ich mit zehn Jahren erstmals mit Curling in Kontakt trat, war das mehr ein Rutschen auf Eis. Es war trotzdem Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte auch Judo und Ballett gemacht, aber Curling faszinierte mich mehr. In meinem Berufsleben bin ich «Project Management Officer», ich arbeite zu 50 Prozent bei einer Bank. Ansonsten? Ich lese viel, bin mit Freundinnen sogar in einem Buchklub. Dazu halten mich ­meine zwei Nichten auf Trab – toll. Im Curling bin ich sehr ehrgeizig, das kommt mir manchmal fast in den Weg. Dabei ist nicht alles kontrollierbar. Ich habe Mühe, das zu akzeptieren.»

Marlene Albrecht (29, Lead)

Die Spassmacherin

«Neben dem Curling ist Yoga eine meiner grossen Leidenschaften, seit einigen Jahren habe ich die Yogalehrer-Ausbildung. Schade, dass ich Silvana und Manuela noch nicht dafür begeistern konnte. Aber ich gebe nicht auf! Bereits mit 6 Jahren habe ich begonnen, Curling zu spielen. Zwar spielte ich lange auch Tennis und fuhr lange Ski, aber ich wollte lieber in einem Team unterwegs sein – der soziale Aspekt ist mir sehr wichtig. Ich bin sehr aktiv, manchmal sogar hyperaktiv, sagen die anderen. Aber gleichzeitig ist das auch meine Stärke. Ich lockere das Team gerne auf, bin so etwas wie die Spassmacherin – zumindest versuche ich es!» l

Esther Neuenschwander (34, Second)

Das Organisations-Talent

«Ich bin überzeugt, dass es von Vorteil ist, wenn man mit seinen Teamkolleginnen auch befreundet ist. Ich liebe dieses Gefühl. Ansonsten bin ich eine eher ruhige Person, die ausserhalb der Halle vor allem fürs Material und die Organisation verantwortlich ist. Ich buche Flugtickets, reserviere Hotelzimmer und schaue, dass wir immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Wie Marlene arbeite ich auch zu 50 Prozent in einem Treuhandbüro. Viel Freizeit bleibt dann nicht. Ich mache allerdings gerne Fitness, arbeite auch mit einem Personal Trainer, fast immer draussen. Mit 175 Zentimeter bin ich für eine Frau relativ gross – das hilft, weil ich so meine Kraft auf dem Eis gut einsetzen kann.» l

Manuela Siegrist (27, Third)

Der ruhige Pol

«Als Baslerin von drei Zürcherinnen umgeben. Man könnte meinen, das funktioniert nicht. Das Gegenteil ist der Fall, wir verstehen uns bestens! Dass wir als Team Aarau in etwa auf halber Distanz zwischen den Städten trainieren, ist für mich toll. Neben dem Sport studiere ich Wirtschaft, zum Glück habe ich selten Anwesenheitspflicht an der Uni. Oft schleppe ich meine Bücher mit, wenn wir bei Wettkämpfen unterwegs sind. Aber ich gebe zu: Das ist mehr zur Beruhigung des Gewissens, denn dann habe ich den Kopf woanders. Auf dem Eis sehe ich mich als Verbindung zwischen dem Front End, dem Silvana und ich angehören, und dem Back End. Ich bin dabei so etwas wie der ruhige Pol.»

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