Schweizerin spielt plötzlich für Italien
Der nächste Knall im Frauen-Curling

Im Schweizer Curling gehts diesen Sommer zu wie im Fussball-Transfermarkt. Jetzt wechselt Topspielerin Elena Mathis sogar nach Italien, obwohl sie damit aus der Spitzensport-Förderung bei der Armee rausfliegt.
Publiziert: 10.08.2023 um 14:54 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Das Schweizer Frauen-Curling kommt nicht zur Ruhe. Der Eklat um den Rausschmiss von Spielerin Briar Schwaller-Hürlimann (29) aus dem Weltmeisterinnen-Team von Silvana Tirinzoni (44) löste einen beispiellosen Domino-Effekt aus.

Besonders heftig trifft es das Team von Skip Michèle Jäggi (35). Die Bernerin hatte im Frühjahr ihr Team mit dem Traum von Olympia neu formiert. Doch noch vor dem ersten Turnier ist die Hälfte der neuen Jäggi-Formation schon wieder Geschichte. Zuerst ging Selina Witschonke (24) als Ersatz für die rausgeschmissene Schwaller-Hürlimann zu Tirinzoni. Und jetzt ist auch Neuzugang Elena Mathis (24) schon wieder weg: der nächste Curling-Knall.

Jäggi-Team zum zweiten Mal von Blitz-Abgang geschockt

Michèle Jäggi sagt: «Wir waren ein zweites Mal geschockt.» Der Hammer bei Mathis: Die Zürcherin wechselt sogar die Nation. Die Doppelbürgerin mit italienischer Mutter spielt jetzt in der Vierer-Equipe von Mixed-Olympiasiegerin Stefania Constantini (24), die als grosses Ziel die Olympischen Spiele 2026 in ihrer Heimatstadt Cortina hat.

Dominoeffekt im Schweizer Frauencurling: Nun wechselt auch noch die Zürcherin Elena Mathis (M.) ins italienische Team von Skip Stefania Constantini (r.).
Foto: Team Constantini
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Mathis zu Blick: «Das ist ein riesiger Schritt für mich, der viel Mut braucht. Es wird ein Abenteuer, aber es ist eine einmalige Chance für mich.» Der riesige Reiz: Mit den Italienerinnen ist die Chance auf (Heim-)Olympia grösser als in der Schweiz, wo der Startplatz fürs Tirinzoni-Team reserviert scheint.

Mathis verliert Status als Schweizer Sportsoldatin

Wegen des Nationenwechsels fliegt Mathis aber aus allen Förderprogrammen wie der Sporthilfe und auch bei der Armee. Sie hatte die Spitzensport-RS absolviert und als Sportsoldatin jährlich 100 WK-Tage für ihre Trainings nutzen können. Doch jetzt muss sie ihre Militärtage ohne Eigennutz abverdienen. «Nun werde ich als Sportleiterin bei normalen WKs eingesetzt», sagt Mathis, die weiterhin in der Schweiz leben und studieren wird.

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«Wir nehmen die Saison zu dritt in Angriff und werden das Team jeweils ergänzen.»
Skip Michèle Jäggi hat in kurzer Zeit zwei Teamkolleginnen verloren
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In der kleinen Curling-Szene war schon länger bekannt, dass die Zürcherin Doppelbürgerin ist. Zudem lebt die italienische Nationaltrainerin Violetta Caldart (53) in Chur. So wuchs die Idee für den Blitzabgang beim Jäggi-Team. Mathis: «Es war sehr schwierig und hat weh getan, bei Michèle wieder zu gehen. Ich habe aber immer offen kommuniziert. Nach Selinas Wechsel waren wir in einer neuen Situation, und für mich hat sich die Möglichkeit in Italien geboten.»

Zwar haben Jäggi und die verbliebene Teamkollegin Stefanie Berset (26) den ersten Abgang noch mit der bisherigen Bern-Thun-Juniorin Lisa Muhmentaler abfedern können.

Jäggi beim Saisonstart mit namhafter Ersatzfrau

Doch jetzt in der kleinen Schweizer Szene nochmals kompetitiven Ersatz finden? Unmöglich. Jäggi: «Wir nehmen die Saison zu dritt in Angriff und werden das Team jeweils ergänzen.»

Für den Saisonstart schon nächste Woche in Schottland an den Euro Super Series (17.-20. August), wo auch die Italienerinnen mit Mathis starten, präsentiert Jäggi eine verrückte Lösung. Die aktuelle, aber zurückgetretene Olympiasiegerin Eve Muirhead (33, Gb) gibt mit den Bernerinnen ein Dreitage-Comeback!

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