Als Läufer erfolglos, als Trainer eine Wucht
Einaste soll Cologna Beine machen

Als Läufer allerhöchstens Mittelmass und zwischendurch unter Doping-Verdacht. Dario Cologna neuer Trainer hat bewegte Zeiten hinter sich.
Publiziert: 10.06.2020 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2020 um 07:56 Uhr
Als Läufer erfolglos, jetzt Dario Colognas Chef. Kein Einaste übernimmt den Trainerposten bei Swiss Ski.
Foto: Keystone
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Stefan Meier

Dario Cologna geht mit einem Trainergespann in die Zukunft. Auf Ivan Hudac als Cheftrainer folgen Kein Einaste und François Faivre. Als Duo werden die beiden künftig die Elite-Gruppe bei Swiss Ski verantworten.

Faivre zeichnete als Trainer der Franzosen für fünf Medaillen an Grossanlässen verantwortlich. Bei seinem Gegenüber sucht man Edelmetall vergeblich. Und doch schwärmen bei Swiss Ski eigentlich alle von Einaste. Der ruhige Este hat mit seinen menschlichen Qualitäten überzeugt.

Als Läufer war der 35-Jährige erfolglos. Einmal schaffte es der auf den Sprint spezalisierte Einaste in die Top Ten. Das wars. Sein letztes Rennen beendete er im Januar 2018 in Planica als 62. Im Winter darauf heuerte er dann bereits als Sprint-Trainer bei Swiss Ski an.

Erfolglosigkeit als Glück für Cologna?

Was kann ein derart erfolgloser Läufer einem vierfachen Olympiasieger wie Cologna bringen? «Diese Frage erwarte ich immer. Aber im Fussball sind die guten Spieler auch nicht immer automatisch gute Trainer», sagt Einaste. Und umgekehrt.

Für seine Karriere als Coach sei das Ausbleiben des Erfolgs sogar förderlich gewesen. «Ich wollte ich unbedingt lernen und herausfinden, woran das lag. Darum stecke ich so viel in meine Trainerausbildung. Für Dario ist es also ein Glück, dass ich selber keinen Erfolg hatte.» Der Familienvater hat darum zwei Master-Abschlüsse in Sportwissenschaft und Sportmanagement. «Jetzt habe ich die Antworten auf meine Fragen.»

Schutzsperre und Dopingverdacht

Dass er den Job bei Swiss Ski vor zwei Jahren erhielt, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn 2011 wurde er wegen zu hohen Hämoglobin-Werten im Blut mit einer fünftätigen Schutzsperre belegt und für die Tour de Ski ausgeschlossen. Logisch, stand er damit auch sofort unter Doping-Verdacht. Auch wenn sich dieser nie bestätigt hat und es keine weiteren Verdachtsmomente gab, eine unschöne Erinnerung.

«Ich hatte immer schon einen hohen Hämoglobin-Wert im Blut, von Natur aus. Ich habe in der Vorbereitung auf die Tour de Ski damals nicht gut genug aufgepasst und schon war der Wert zu hoch. Ich war traurig, das war sicher kein schöner Moment. Aber mehr war da nicht», beteuert er gegenüber BLICK.

Er versichert: «Doping ist und war schon immer komplett entgegen meiner Philosophie. Das entspricht absolut nicht meiner Einstellung. Ich glaube fest daran, dass gute Leistung von harter Arbeit kommt.»

Swiss Ski untersuchte Einastes Vergangenheit

Mit seinen Worten fand er 2018 bei Swiss Ski Gehör. Der Verband beleuchtete die Hintergründe der Schutzsperre und liess den Esten alles schildern. Swiss Ski befand, dass seine Erklärungen plausibel sind. Er sei damals aus einer starken Trainingsphase gekommen und habe beim Flug nicht aufgepasst. Dazu der von Haus aus eher zu hohe Wert. «So sind schon ganz andere reingelaufen», meint Nordisch-Direktor Hippolyt Kempf.

Das Thema war damit erledigt und wurde nun bei der Beförderung nicht wieder aufgerollt. Auch wenn in der Zwischenzeit der Doping-Skandal um Colognas Service-Mann Emanuel M. für Schockstarre gesorgt hat bei Swiss Ski.

«Wir haben darüber gesprochen, es war bereits vor zwei Jahren ein Thema, als er aus Schweden in die Schweiz kam», sagt Cologna auf Anfrage zu BLICK. Zu dieser Zeit hätten viele Athleten Probleme mit der Obergrenze des Hämoglobinwertes gehabt. «Auch Schweizer», so Cologna. «Heute wäre dies mit dem Blutpass kein Thema mehr.»

Dario: «Wir sprechen die gleiche Sprache»

In der Zeit seit der Einstellung hat Einaste den Verband sportlich überzeugt. Er führt Roman Furger an die erweiterte Spitze. Seine ruhige und lockere Art kommt an bei den Läufern. Auch Cologna fand sofort einen Draht zum Esten. «Es hilft mir wohl, dass wir die gleiche Alterskategorie haben», sagt Einaste. Cologna sieht es gleich: «Wir sprechen die gleiche Sprache, das passt gut.»

Im Weltcup waren Einaste und Cologna keine Kumpels. «Ich glaube, wir haben das erste Mal zusammen gesprochen, als ich bei Swiss Ski als Trainer anfing. Im Weltcup nie», erinnert sich Einaste und fügt lachend an. «Als ich ins Ziel kam, war er schliesslich oft schon längst unter der Dusche.»

Seine Mission ist es, Cologna auch künftig wieder möglichst früh unter die Dusche zu schicken. Am allerliebsten als Erster ins Ziel. Der wichtigste Punkt, um den Bündner wieder dorthin zu bringen? «Ein Ziel ist es, ihn im Sprint zu stärken. In den letzten Jahren hat sich Vieles in Richtung Sprint verschoben. Das Tempo wird höher und Dario muss sich in dieselbe Richtung entwickeln.»

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