An Tour nah an den Besten

Dario Cologna stark genug für die Zukunft

Wie lange macht Dario Cologna noch? Der 33-Jährige hat diese Frage bisher nicht abschliessend beantwortet. «Ob ich bis Olympia 2022 weiterlaufe, hängt auch von den Resultaten ab», sagt Cologna. Er will in Peking nur an den Start gehen, «wenn ich auch realistische Chancen auf eine Medaille habe».

Die Tour de Ski ist ein Wegweiser in Richtung Olympia. Der Münstertaler ist stark genug, um das grosse Ziel Peking noch einmal ins Auge zu fassen. Auch in der Schlussetappe am Sonntag im Val di Fiemme hoch auf die Alpe Cermis gehört Cologna zum Kreis der Besten. Ohne allerdings am Ende der Beste zu sein. Als Sechster kommt er ins Ziel, hinter zwei Norwegern und drei Russen. Der Best of the Rest sozusagen.

In der Tour-Gesamtwertung resultiert der 7. Schlussrang. «Ich denke, im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden. Ich wusste, dass es nach ganz vorne sehr schwierig wird in der Tour», resümiert Cologna.

Alleine in den beiden Sprints habe er knapp zweieinhalb Minuten auf den Norweger Kläbo verloren. «Aber in den Distanzrennen habe ich gute Leistungen gezeigt. Einfach der Ausreisser nach ganz vorne hat gefehlt. Für mich war es eine solide Tour.»

Es ist eine zwiespältige Woche für den Bündner. Einerseits ist offensichtlich, dass die drei Top-Cracks Kläbo, Bolschunow und Ustjugow derzeit klar stärker einzuschätzen sind. «Konstant auf sehr hohem Niveau», sagt Cologna über sie.

Aber die Leistungen der letzten Tage zeigen auch, dass er noch nah dran ist. Die Lücke ist klein genug, dass er sie bei einer optimalen Vorbereitungen auf einen Grossanlass hin schliessen könnte, wenn Wade und Reizhusten mitmachen.

Die Gesundheit ist eine wichtige Erkenntnis der Woche. Der Körper macht noch mit bei Cologna. «Ich bin gesundheitlich gut durchgekommen. Das ist das Positive», sagt auch er selber.

Nach den Leistungen der letzten Tage ist davon auszugehen, dass Cologna das Olympia-Abenteuer noch einmal in Angriff nehmen wird, auch wenn er die definitive Entscheidung kaum vor der nächsten Saison treffen wird.

In den nächsten Wochen will er daran arbeiten, wieder ganz nach vorne zu kommen. In zwei Wochen geht es für ihn in Nove Mesto (Tsch) weiter, dann folgt in Oberstdorf (De) die Generalprobe für die WM 2021. «Ich bin im Grossen und Ganzen auf gutem Niveau gelaufen. Ich hoffe, jetzt noch einmal auf dem Podest zu stehen, vielleicht auch wieder einmal zuoberst.»

Schweizer Team überzeugt

Ganz vorne sind die Schweizer zwar nicht dabei, doch immerhin ist Dario Cologna als Siebter nicht allein auf weiter Flur. Neben ihm schaffen es auch Jonas Baumann (20.), Roman Furger (27.) und Beda Klee (28.) in die Top 30. Ein Teamresultat, das selten so gut war in 14 Jahren Tour de Ski.

Der Sieger kommt aber aus Russland. Alexander Bolschunow ist erst 23 Jahre alt und ist nach Legkow und Ustjugow der dritte Russe, der die Tour für sich entscheiden kann. Er gilt als extrem hart und Trainingsweltmeister. Und auch als sehr verbissen. Das grosse Starpotential fehlt aber bei ihm, da er keine Fremdsprache spricht.

Bei den Frauen ist wie erwartet Therese Johaug nicht zu schlagen. Die Norwegerin gewinnt die letzte Etappe mit 50 Sekunden Vorsprung und krönt sich damit nach 2014 und 2016 zum dritten Mal zur Königin des Langlaufs.

Bemerkenswert die Leistung von Laurien van der Graaff. Die 32-Jährige ist eigentlich eine Sprinterin, beendet aber das Etappenrennen auf dem respektablen 25. Platz. Van der Graaff hat die Tour de Ski erstmals zu Ende gelaufen. «Ich habe mir den Schlussaufstieg schlimmer vorgestellt», sagt sie. «Es war wirklich cool.»