Familie und Fanklub leiden mit Fähndrich
«Wir sind trotzdem stolz auf Nadine»

Nadine Fähndrichs WM-Traum ist geplatzt. Die Schweizer Medaillenhoffnung erleidet in Planica eine der grössten Enttäuschungen ihrer Karriere. Trost findet sie bei ihren Liebsten.
Publiziert: 23.02.2023 um 18:24 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2023 um 19:54 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Als die Siegerhymne «We are the Champions» durch die Boxen im Zielstadion dröhnt, ist Nadine Fähndrich längst weg. Raus aus dem Rampenlicht. Rein in die Bewältigung dieser Enttäuschung. Im Klassisch-Sprint hat die 27-jährige Eigenthalerin bereits im Halbfinal als Fünfte die Segel streichen müssen, womit ihr grosser Medaillentraum an der Nordisch-WM in Planica (Sln) schon früh zerbröckelt. Die dreifache Saison-Sprintsiegerin ist als eine der Topfavoritinnen gestartet, kann an diesem Tag aber nicht mit der Spitze mithalten.

«Es werden nachher noch Tränen fliessen», sagt Fähndrich, als sich hinter ihr die Final-Läuferinnen positionieren. Ihr Name fehlt im letzten Frauen-Lauf des Tages. «Ich wollte diese Medaille unbedingt, jetzt bin ich nicht mal in den Final gekommen», so Fähndrich, «es tut mir mega leid für alle, die so hart dafür arbeiten und mich unterstützen».

Auf der anderen Seite des Stadions sitzt der Fähndrich-Fanklub von Nadine und ihrem Bruder Cyril, der erst in den Distanzrennen eingreift. Auch hier herrscht Ernüchterung. «Schade, dass es heute nicht gereicht hat. Sie hätte es mit ihrem enormen Aufwand, den sie betreibt, so verdient gehabt», meint Vater Kurt. Doch dann fügt er an: «Wir sind trotzdem stolz auf Nadine.»

Auch ohne WM-Medaille mit vollem Einsatz dabei: Der Fähndrich-Fanklub mit Nadines Freund Elvis Fazliu (hinten, 1. von links) und Mutter Käthy (hinten, 3. von links) und Vater Kurt (vorne, 2. von rechts).
Foto: Marco Pescio
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Wie stolz, ist auf der Tribüne den ganzen Tag über zu sehen und zu hören. Zehn Personen sind extra nach Planica gereist, um die beiden Fähndrichs anzufeuern. Neben Papa Kurt natürlich auch Mama Käthy und Nadines Freund Elvis Fazliu. Der Fähndrich-Clan fällt in der slowenischen Wintersport-Location sofort auf. Einerseits wegen der mittlerweile rundum bekannten grünen Mützen. Andererseits, weil der Fanklub ordentlich Krach macht und eine riesige, vier mal vier Meter grosse Schweizer Fahne dabei hat. Immer wenn Fähndrich oder eine andere Schweizerin die Tribüne passiert, wirds richtig laut.

Und im Athleten-Lager fiebert Bruder Cyril mit. Vor dem Rennen sagt er: «Ich bin schon richtig nervös. Ich will an die Siegerehrung!» Danach siehts zu Beginn auch tatsächlich aus – zumindest ist Nadine Fähndrich auf gutem Weg. Ganz im Gegensatz zu Janik Riebli, Roman Schaad und Erwan Käser, die allesamt in der Quali scheitern.

Fähndrich will keine Ausreden

Als Fähndrich am Mittag die Qualifikation als Achtplatzierte souverän übersteht, ist die Stimmung bei den Schweizer Fans noch hervorragend. Vater Kurt und Freund Elvis ballen die Faust, später gibts Jubel nach dem ebenso gut bewältigten Viertelfinal. Bis der erste Halbfinal, der von der Qualität her gut und gerne auch ein Final hätte sein können, zum Schweizer Partykiller wird. Fähndrich bleibt chancenlos gegen das schwedische Trio Emma Ribom, Jonna Sundling und Maja Dahlqvist sowie die Norwegerin Kristine Stavaas Skistad. Auf Dahlqvist fehlen ihr am Ende 71 Hundertstel.

Schon da zeichnet sich ab: Die Schwedinnen sind in diesem WM-Rennen nicht zu schlagen. Am Ende gibts gar einen Vierfachsieg: Sundling vor Ribom, Dahlqvist und Linn Svahn.

Doch Fähndrich will die riesige Konkurrenz im Halbfinal nicht als Ausrede gelten lassen: «Um eine Medaille zu holen, musst du dich gegen sie einfach durchsetzen.»

Auf die Anfeuerungsrufe ihrer Liebsten angesprochen, wird sie emotional. Sie sei froh, habe sie nun bekannte Gesichter vor Ort, die ihr Trost spenden würden: «Ich freue mich, jetzt meinen Freund zu sehen.» Danach lege sie den Fokus auf die noch anstehenden Distanzrennen sowie besonders auch auf den Teamsprint, in dem sie 2021 mit Laurien van der Graaff schon einmal WM-Silber holte.

Einen Einzel-Coup bei einem Grossanlass hat sie nach Olympia 2022 (Fünfte im Sprint) aber erneut verpasst. Mutter Käthy meint mit einem Augenzwinkern: «Jetzt klappt es halt in zwei Jahren.» Dann findet die Nordisch-WM in Trondheim statt. Mit Sicherheit wieder mit einem lautstarken Fähndrich-Fanklub an der Strecke.

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