«Viele glaubten, es würde mir enorm schlecht gehen»
Tanno wagt nach doppeltem Olympia-Pech ihr Comeback

Vor gut einem Jahr verpasste Giulia Tanno (24) Olympia zum wiederholten Mal wegen einer Verletzung. Warum sie daran nicht zerbrach – und weshalb sie trotz seit Monaten guter Werte erst jetzt in Laax zurückkehrt.
Publiziert: 20.01.2023 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2023 um 14:06 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Es war einer der emotionalsten Momente der letzten Olympischen Winterspiele in Peking, als die frischgebackene Slopestyle-Olympiasiegerin Mathilde Gremaud (22) beim SRF-Interview in die Kamera sagte: «Giulia, ich vermisse dich, das ist für dich!»

Mit Giulia meinte Greamaud in diesem Moment natürlich ihre Teamkollegin Giulia Tanno, die nicht nach China reisen konnte, weil ihr schon wieder unglaubliches Pech widerfahren war. Zum zweiten Mal in Folge verpasste die Bündnerin Olympia wegen einer Verletzung. 2018 war es ein Oberarmbruch, diesmal ein Kreuzbandriss, der ihre Träume platzen liess. Unmittelbar vor dem Start der Winterspiele in Peking. «Es war sehr schwierig, das zu akzeptieren», sagt die 24-Jährige rückblickend.

Direkt nach der Verletzung schrieb sie damals auf Instagram: «Manchmal ist es schwer, zu verstehen, warum manche Dinge im Leben passieren.» Geholfen hat ihr damals, dass sie von ihrem Umfeld aufgefangen wurde. Und auch der grosse Rückhalt im Team. Gremauds Worte im TV brachten sie zu Hause zum Weinen: «Es war sehr berührend, mega herzig, sehr emotional.»

Giulia Tanno ist zurück: Beim Laax Open gibt sie ihr Comeback.
Foto: Rafael Bittermann
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Doch Tanno sagt auch: «Dieses Mal habe ich den Rückschlag schneller verdaut als die Leute um mich herum. Viele glaubten, es würde mir enorm schlecht gehen. Dem war auch so. Aber irgendwann muss man halt auch mal den Schalter umlegen.»

«Fitter als vorher»

Die Kämpferin in ihr hat sie nie aufgeben lassen – und sie durch die mühsame Reha gepusht. Die Big-Air-Gesamtweltcupsiegerin von 2019/20 hat derart Gas gegeben, dass ihre Fortschritte sogar schon den Weltcupauftakt im Oktober beim Big Air Chur zugelassen hätten. Die Kraft-Werte stimmten bereits im Spätsommer. Tanno sagt schon da zu Blick: «Eigentlich bin ich nun fitter als vorher.»

Und trotzdem hat sie es in den letzten Monaten langsam angehen lassen. Nicht nur dem Churer Wettkampf blieb sie fern, sondern auch allen anderen Weltcup-Bewerben im November und Dezember. Sie sagt: «Klar wäre Chur körperlich schon gegangen. Doch mir ist ein sauberer, guter Aufbau wichtiger. Ich steige lieber Mitte Saison ein, statt zu Beginn und dafür halbpatzig.»

Beim Laax Open tastet sie sich am Freitagvormittag wieder heran, doch verpasst den Final im Slopestyle. Aber: Sie ist zurück. Mit nunmehr viel Vertrauen in ihr genesenes Knie – und genug Power, um wieder angreifen zu können.

Sie hat gelernt: «Es gibt nicht nur Olympia, sondern auch noch andere coole Dinge.» Der aktuelle Heimevent etwa, um wieder das Gefühl für einen Wettkampf zu gewinnen. Oder die WM im Februar in Bakuriani (Geo), die nach wie vor ein grosses Ziel von ihr ist.

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