Nordische Kombination hat ein Problem – und die Schweiz steckt mittendrin
Die einstige Königsdisziplin kämpft ums Überleben

Die Nordische Kombination hat massiv an Prestige und Aufmerksamkeit verloren. Es droht gar das Olympia-Aus. Helfen die geplanten Rettungsanker?
Publiziert: 28.11.2022 um 19:23 Uhr
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Marco PescioReporter Sport

Früher Überfliegerin unter den Disziplinen, jetzt arg in Schräglage. Die Nordische Kombination macht schwierige Zeiten durch. Das Ansehen der Sportart, die Langlauf und Skispringen vereint, hat in den letzten Jahren stark gelitten. Weil nur noch wenige Nationen im Weltcup vorne mitmischen, ist sie längst nicht mehr so attraktiv wie einst. Weder für TV-Stationen noch für Fans. Die Schweiz etwa stellt mit Pascal Müller (21) einen einzigen Athleten.

Für die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina wurden die Startplätze bereits von 55 auf 36 heruntergeschraubt. Der Frauen-Bewerb hat es überhaupt nicht mehr ins Programm geschafft. Und für 2030 droht gar das Olympia-Aus.

Das sind Alarmzeichen, die auch dem Internationalen Skiverband FIS Sorgen bereiten. Neue Entwicklungsprogramme sollen so rasch wie möglich Abhilfe schaffen. Bessere TV-Zeiten, gleicher Ski-Wachs für alle Starter, neue Formate, Unterstützungsleistungen der grossen Verbände – all dies wurde diskutiert oder gar schon umgesetzt. Gerade letzterer Punkt: Der Glarner Kombinierer Müller ist fest im deutschen B-Kader integriert. Er ist das, was die Liechtensteinerin Tina Weirather (33) jahrelang bei den Schweizer Ski-alpin-Frauen war: Team-Gspänli mit anderer Flagge.

Pascal Müller ist der einzige Schweizer, der im Weltcup der Nordischen Kombination zu finden ist.
Foto: Nordic Focus
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Stimmen die Leistungen, reist Müller mit den Deutschen auch zum Weltcup. Und genau dort will er nach seiner Premiere im Januar in Klingenthal (Plätze 43 und 47) «in den Top 30 Tritt fassen».

«Bitter und traurig»

Die Schweiz dockt bei Deutschland an – andere kleine Nationen könnten etwa bei weiteren Dominatoren wie Norwegen oder Österreich anklopfen. Müller schätzt diese Partnerschaft, gleichwohl macht er aus seinem Bedauern über die jüngste Entwicklung keinen Hehl: «Vor mir war Tim Hug (35) der einzige Schweizer im Weltcup. Früher war das einmal eine Traditionssportart, der starke Rückgang ist bitter und traurig.»

Kommt denn nichts nach in der Schweiz? Doch. Aber nur langsam. Sowohl Guri Knotten, Nordisch-Direktorin bei Swiss-Ski, als auch Müller verweisen auf den Nachwuchs im Stützpunkt Kandersteg. Knotten sagt: «Wir streben da klare Fortschritte an. Mit gutem und zielgerichtetem Training werden diese jungen Athletinnen und Athleten in einigen Jahren reif genug sein können, um sich für den Weltcup zu empfehlen.»

Hoffnung machen ihr zudem die jüngsten Bekenntnisse der FIS: «Der Verband hat klar gesagt, dass er sich stark um eine Verbesserung der Situation der Sportart bemühen will. Das unterstützen wir uneingeschränkt.»

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