Ösi-Coach will die Revolution
Wird Skispringen bald zur Sommer-Disziplin?

Norwegens Skisprung-Coach sorgt sich um die Zukunft seines Sports. Darum fordert er jetzt ein Wegkommen vom Winter.
Publiziert: 21.12.2022 um 18:38 Uhr

Noch im Sommer sorgte die Vorverlegung des Skisprung-Saisonstartes aufgrund der Fussball-WM für Ärger unter den Springern. Doch jetzt fordert der norwegische Nationalcoach Alexander Stöckl (49) gar eine noch extremere Revolution.

In einer Medienrunde meint der gebürtige Österreicher, es wäre gut, wenn man langsam vom Begriff Wintersport wegkomme. «Ich glaube, dass wir eine Extremsportart sind und dass man sie egal wo und egal wie machen kann». Aufgrund des verfrühten Saisonstartes landeten die Springer beim diesjährigen Weltcup-Auftakt in Polen nicht auf Schnee, sondern auf Matten.

«Wir sterben im Winter»

«Wir haben das Glück, dass wir die Mattenschanzen haben, dass das machbar ist und dass wir keinen Schnee brauchen», so Stöckl. Der Coach geht gar noch weiter und wählt harte Worte im Bezug auf den Klimawandel: «Entweder wir nennen uns weiter Wintersport und sterben im Winter – weil den gibt es irgendwann nicht mehr. Oder wir nennen uns Extremsport und sind offener für neue Destinationen.»

Landen die Skispringer in Zukunft immer öfter auf Matten (wie hier in Wisla beim Weltcup-Auftakt) statt auf Schnee?
Foto: IMAGO/Mateusz Birecki
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IOC-Präsident sieht für Wintersport schwarz

Thomas Bach sieht schwarz. Für den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees sind die Folgen des Klimawandels für den Wintersport alarmierend.

Das IOC stützt sich auf Daten zum Klimawandel. Bis in 30 Jahren würden «zwischen 50 und 60 Prozent der Wintersport-Gebiete in Europa, die als schneesicher gegolten haben und für Olympische Spiele geeignet sind, nicht mehr existieren», sagt der Deutsche Thomas Bach.

Diese Regionen würden mit diesem Wissen auch nicht mehr in Schnee- und Eissport investieren, sondern eher auf andere Einnahmequellen wie Wanderer und Mountainbiker setzen. Damit werde die Zahl der Orte, die Weltmeisterschaften und Olympische Winterspiele ausrichten können, erheblich schrumpfen.

Zu diesen düsteren Prognosen kommt Bach nicht ohne wissenschaftliche Grundlage. Das IOC stützt sich auf führende Wissenschaftler, welche die Auswirkungen des Klimawandels in der Zukunft aufzeigten. "Selbst eine emissions-arme Zukunft kann nicht mehr verhindern, dass viele Austragungsorte von Wintersportarten künftig wohl für Olympische Winterspiele nicht mehr in Frage kommen", sagt Tourismus-Forscher Robert Steiger von der Universität Innsbruck.

Hinzu kommt, dass sich die Winter mit dem Klimawandel verkürzen. «Das wirft dann die Frage auf, wie viel Zeit für einen Weltcup, eine Weltmeisterschaft, Olympische oder Paralympische Spiele bleibt», so Bach. Diese Faktoren könnten Auswirkungen auf das Format und das Programm der Winterspiele der Zukunft haben.

Das IOC erwägt für die Zukunft ein Rotationssystem für die Austragung von Winterspielen in wenigen Orten mit existierenden Wettkampfstätten und garantiert frostigem Wetter. Diese Ansprüche erfüllt ein möglicher künftiger Austragungsort von Winterspielen nicht. Saudi-Arabien will bis 2026 mit dem Projekt "Trojena" ein gigantisches Berg-Resort mitten in der Wüste erschaffen. 2029 sollen dort die asiatischen Winterspiele stattfinden. (SDA)

Thomas Bach sieht schwarz. Für den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees sind die Folgen des Klimawandels für den Wintersport alarmierend.

Das IOC stützt sich auf Daten zum Klimawandel. Bis in 30 Jahren würden «zwischen 50 und 60 Prozent der Wintersport-Gebiete in Europa, die als schneesicher gegolten haben und für Olympische Spiele geeignet sind, nicht mehr existieren», sagt der Deutsche Thomas Bach.

Diese Regionen würden mit diesem Wissen auch nicht mehr in Schnee- und Eissport investieren, sondern eher auf andere Einnahmequellen wie Wanderer und Mountainbiker setzen. Damit werde die Zahl der Orte, die Weltmeisterschaften und Olympische Winterspiele ausrichten können, erheblich schrumpfen.

Zu diesen düsteren Prognosen kommt Bach nicht ohne wissenschaftliche Grundlage. Das IOC stützt sich auf führende Wissenschaftler, welche die Auswirkungen des Klimawandels in der Zukunft aufzeigten. "Selbst eine emissions-arme Zukunft kann nicht mehr verhindern, dass viele Austragungsorte von Wintersportarten künftig wohl für Olympische Winterspiele nicht mehr in Frage kommen", sagt Tourismus-Forscher Robert Steiger von der Universität Innsbruck.

Hinzu kommt, dass sich die Winter mit dem Klimawandel verkürzen. «Das wirft dann die Frage auf, wie viel Zeit für einen Weltcup, eine Weltmeisterschaft, Olympische oder Paralympische Spiele bleibt», so Bach. Diese Faktoren könnten Auswirkungen auf das Format und das Programm der Winterspiele der Zukunft haben.

Das IOC erwägt für die Zukunft ein Rotationssystem für die Austragung von Winterspielen in wenigen Orten mit existierenden Wettkampfstätten und garantiert frostigem Wetter. Diese Ansprüche erfüllt ein möglicher künftiger Austragungsort von Winterspielen nicht. Saudi-Arabien will bis 2026 mit dem Projekt "Trojena" ein gigantisches Berg-Resort mitten in der Wüste erschaffen. 2029 sollen dort die asiatischen Winterspiele stattfinden. (SDA)

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Sollte man in Zukunft wirklich häufiger auf Mattenschanzen ausweichen, wäre man in der Tat flexibler und weniger abhängig von Wetterbedingungen. Ob die eingefleischten Fans und die Springer selbst Freude daran hätten, wenn man ihre geliebte, traditionsreiche Sportart aus dem Winter ziehen würde, ist fraglich. (bjl)

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