Vom Handball-Talent zur Schweizer Bobhoffnung
Für einen coolen Winter fliesst bei Annen jetzt der Schweiss

Debora Annen spielte in der Nachwuchs-Nati Handball, als sie den Sport ihres Vaters Martin entdeckte. Jetzt steht die Zentralschweizerin vor ihrer wichtigsten Bob-Saison – der Durchbruch soll gelingen. Blick besuchte sie im heissen Sommertraining.
Publiziert: 14.08.2024 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2024 um 09:35 Uhr
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Laura ErniPraktikantin Sport

Debora Annen (22), eine junge Pilotin aus Arth SZ, hat sich in der kurzen Zeit seit ihrem Einstieg in den Bobsport vor drei Jahren bereits einen Namen gemacht. Die ehemalige Handball-Hoffnung hat – auf Umwegen – ihre Leidenschaft im Bobsport gefunden. So wie einst ihr Vater, Legende Martin Annen (50).

Junioren-Weltmeisterin im Monobob und U23-Vize-Weltmeisterin im Zweier ist die frühere Handball-Junioren-Natispielerin schon. Doch jetzt steht Annen vor der wohl wichtigsten Saison ihrer noch jungen Karriere. Sie dürfte erstmals im Weltcup als Fixstarterin dabei sein. Der Winter scheint noch weit weg. Aber bei Annen fliesst im Sommer der Schweiss, um für die Herausforderung in der Kälte vorbereitet zu sein. Blick besucht das Talent auf der Anschub-Trainingsanlage in Sihlbrugg ZG.

«Das Grundsätzliche – den Trainingsfleiss und den Sport als höchste Priorität – konnte ich vom Handball in den Bobsport übertragen», sagt sie. Eine Ellbogen-Verletzung zwang sie schon früh zum Ende ihrer Handballkarriere, Annen fand aber im Bobfahren schnell eine neue Leidenschaft: «Für mich stellt dies den besten Wechsel dar, den ich in meiner Sportkarriere je vollzogen habe.»

Die Schweizer Bobpilotin Debora Annen schwitzt im Sommer besonders stark, damit sie im Winter das Eis rasant herunterfahren kann.
Foto: Linda Käsbohrer
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«Wir wollen uns im Weltcup etablieren!»

«Wir wollen nächste Saison Weltcup fahren», meint die Bobpilotin weiter. Ihre ersten Weltcup-Starts hat sie bereits hinter sich – will sich aber auf dem Weltklasse-Niveau etablieren. Deswegen absolviert sie ihr intensives Training pflichtbewusst: zweimal Sprinttraining, zweimal Krafttraining, einmal Anschiebetraining – pro Woche. Plus zweimal Physiotherapie und tägliches Stabilisationstraining. «Du kannst am Start dein Rennen gewinnen und auf der Bahn nur verlieren», betont das Bob-Ass das Mammutprogramm an Sprint- und Krafteinheiten.

Und neben dem Training? Daneben führt Annen ihr eigenes Bobteam selbst. Das heisst, sie kümmert sich um die Sponsorenakquise und Teamzusammensetzung. Und sonst arbeitet die Schwyzerin noch im Familien-Gastronomiebetrieb – im Sommer ganze 60 Prozent. «Für mich ist der Sommer intensiver als der Winter», meint die Monobob-Juniorinnen-Weltmeisterin.

Annen in der Rolle als Teamchefin

«Ich muss mich noch mehr an die Rolle als Chefin gewöhnen. Das Organisatorische und die Verantwortung mag ich sehr, aber als Hauptfigur im Mittelpunkt zu stehen und die Rollenverteilung zu demonstrieren, gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.» Das gehöre aber auch dazu. Vor allem in einem Teamsport wie diesem. «Bobfahren – egal ob Zweier oder Monobob – ist schlussendlich ein Teamsport. Alleine wäre es nie möglich. Deswegen ist ein gutes Team eine wichtige Voraussetzung.»

Michelle Gloor (23), ihre neue Stamm-Anschieberin, lobt Annens Führungsqualitäten: «Debora ist sehr organisiert und eine grossartige Chefin. Es ist inspirierend und motivierend, mit ihr zu arbeiten.» Für beide, Gloor und Annen, gelten die Olympischen Spiele 2026 in Milano/Cortina als grosses Ziel, welches sie gerne als Team gemeinsam erreichen möchten. Ihr Trainer Dominik Scherrer jedenfalls sieht grosses Potenzial im Bobteam Annen: «Wenn Debora so weitermacht, ist Grosses möglich!»

Kurzfristig, also im nächsten Winter, möchte sich Annen im Weltcup etablieren und einen erneuten Podestplatz an der Junioren-WM sowie ein Top-8-Ergebnis an der grossen WM herausfahren. Trotz des Drucks bleibt Annen optimistisch und fokussiert: «Wir sind ambitioniert und bereit für die Herausforderung.»

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