«Mit ihm erlebte ich den Rausch meines Lebens»
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Beni über Jucker:«Mit ihm erlebte ich den Rausch meines Lebens»

Wir nannten ihn «Johnny Jukes»
Beni Thurnheer erinnert sich an Reporter-Legende Hans Jucker

Vor zehn Jahren verstarb Sportreporter-Legende Hans Jucker. Der ehemalige SRF-Moderator Beni Thurnheer arbeitete über drei Jahrzehnte mit Jucker zusammen. Blick-Sportchefin Steffi Buchli spricht mit «Beni-National» über den ehemaligen Teamkollegen.
Publiziert: 19.02.2021 um 10:38 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2021 um 07:35 Uhr
  • «Er war nicht nur lustig, er war vor allem gut!»
  • «Wie er ohne Englischkenntnisse durchkam»
  • «Er war Schuld am Rausch meines Lebens»
Steffi Buchli

Wir treffen uns anlässlich des 10. Todestages von Hans Jucker. Wie ist er Ihnen in Erinnerung geblieben?
Beni Thurnheer:
Er war ein guter Kollege, immer fröhlich und freundlich. Er nahm das Leben von der leichten Seite. So wie ihn viele Leute aus diesem lustigen Zusammenschnitt kennen. Hans war aber nicht nur lustig. Er war vor allem auch ein guter Sportjournalist. Er hatte zwei grosse Fähigkeiten: Man konnte Hans jede Sportart geben und er hat als Kommentator etwas draus gemacht. Er war ausserdem sehr schnell, arbeitete sehr gut unter Zeitdruck.

Ich erinnere mich an eine Szene aus dem Zusammenschnitt, den Sie erwähnt haben. Albertville 1992, als zwei Exotinnen einander überholten. Da hört man Sie im Hintergrund lachen.
In diesem Rennen an den Olympischen Spielen sass ich neben Hans, ich war als Eishockey-Kommentator eingeteilt und hatte gerade frei. Hans kommentierte. Ich musste eigentlich vor allem lachen, weil Hans so lachen musste. Er hat sich fast nicht mehr eingekriegt. Mit ihm konnte man es sehr lustig haben. Wir waren uns einig, dass man das Leben nicht bierernst nehmen sollte. Heute fällt mir das auf: Man berichtet über Sport, als ob es um Leben und Tod ginge. Dabei ist Sport einfach Teil des Unterhaltungs-Business. Das hat Hans schon früh so ausgelegt.

Hans Jucker

Die Zürcher TV-Kommentatoren-Legende arbeitete 46 Jahre lang für das Schweizer Fernsehen. Hans Jucker fungierte als Allrounder: Er kommentierte unter anderem die Sportarten Reiten, Rad, Boxen und Ski. Er begleitete unter anderem dreizehn olympische Spiele und 25 Ausgaben der Tour de France. Hans Jucker verstarb am 19. Februar 2011, nur einen Monat nach seiner Pensionierung.

Die Zürcher TV-Kommentatoren-Legende arbeitete 46 Jahre lang für das Schweizer Fernsehen. Hans Jucker fungierte als Allrounder: Er kommentierte unter anderem die Sportarten Reiten, Rad, Boxen und Ski. Er begleitete unter anderem dreizehn olympische Spiele und 25 Ausgaben der Tour de France. Hans Jucker verstarb am 19. Februar 2011, nur einen Monat nach seiner Pensionierung.

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Er schien ein Mensch zu sein, den man fast nicht aus der Ruhe bringen konnte.
Oh ja! Er sagte immer «Das halte ich aus!». Ich hatte oft das Gefühl: Je knapper es zeitlich wurde, desto wohler war es ihm.

Beni Thurnheer erinnert sich an Hans Jucker: «Er war nicht nur lustig. Er war vor allem auch ein guter Sportjournalist.»
Foto: TOTO MARTI
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Wie hatte er es mit den Fremdsprachen?
Das war sein grosses Handicap. Er sprach kein Wort Englisch. An der «Züri Metzgete» gewann einst ein Australier. Hans musste mit ihm das Siegerinterview machen. Er hielt dem Sieger einfach das Mikrofon unter die Nase und forderte ihn auf «Say something!», sagen sie etwas.

Der nicht so elegante Einstieg wurde dann wohl nachträglich einfach noch rausgeschnitten.
Genau, das war ja oft so. All diese Highlight-Filme über Hans Jucker, die im Internet kursieren, stammen aus Wegwerf-Material, das nie gesendet wurde. Man hört da Mitschnitte aus Gesprächen, die vor der Live-Übertragung stattgefunden haben, zwischen Hans und einem Operateur im Studio Zürich. Irgendwann hat ein Techniker gemerkt, dass diese Vorgespräche sehr unterhaltsam sind und hat systematisch angefangen, diese aufzuzeichnen. Den Zusammenschnitt schenkte das SRF Hans zur Pensionierung.

Hans Jucker hatte nicht nur seine Arbeit beim Fernsehen, er war auch sonst sehr aktiv, im Säuliamt, in seiner Heimat. Im Fussballclub zum Beispiel.
Ja, und er hat ganz Affoltern die Steuererklärung gemacht. Und dann war da noch die «Arche», ein Lokal, in welchem er regelmässig verkehrte, da steckte er Geld rein und schaute dort zum Rechten. Hans war halt ein Junggeselle. Er hatte viel Zeit und hat deshalb einiges an sich gerissen, um sein Leben zu füllen.

Hat er Sie einmal ins Arche-Pub eingeladen?
Ja, er brauchte meine Dienste als Übersetzer bei einem Rad-Zusammenzug des Schweizer Nationalteams. Das war an einem Karfreitag. Nach dem offiziellen Teil haben die mich regelrecht abgefüllt. Das war der Rausch meines Lebens. Als ich schon fast ohnmächtig war, sagten sie, ich müsse jetzt Appenzeller trinken. Nach dem fünften Appenzeller mussten sie mich dann hochtragen in den ersten Stock. Dort konnte ich ausnüchtern.

Was für eine Geschichte! Waren Sie eigentlich damals in Atlanta auch dabei, als Hans mit der einschlägigen US-Prominenz anbandelte?
Nein, aber ich kenne die Story natürlich. Hans reiste als einer der ersten der TV-Delegation an die Olympischen Spiele in die USA. Nach seiner Ankunft ging er in Atlanta in eine Bar. Er war der einzige Gast. Irgendwann kam ein gut aussehender, schwarzer Mann ins Lokal und setzte sich. Irgendwie haben die beiden sich unterhalten, Hans mit seinen nicht vorhandenen Englischkenntnissen nickte immer verständnisvoll. Die Bar füllte sich allmählich und Hans merkte, wie alle Leute seinen Gesprächspartner musterten. Als dieser sich schliesslich verabschiedet hatte, fragte man Hans, ob er wisse, mit wem er sich gerade unterhalten habe. Hans hatte keine Ahnung, dass er gerade mit O.J. Simpson geplaudert hatte, dem ebenso berühmten wie berüchtigten American Footballspieler, der unter Verdacht stand, seine Frau ermordet zu haben. Er war damals auf Bewährung draussen.

Die grössten Lacher von Hans Jucker
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Unvergessene Sport-Legende:Die grössten Lacher von Hans Jucker

Hat Hans dieses Treffen beeindruckt?
Nicht wirklich. Starrummel lag ihm fern. Die Begebenheit mit O.J. Simpson hat ihm übrigens einen Spitznamen eingebracht: Johnny Jukes. Hans war aus dem Säuliamt. Wir haben ihn damit aufgezogen, dass er sich beim Mega-Star Simpson so vorgestellt habe: «Hello, I am Johnny Jukes from the Piggy Valley!».

Hans Jucker verstarb nur einen Monat nach seiner Pensionierung. Er hatte für seine besten Freunde, dazu haben auch Sie gehört, noch ein Abschiedsfest organisiert. Dieses erlebte er leider nicht mehr. Daraus ist aber eine schöne Tradition entstanden.
Traurig über seinen Tod haben wir damals beschlossen, das Abschiedsfest trotzdem durchzuführen. Wir haben für Hans extra einen Stuhl freigelassen. Wir haben uns danach in dieser Konstellation alljährlich wieder getroffen. Corona hat diese Tradition nun leider unterbrochen.

Beni Thurnheer

Der Winterthurer mit dem Übernamen «Beni National» ist einer der bekanntesten TV-Moderatoren der Schweiz. Der heute 71jährige war 2018 zum letzten Mal bei SRF zu hören, nachdem er 43 Jahre die Schweizer Unterhaltungsbranche geprägt hat. Bekanntheit erlangte Beni Thurnheer als Sportmoderator und als Gastgeber der grossen Unterhaltungsshows «Tell Star» und «Benissimo».

Der Winterthurer mit dem Übernamen «Beni National» ist einer der bekanntesten TV-Moderatoren der Schweiz. Der heute 71jährige war 2018 zum letzten Mal bei SRF zu hören, nachdem er 43 Jahre die Schweizer Unterhaltungsbranche geprägt hat. Bekanntheit erlangte Beni Thurnheer als Sportmoderator und als Gastgeber der grossen Unterhaltungsshows «Tell Star» und «Benissimo».

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