Alle Sport-Grossanlässe wegen Coronavirus auf der Kippe
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Wird EM auf 2021 verschoben?
Alle Sport-Grossanlässe wegen Coronavirus auf der Kippe

Es hätte der geilste Sportfrühling und -sommer seit Jahren werden sollen. Doch jetzt stehen alle Grossanlässe auf der Kippe.
Publiziert: 03.03.2020 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2020 um 08:20 Uhr
Das Coronavirus sorgt in der Sportwelt für Unruhe.
Foto: imago images/Action Plus
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Fussball-EM mit unserer starken Nati. Olympische Spiele. Eishockey-WM im eigenen Land. Was für ein Sportjahr 2020! Und nun? Droht ein stinklangweiliger Sommer. Ja der langweiligste seit Jahren. Einer ganz ohne Grossanlass. Wie sieht es im Detail aus?

Fussball-EM

Für 12. Juni ist der Startschuss zur grossen Fussball-Sommerparty vorgesehen. Eröffnungsspiel Italien gegen die Türkei. In Rom. Einer Stadt, in der 90 Prozent der Hotelbuchungen für März storniert worden sind. 90%! Eine Stadt, in welcher am 31. Januar die ersten beiden europäischen Coronavirus-Patienten entdeckt wurden. Dort soll die Euro-Party starten? Und dann die Reiserei zwischen den zwölf Austragungsorten. Ein unkontrolliertes Hin und Her von Menschenmassen an der ersten Euro, welche in mehr als zwei Ländern abgehalten wird. Infektionsketten? So brüchig wie Blumenketten. Natürlich hat die Uefa noch nicht entschieden. Niemand will die Absage des drittgrössten Sportanlasse der Welt nach Fussball-WM und Sommer-Olympia. Heute steigt der jährliche Uefa-Kongress in Amsterdam. Die Absage respektive Verschiebung der EM 2020 ist nicht traktandiert, wird die Agenda gleichwohl beherrschen. Drei Optionen gibts: Eine Geisterspiel-EM. Das ist Gugus... Eine Verlegung der Matches an Risiko-Spielorten in risikoärmere Städte. Logistisch kaum zu stemmen. Oder die Absage und Verschiebung auf 2021. Spätestens Ende Monat wird man das wissen, wenn die eine oder andere Partie der EM-Playoffs um die letzten vier Plätze durch nationale Vorschriften untersagt werden wird.

Eishockey-WM

Ein Grossanlass in zwei Hallen… Das riecht schon nach hohem Ansteckungsrisiko. Weltverbands-Präsident René Fasel sagte im SonntagsBlick, dass man bis 15. März abwarte und schaue, wie sich die Pandemie entwickle. In einem ersten Schritt werde wohl entschieden, dass alle internationalen Turnier im März sowie sämtliche U18-Veranstaltungen abgesagt werden. Auch bei Fasel ist die Verunsicherung riesig. In der Tendenz spürt er, dass das Turnier eher abgeblasen als durchgeführt wird. Denn: Eine Geisterspiel-WM ist für den Fribourger keine Alternative. «Das wird es nicht geben. Das macht keinen Sinn. Sport ohne Zuschauer ist nicht möglich.» Immerhin: Die Eishockey-WM ist gegen eine Absage aufgrund höherer Gewalt versichert. «Die Prämie für eine Deckung von 22 Millionen Franken beträgt 250 000 Franken. Die Schweizer Organisatoren haben die Versicherung abgeschlossen. Finanzielle Schäden sind also ausgeschlossen», so Fasel. Das ist für den Internationalen Eishockey-Verband umso wichtiger, weil die A-WM die einzige namhafte Einnahmequelle des Verbands ist.

Champions und Europa League

In Kürze steht die Pressekonferenz von Uefa-Präsident Aleksander Ceferin an. Da wird man erfahren, wie es weitergeht. Bislang ist die Haltung der Uefa klar: Alle Spiele werden normal abgehalten. Allerdings haben politische Behörden anderweitige Verfügungen erlassen. So ist das Europa-League-Rückspiel zwischen Inter Mailand und Ludogorets im Giuseppe Meazza bereits als Geisterspiel abgehalten worden. Nun droht das auch im Rückspiel zwischen PSG und Borussia Dortmund im Parc des Princes vom 11. März. Frankreich hat nämlich ein Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 5000 Besuchern in geschlossenen Räumen erlassen. Und für gewisse auch im Freien. So wurde der Pariser Halbmarathon vom letzten Wochenende mit 44 000 Läufern abgesagt. Die Ligue 1 allerdings spielt normal weiter.

Olympische Spiele

Beim internationalen Olympischen Komitee IOC heisst es, dass man noch zwei bis drei Monate Zeit habe, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. «Es ist eine grosse Entscheidung, und man kann sie erst treffen, wenn man verlässliche Fakten hat, auf die man sich stützen kann», sagte IOC-Mitglied Richard Pound. Hinter den Kulissen werden bereits Worst-Case-Szenarien debattiert. Unter anderem eine Verlegung der Olympischen Spiele, zum Beispiel in eine europäische Großstadt. Doch das erscheint ausgeschlossen. Über 11.000 Sportler werden in Japan an den Start gehen, weitere 4400 bei den anschließend stattfindenden Paralympics. Japan ist nach China, Südkorea und Italien das Land mit den meisten bestätigten Fällen. «Im Moment wäre es schwierig, die Olympischen Spiele abzuhalten», sagt der Virologe Oshitani. Niemand wisse, ob das Virus aufgehalten werden. Die japanische Fussball-Liga J-League hat jedenfalls alle Spiele bis einschließlich 15. März abgesagt. Auch sieben Spiele des japanischen Pokalwettbewerbs wurden verschoben. Der ehemalige japanische Premierminister Yoshiro Mori, Präsident des Organisationskomitees, sagt: «Ich bete jeden Tag zu Gott, dass das Virus einfach verschwinden wird.»

Ski

Dem Ski-Zirkus scheint der ganze Corona-Wirbel vorläufig ziemlich egal zu sein. Die Frauen sind den Hang im italienischen La Thuile runtergefahren, die Männer im österreichischen Hinterstoder. Doch langsam aber sicher macht sich auch hier Unruhe breit. Markus Waldner, FIS-Chefrenndirektor der Herren, spricht Klartext: «Um das Risiko zu minimieren, muss man die Maschine stoppen. So wie es viele andere Verbände machen. Nur hat keiner die Courage, das zu entscheiden.» Das letzte Wort liegt beim FIS-Council, einem Gremium des Internationalen Skiverbands, das aus 18 Vertretern internationaler Verbände besteht. «Da kommt nichts zurzeit. Wenn die es nicht machen, dann fahren wir weiter», so Waldner. Immerhin sind die Sichereitsauflagen rigide: Interviews mussten in La Thuile aus anderthalb Metern Distanz geführt werden. SRF verzichtete darauf, Mitarbeiter ins Aostatal zu schicken. Und auch in Cortina d'Ampezzo, wo vom 18. bis 22. März das grosse Saisonfinale stattfinden soll, werden einige TV-Stationen dem Geschehen fernbleiben. Zuschauer werden keine zugelassen. Sofern das Ganze denn stattfindet. Die FIS entscheidet am Freitag, ob die Rennen in der Region Venetien, in welcher es am meisten Corona-Fälle in Europa gibt, steigen werden. Nicht geplant ist eine Streichung der Männerrennen vom kommenden Wochenende im norwegischen Kvitfjell.

Formel 1

Der Formel-1-Saisonauftakt vom 15. März in Australien und das zweite Rennen in Bahrain dürften steigen. Formel-1-Boss Chase Carey betont, dass die Königsklasse aktuell nicht plane, die Rennen abzusagen oder zu verschieben. Weitere Anzeichen für weitere Reiseverbote gebe es nicht. Einreisesperren sind die grösste Bedrohung für die Events. An der Austragung des Formel-1-Rennens von Vietnam in Hanoi vom 5. April gibt es hingegen weiter Zweifel. Die Regierung des asiatischen Landes hat die Einreisebestimmungen für italienische Staatsbürger weiter verschärft. Seit Montag müssen Italiener genau wie Südkoreaner bei der Einreise ein Visum vorweisen. Nach China ist Südkorea von dem neuartigen Coronavirus am stärksten betroffen. In Europa ist es nach wie vor mit Riesenabstand Italien mit über 2000 Infizierten. Vietnam hatte bereits in der vergangenen Woche Einreisebestimmungen für Menschen aus China, Südkorea, Italien und dem Iran verschärft. Sie müssen Erklärungen zu ihrem Gesundheitszustand abgeben und eine 14-tägige Quarantäne vorweisen. Aus Italien kommen Reifenhersteller Pirelli, Formal-1-Gigant Ferrari und das Alpha-Tauri-Team. Der Grand Prix von China von Mitte April in Shanghai wurde bereits verschoben.

Bundesliga

Der Krisenstab der Bundesregierung hat am Freitag empfohlen, bei der Risikobewertung von Grossveranstaltungen die Prinzipien des Robert-Koch-Instituts zu berücksichtigen. Bei Anwendung dieser Prinzipien sollten aus Sicht des Krisenstabs «unmittelbar bevorstehende internationale Grossveranstaltungen» abgesagt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte dennoch für «Mass und Mitte» beim Umgang mit dem neuartigen Coronavirus plädiert. Es sollten nicht alle Veranstaltungen deshalb abgesagt werden. So hat zum Beispiel das Gesundheitsamt Frankfurt verlauten lassen, dass sich Stadionbesucher grundsätzlich keine grossen Sorgen machen müssten, Im Freien wie in einem Fussballstadion sei das Risiko einer Ansteckung sehr gering, weshalb bisher auch keine Spiele abgesagt wurden. Die Bundesliga spielt jedenfalls normal weiter.

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