16-Stunden-Flug zum Nordpol sorgt für rote Köpfe
Edelweiss am Klima-Pranger

Neu bietet fliegt Edelweiss einen 16-stündigen Panoramaflug von Zürich zur Arktis. Das Ziel: Auf den Klimawandel aufmerksam machen. Nebeneffekt: Haufenweise Kerosin verbraten und CO2 ausstossen. Deshalb hagelt es Kritik von Umweltorganisationen.
Publiziert: 03.11.2018 um 12:43 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2018 um 17:35 Uhr
Der Nordpolflug soll Passagiere zu «Botschaftern der Arktis» ausbilden.
Foto: PIUS KOLLER
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Steinige Fjorde, scheinbar endlose Eisschollen, an deren weissen Oberfläche sich die Mitternachtssonne spiegelt – den Passagieren auf dem Arktis-Flug der Edelweiss wird ein einmaliger Anblick versprochen. Ab 2019 kann man mit der Airline von Zürich an den Nordpol fliegen.

Insgesamt 16 Stunden dauert der Event-Flug, Erdumrundung am Pol inklusive. Wissenschaftler und Polarforscher liefern währenddessen «themengerechte Unterhaltung und Hintergrundinformationen», schreibt die deutsche Firma Air Event, die für den Arktis-Flug mit der Edelweiss zusammenspannt, in einer Mitteilung.

«Dieses Angebot ist ein No-Go»

Ob sie die Passagiere auch auf die schmelzenden Eisberge da unten im Wasser hinweisen? Ja, heisst es bei AirEvent. Umso widersprüchlicher scheint das Angebot: Tonnenweise Kerosin verpuffen und CO2 ausstossen, während die Passagiere bei spektakulärem Panorama auf den Klimawandel hingewiesen werden.

Bei Klimaforschern sorgt das Angebot für rote Köpfe. «Es ist unnötig und widerspricht der aktuell herrschenden Debatte rund um die Umweltschäden, welche die boomende Aviatikbranche verursacht», sagt Florian Brunner von der Schweizerischen Energie-Stiftung zur «Schweiz am Wochenende».

Und auch Georg Klingler von Greenpeace wettert: «Das Angebot ist ein No-Go». Airlines sollten sich lieber auf einen effizienten Kerosineinsatz konzentrieren, statt solche Flüge zu offerieren. Wolle man den Gletscherschwund aus nächster Nähe betrachten, könne man dies auch in der Schweiz tun, meint Klingler.

Edelweiss weist Vorwürfe zurück

Die Edelweiss weist die Verantwortung von sich – obwohl der Flug mit ihrem Airbus 340 durchgeführt wird. Man sei nicht Initiantin des Fluges. Die Auswahl der Route sowie die Vermarktung lägen bei Air Event, mit der man einen Vollchartervertrag abgeschlossen habe, sagt ein Edelweiss-Sprecher zur «Schweiz am Wochenende».

Air Event zeigt sich enttäuscht über die Kritik. Schliesslich ziehe man am gleichen Strang wie die Umweltschützer. Man schaffe auf dem Flug Bewusstsein über die Treibhauseffekte, so der Sprecher. Die Teilnehmer gingen als «Botschaftern der Arktis» von Bord, verbreiteten ihr erlangtes Wissen in ihrem Umfeld.

Das deutsche Unternehmen bietet die Arktis-Flüge bereits seit zehn Jahren an. Nachdem der frühere Partner Air Berlin pleite gegangen war, schloss man den Vertrag mit Edelweiss ab. Am 10. Mai 2019 fliegt die Schweizer Fluggesellschaft zum ersten Mal von Zürich an den Nordpol. (hah) 

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